"Partner statt Geber"

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Elena Bonfiglioli, Microsofts CSR-Managerin für Europa, über das soziale Engagement von Firmen.

Die Furche: Sie bezeichnen sich als CSR-Anwenderin. Was ist nun für sie verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln?

Elena Bonfiglioli: Es ist die Art und Weise, wie wir unsere Unternehmensphilosophie leben. Wir helfen Menschen und Unternehmen, ihre Potenziale zu erkennen. Wir möchten mit unseren Produkten nachhaltiges sozio-ökonomisches Wachstum unterstützen. Allgemein gesprochen: Mittels moderner Technik wird Wachstum möglich. Das sieht man auch im Wettbewerbs-Index des World Economic Forum: Fünf von neun Faktoren, die zur Einschätzung von Ländern herangezogen werden, sind Bereiche, in denen Technologie entscheidend zum Wachstum beitragen kann.

Die Furche: Sie sind der Meinung, dass der CSR-Ansatz einer Firma von den jeweiligen Kernkompetenzen abhängig ist, man könnte aber doch auch Dinge unterstützen von denen man keine Ahnung hat?

Bonfiglioli: Ja, aber das wäre dann nur Sponsoring oder man bräuchte eine Beratungsfirma, die einem bei dem Vorhaben unterstützt, da man ja selbst überhaupt keine Ahnung hat. Ich bin überzeugt, dass nachhaltige CSR nur dann stattfinden kann, wenn sie in dem Bereich passiert, in dem man das meiste Know-how hat. Nur so wird das Unternehmen auch glaubwürdig auftreten können. Um ehrlich zu sein, könnte Microsoft natürlich auch einfach Museen unterstützen, aber das wäre doch reine Philanthropie, da wir nicht unsere Expertise miteinbringen können. Wenn ich von Kernkompetenzen in Verbindung mit CSR spreche, dann meine ich, dass man einen Geber in einen Partner verwandelt und so versucht, das Beste aus dem Projekt herauszuholen, um eine Lösung zu finden.

Die Furche: Was wäre so ein Projekt, das von der Kernkompetenz Microsofts ausgeht?

Bonfiglioli: Als wir unser Programm zur Energieeffizienz-Steigerung bei uns im Haus und bei der Produktion unserer Produkte starteten, begannen wir mit der Clinton-Stiftung zusammenzuarbeiten. Nun arbeiten wir mit den 40 größten Städten der Welt zusammen, um ihnen mit unserer Technologie zu helfen, ihre Energieeffizienz zu erhöhen. Software kann hier einen entscheidenden Beitrag leisten, das ist unser Plus, das wir in das Projekt einbringen.

Die Furche: Wenn Sie von Philanthropie sprechen, dann fällt einem sofort die Gates-Stiftung ein, was hat die mit der Microsoft CSR zu tun?

Bonfiglioli: Gar nichts, denn das sind zwei getrennte Bereiche. Es gibt den Corporate Responsibility-Bereich mit den sozialen Aktivitäten und dann eben den komplett eigenständigen philanthropischen Bereich mit der Gates-Stiftung. Das sind zwei verschiedene Dinge, und jeder für sich hat sein eigenes Management und eigene Zielvorstellungen.

Die Furche: CSR ist bei Microsoft nicht in einer Abteilung geparkt, sondern geht alle im Unternehmen an …

Bonfiglioli: Jeder der mit CSR zu tun hat - aus allen Abteilungen - ist im Citizenship-Cabinet. Somit können sich alle einbringen, das sieht man auch daran, dass sehr viele Ideen von den Mitarbeitern selbst kommen. Es ist auch bereits so, dass eine neue Generation von Mitarbeitern nachkommt, die sich den besten Arbeitgeber aussuchen können. Und das heißt auch, dass das ein Betrieb sein muss, der sich im Bereich CSR engagiert. Auch unser Diversity-Program, Mutterschafts-Urlaub, flexible Arbeitszeiten und dergleichen sind Teil unserer Citizenship-Strategy.

Die Furche: Es verwundert wenig, dass Microsoft eine Software hat, um den Bereich CSR - oder wie Sie es nennen Corporate Citizenship - zu managen. Interessant ist, dass Sie behaupten, somit auch CSR messbar machen zu können. Wie geht das?

Bonfiglioli: Das ist auch der Sinn des Programms, dass die Kosten für CSR nachweisliche Auswirkungen bei den Projektpartnern haben. So investieren wir in der Region Europa/Mittlerer Osten/Afrika jährlich sieben Millionen Dollar in Schulungen. Diese Ausgaben müssen eine gewisse Anzahl von Leuten erreichen. Somit ist jeder eingesetzte Dollar zurechenbar und man kann nachverfolgen, wie vielen Menschen wo in der Welt geholfen wurde.

Die Furche: Was raten Sie kleinen und mittleren Unternehmen, wenn diese beginnen, sich mit CSR auseinander zu setzen?

Bonfiglioli: Sich von dem Wort CSR nicht abschrecken lassen, es sind oft die kleinen Dinge, die große Auswirkungen haben. Kreativ sein, denn CSR ist nichts anderes als soziale Innovation.

Das Gespräch führte Thomas Meickl.

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