Der General der Infanterie Albert Bach, Befehlshaber der Gruppe II in Graz, hat seinen Abschied genommen.Na und? Das haben, seit Kreisky das Heer kujoniert, vor Ihm schon etliche andere auch getan, und überdies ist er, wie die Sozialisten mit dem ihnen eigenen Takt kommentierten, schwer leidend und überhaupt pensionsreif.Bachs Rückzug in das Privatleben bedeutet in Wahrheit aber doch sehr viel mehr als die Reduzierung des Offizierskorps um einen der ranghöchsten Generäle. Denn wie kein anderer galt der General Bach im Heer selber und über das Heer hinaus als Garant und Symbol einer
Neben dem Balkan ist Skandinavien die zweite Achillesferse I des freien Westens, denn: Finn-| lands Souveränität findet ihre engen Grenzen bereits an der von der sowjetischen Botschaft in Helsinki ausgeübten Pressezensur; Schweden ergreift keineswegs nur in der Vietnamfrage die Partei des Weltkommunismus; Dänemark honoriert das Werben russischer Spitzenpolitiker mit dem Abbau seiner Landstreitkräfte; und Norwegen — also, wenigstens bei Norwegen durfte man noch gewisse Hoffnungen hegen, trotz der moralisch und materiell geringen Verteidigungsbereitschaft des kleinen Volkes in seinöm
München und Fürstenfeldbruck, 5. und 6. September. Man stelle sich vor, die Deutschen hätten die Terroristen mitsamt ihren Geiseln abfliegen lassen — die ganze Welt hätte aufgeheult: der deutsche Staat schiebt seine Verantwortung ab und ermutigt damit zu weiteren Terrorakten! Schon deshalb mußte, als man mit Reden am Ende war, geschossen werden.Man stelle sich aber auch vor, die Polizeiaktion wäre wenigstens insoweit geglückt, daß die Masse der Geiseln ohne allzu schwere eigene Verluste hätte befreit werden können — die ganze Welt hätte aufgejubelt: Die Deutschen haben das
Euphoriker, die sich für Politiker halten, haben in die deutschen Ostverträge den Anfang dessen hineingedeutet, was man gemeinhin den Austausch von Personen, Ideen und Informationen nennt; und von der Sicherheitskonferenz versprechen sie sich — und leider eben nicht nur sich, sondern allen Menschen in Ost und West — eine zunehmende Liberalisierung dieses Austauschs.In der westlichen Welt ist ein solcher Austausch sozusagen ortsüblich: wer auf Sizilien grad keine Arbeit findet, verdingt sich nach Wolfsburg; wer von der FU Berlin genug hat, studiert an der Sorbonne weiter; wer der „New
Politiker, die in den klassischen Bereichen ihrer Zuständigkeit sich verausgabt haben, offerieren dem von Neutralismus, Inflation usw. bereits bis zur Lethargie gelangweilten Publikum etwas, das anscheinend neu ist im Repertoire: eine höhere „Qualität des Lebens“. Gemeint ist damit nicht ein besseres Huhn im Topf oder ein besseres Straßennetz — denn dafür zu sorgen, behaupten die Politiker ja schon seit eh und je —, sondern gemeint ist damit so etwas wie Glück.Nun ist Politik, schon vom Wortstamm her, das staatliche oder auf den Staat bezogene Handeln, als Staatspolitik zur
Kaum hatten die Schriftsteller das „Ende der Bescheidenheit“ proklamiert, als ihnen schon vorgerechnet wurde, wie gar nicht so wenig sie doch verdienten. Beweis: Es ist noch keiner verhungert.Und in der Tat: Verhungert ist wirklich noch keiner. Aber am Leben geblieben sind sie, von den ganz wenigen Erfolgsautoren abgesehen, einzig dadurch, daß sie, statt zu dichten, den Lebensunterhalt in einem bürgerlichen Beruf sich verdienen; oder aber dadurch, daß sie ihr Talent in semi-literariscben Tätigkeiten exploitieren, im Verfassen von Sachbüchern wie von Buchbesprechungen bis zum
