Europa definiert, die USA kommuniziert

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Getreu dem Motto von "Corporate Social Responsibility“ wirbt Howard Schulz, Geschäftsführer der Kaffeekette Starbucks, derzeit medial für die hauseigene Initiative "Starbucks College Achievement Plan“, die Starbucks-Mitarbeiter kostenlos an die Universität schickt. Die Mitarbeiter dürfen sich für den Studiengang ihrer Wahl inskribieren. Starbucks zahlt. Wie in der von Popkultur geprägten USA typisch, wird aus einer Initiative für Mitarbeiter automatisch eine riesige Werbekampagne, mit Plakaten, Artikeln, inklusive Talkshow-Besuchen von Schulz. In Europa wird so etwas selten groß inszeniert. Europaweit befinden sich beispielsweise betriebliche Gesundheitsförderprogramme im Aufschwung, davon erfährt man aber oft nur unternehmen- und branchenintern. Das liegt etwa daran, dass in Europa nicht hinter jedem Unternehmen prominente Persönlichkeiten stehen, die sich gerne im Rampenlicht sehen.

CSR in Europa lange Zeit keine Priorität

Sozial- und umweltbewusste Unternehmen gibt es nicht erst seitdem es den Begriff CSR gibt. Ein Beispiel wäre etwa Moses Brown, der wie andere Kaufmänner ursprünglich vom Sklavenhandel profitierte, jedoch Ende des 17. Jahrhunderts einen moralischen Wandel vollzog und danach eine aktive Kampagne zur Abschaffung des Sklavenhandels betrieb. CSR kann die unterschiedlichsten Formen annehmen. Als eigenständiger Begriff wurde CSR 1953 in den USA in Bowen’s Publikation "Social Responsibility of Businessmen“ (Soziale Verantwortung von Unternehmern) geprägt. In Europa fand sich CSR dagegen erst Anfang 2000 auf der Agenda der europäischen Kommission. Auf Grund des in unseren Breitengraden herrschenden sozialen Sicherheitsnetzes des Wohlfahrtsstaates war CSR europaweit lange Zeit keine Priorität. Als sich die EU des Themas CSR annahm, legte man den Schwerpunkt auf Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik.

Im Allgemeinen geht es bei CSR in Europa darum, dass sich Unternehmen intern regulieren. In den USA dagegen steht CSR vielmehr dafür, dass Unternehmen für die Gemeinschaft da sind und sie unterstützen. Außerdem gibt es in den USA im Unterschied zur EU keine offizielle Definition für CSR. Grund dafür ist, dass es US-Unternehmen nicht darum geht, CSR in einer bestimmten Weise zu definieren, ihnen ist es wichtiger, ihre Kampagnen an die Öffentlichkeit zu tragen. Egal, wie sich die kulturellen Kontraste letztlich auf CSR-Strategien auswirken: Es geht bei CSR doch immer darum, sich unternehmerisch für die Gesellschaft einzusetzen. Ob man das mit einem unternehmensinternen Aerobic-Kurs oder mit einer Kampagne schafft, in der man die Verwendung von Fairtrade-Kaffee ankündigt, ist nebensächlich. Letzten Endes wirkt beides positiv auf die Gesellschaft. Egal, ob es in der Tradition des europäischen Sicherheitsnetzes oder in der amerikanischen Popkultur umgesetzt wird.

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