Man erinnert sich noch — oder eben: man erinnert sich nicht mehr: Am 2. Mai dieses Jahres ist bei Drasenhofen ein Mann namens Masaryk — ein Name, übrigens, der eigentlich Assoziationen wecken müßte an jenen Minister Masaryk, der nach dem kommunistischen Putsch von 1948 in einem neuen Prager Fenstersturz seinem Leben ein Ende gesetzt hat —; vor mehr als einem Vierteljahr also ist ein Mann namens Masaryk von tschechoslowakischen Grenzern niedergeschossen und vom österreichischen Hoheitsgebiet auf das Territorium der CSSR verschleppt worden. Außenminister Kirchschläger reagierte so
Das Musical „Hair“ ist gewiß nicht, wie einige Hochjubler meinten, die gültige Selbstdarstellung und Selbstinterpretation der heutigen Jugend; aber zweifellos ist es etwas, mit dem ein beträchtlicher Teil dieser jüngsten Generation sich identifiziert hat und immer noch identifiziert. Diese Stadthallenoper offeriert zu stark reduzierten Preisen, im Ausverkauf eben, eine angeblich neue Natürlichkeit: das „einfache Leben“ im Gegensatz zur komplexen Kompliziertheit all dessen, was im weitesten Sinne unter den Begriff der Kultur fällt.Unter dieser Einschränkung aber wird man gewissen
Neten Kräfte, ihr Volk und ihre Regierung, wird den Arabern beistehen und wird sie auch weiterhin ermutigen und unterstützen. Wir sind eure treuen Freunde und werden euch auch in Zukunft helfen, denn dies ist die politische Linie der Sowjetunion, der Partei und der Regierung.“ Also sprach der als Friedensfreund sattsam bekannt Marschall Gretschko im Mai 1967, und zwei Wochen später standen Israels Truppen am Suezkanal, in Scharm el-Sheik, am Jordan und auf den Golan-Höhen.In den folgenden Jahren ersetzte die Sowjetunion die enormen Materialverluste der Araber, jedoch vielfach mit
Niemand weiß, was der eben 80jährige Staats- und Parteichef Jugoslawiens gedacht hat, als Rußlands neue Zaren ihn, den Ketzer, brüderlich küßten und sichtbarlich ehrten. Die Kommentatoren im Westen sprachen mindestens von einer Annährung, vielfach sogar von einer endgültigen Aussöhnung, gewissermaßen von der Heimkehr des verlorenen Sohnes. Und wirklich: Wenn man sich ins Gedächtnis zurückruft, mit welchem Aufwand Tito in Moskau begrüßt und bewirtet worden ist, dann muß man beinahe geneigt sein, das ganze Theater für bare Wirklichkeit zu nehmen.Doch nur: beinahe. Denn welchen
Die Stadt Wien hat kürzlich ihre Kulturpreise für 1972 verliehen, und wieder einmal hat eine österreichische Jury die in sie gesetzten Erwartungen absolut nicht erfüllt. Vor jeder Preisverleihung bangt man nämlich, daß vornehmlich der ' heimische Schwachsinn prämiiert werde, da dieser, im Gegensatz zum Geist oder gar zum Genie, keine wie immer geartete Unbequemlichkeit verursacht. Der Preis für Publizistik aber wurde just einem Mann gegeben, der — bevor er uns einen zeitgemäß deutschen Moliere schenkte — jahrzehntelang professionell unbequem war: Hans Weigel. Und bei den
Der neueste Rösch-Plan hat leider nur denjenigen Staub aufgewirbelt, der sich dann als Druckerschwärze niederschlägt. Gewiß: dieser Ministerentwurf zum Wehrersatzdienst ist an sich schon komischer als alles, was Kreisky und seine Humoristen bis jetzt geboten haben: Da will man, zum Beipiel, die infolge ihres geröteten Gewissens Frontuntauglichen an die Preisfront kommandieren, wo sie Gefahr laufen, zwar nicht den physischen, aber den moralischen Heldentod zu sterben; denn wie sollten gerade diejenigen, denen Staat und Volk als nicht verteidigungswert erscheinen, den Heroismus aufbringen,
Das österreichische Bundesheer besteht faktisch nur noch aus den Fähnchen auf der Lagekarte, und zwar sieht das, nach den Plänen der Regierung, etwa so aus: Dem Armeekommando unterstehen, nebst Fliegertruppe und Femmeldeeinheiten, zwei Gruppen-kommanden (Korpsstäbe): eines in Graz für Wien, Niederösterreich, das Burgenland und die Steiermark, und eines in Salzburg (für Kärnten, Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg).Diese Spitzengliederung wirkt, wenn man die Landkarte betrachtet, wie ein Kasinowitz. . Die Gruppe Graz mag als Notlösung gerade noch akzeptabel sein, obwohl es
Das Matriarchat muß, bei der i notorischen Streibarkeit des Weibervolkes, nicht notwendig besser sein als das Patriarchat — angenehmer für die Mannsbilder wäre es jedenfalls. Denn wenn das angeblich starke, in Wahrheit aber schwächere Geschlecht nun einmal für etliche Jahrhunderte ! aller Verantwortung ledig wäre, i nur niederen Tätigkeiten zu obliegen hätte und ansonsten in schöngeistigem Müßiggang auf der • Stelle treten könnte, dann fände dieses schwache, weil geschwäch-; te Geschlecht vielleicht seine ; Chance, sich zu regenerieren. Doch bis dahin ist's noch weit, und bis
Wenn es wahr ist, daß die deutschen Ostverträge den Weg zur europäischen Sicherheitskonferenz freigemacht haben, dann muß man im nachhinein noch wünschen, daß diese Verträge nicht geschlossen worden wären. Denn aus einer an sich wünschenswerten Sicherheitskonferenz können die nichtkommunistischen Staaten nur dann unversehrt herauskommen, wenn sie sich ohne moralischen Druck von innen und außen an den Verhandlungstisch setzen. Diese lebenswichtige Voraussetzung ist aber nicht mehr gegeben, seit die Ostverträge weit über Deutschland hinaus eine Euphorie entfacht haben, in der das
13. Europagespräch zu Wien, Generalthema: „Europas Neuorientierung“, eines der Einzelthemen: „Europäische Sicherheitskonferenz“: Am Podium: die westdeutsche Staatssekretärin Focke, Österreichs Außenminister Kirchschläger, der rumänische Professor Moldovan.Der Rumäne benützte die Gelegenheit, dem in der Breschnew-Doktrin konkretisierten Imperialismus der Russen zu opponieren — natürlich in der Verklausulierung, die jener Imperialismus seinen Vasallen aufzwingt. Um so krasser trat hervor, was die beiden Politiker aus dem freien Westen betrieben: BiertLschpolitik auf
Die Befürworter einer Sozial! sierung plus Neutralisierung, also der Finnlandisierung Europas von Skandinavien über die Bundesrepublik Deutschland bis Österreich jubelten auf, als Willy Brandt mit seiner parlamentarischen Minderheit dann doch noch die Ostverträge unter (das freilich brennende) Dach brachte; sie bejubelten den bislang größten Sieg der sowjetischen Europa Politik seit dem Ende des Krie ges: den hinter der SchmeicheL formulierung von Gewaltverzicht — den übrigens die Bundesrepu blik in völkerrechtlich relevanter Form, wenn auch damals gegen die Stimmen der
Die Tschechen schössen und verschleppten, die Österreicher legten Protest ein und forderten die Rückstellung des Entführten. Die Tschechen schoben die Schuld auf diesen und bezichtigten die Österreicher der hysterischen Hetze. Außenminister Kirchschläger, befragt, ob Österreich auf der Rückstellung des Entführten beharre, sprach ein unzweideutiges Ja mit dem zweifellos richtigen Argument, weder Herkunft noch jetzige Staatsbürgerschaft jenes Herrn Masaryk spielten eine Rolle; allein entscheidend sei die nicht einmal von den Tschechen bestrittene Tatsache, daß dieser sich auf
Der ehemalige SS-Mann Johann Gogl ist, nach dem Spruch der Geschworenen, nicht schuldig. Häftlinge des KZ Mauthausen mißhandelt und ermordet zu haben.Wenn einer täglich, ja stündlich um sein Leben zittern muß, weil er es, dieses sein Leben, von der Laune eines hemmungslosen Peinigers abhängig weiß, dann wird dessen Gesicht sich dem tödlich Bedrohten wohl unverlierbar einprägen. Die Zeugen waren nicht aufgerufen, irgendeinen Zufallsbekannten wiederzuerkennen, sondern den unheiligen Todesengel zu identifizieren, der unter ihnen gewütet hatte. Trotzdem glaubten die Laienrichter, an dem
Laut Artikel 79, Absatz 2 der Bundesverfassung ist das Bundesheer auch „zur Hilfeleistung bei Elementarereignissen und Unglücksfällen außergewöhnlichen Umfanges bestimmt“, wofür naturgemäß vor allem die Pioniertruppe in Betracht kommt. Der geltenden Heeresgliederung zufolge verfügt jede der drei Gruppen über ein Pionierbataillon und zwei bis drei Pionierkompanien, und dem Ministerium direkt untersteht ein weiteres Pionierbataillon — das sind nach Abzug der 1968 stillgelegten Einheiten immerhin 15 Kompanien mit normalerweise weit mehr als 2000 Mann. Aber das jüngste Hochwasser
Im ersten Weltkrieg hat Karl Kraus einer Menschheit, die geborenes Leben zu schützen nicht imstande war, das Recht abgesprochen, sich für den Schutz des ungeborenen Lebens zu ereifern; die Mütter litten — so Kraus — weit mehr unter der Abtreibung ihrer erwachsenen Söhne als unter der der Leibesfrucht. Womit der Satiriker zwar sein unbedingtes moralisches Veto gegen den Krieg, deswegen aber nicht auch schon gegen den ominösen Paragraphen eingelegt hat, den er „ein Präservativ gegen die Untreue“ nannte und deshalb bekämpft hat, weil er ihn zum Instrumentarium terroristischer
Was auch immer in Osterreich gespielt werden mag: Fußball ist es nicht, das hat das Nationalteam nun oft genug bewiesen. Dabei ist die Niederlage gegen die CSSR nur deshalb so glimpflich ausgefallen, weil deren Mannschaft nicht eigentlich besser, sondern nur weniger schlecht gespielt hat.Das (hoffentlich schon vergessene) Spiel in Brünn war immerhin lehrreich gewesen, denn volle 30 Minuten lang hat es schonungslos die Wahrheit bloßgelegt: daß in Österreich nicht einmal mehr die „Stars“ dieses Sports ihr — wenn man so sagen darf — Handwerk beherrschen. Witz oder ?ar Genie verlangt
Also sprach Friedrich Dürren-matt: „Ich nannte Habe einen Faschisten, nicht, weil ich glaube, daß er Mitglied einer faschistischen Partei sei oder weil er einmal ein Faschist war, sondern weil er mit undemokratischen Mitein kämpfte und kämpft“, was die Kommunisten natürlich niemals getan haben und tun, weshalb sie ebenso natürlich keine Faschisten sind. „Es blieb keine andere Wortwahl übrig“, behauptet Dürrenmatt, obwohl doch auch „Saujud“ sich zwanglos da angeboten hätte; indessen: die Zeiten haben sich geändert und mit ihnen die Termini der Diffamierung, und nur die
Der Bundesminister für Auswärtige Angelegenheiten der Republik Österreich übt sich weiter in neutralistischen, also prosowjetischen Fleißaufgaben. Bereits im Juli 1970 hatte er die nur vom Ostblock dringend gewünschte Sicherheitskonferenz urgiert, obwohl eine solche Veranstaltung nicht weniger als eine Kapitulation der freien Welt bedeuten würde, sofern deren Staaten nicht erst nach genauester Abstimmung untereinander dem ideologischen Gegner sich stellen; und bei der Gelegenheit hatte er gleich auch für eine beiderseitige Truppenreduzierung plädiert, obwohl davon nur die Sowjetunion