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Menetekel

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Der General der Infanterie Albert Bach, Befehlshaber der Gruppe II in Graz, hat seinen Abschied genommen.

Na und? Das haben, seit Kreisky das Heer kujoniert, vor Ihm schon etliche andere auch getan, und überdies ist er, wie die Sozialisten mit dem ihnen eigenen Takt kommentierten, schwer leidend und überhaupt pensionsreif.

Bachs Rückzug in das Privatleben bedeutet in Wahrheit aber doch sehr viel mehr als die Reduzierung des Offizierskorps um einen der ranghöchsten Generäle. Denn wie kein anderer galt der General Bach im Heer selber und über das Heer hinaus als Garant und Symbol einer verantwortungsvollen militärischen Führung. Wie — sofern diese Analogie erlaubt ist — zuerst Afrika Uftd dann die Normandie In Rommel, wie die deutsche Ostfront in Mattstem sich gleichsam personifizierte, so sah das österreichische Bundesheer sich verkörpert in Bach. Er stand stellvertretend für dieses ganze Heer, und dessen Schicksal hing an dem seinen. Nur so wird verständlich, daß die stei-rische „Kleine Zeitung“ in den Entsetzensschrei ausbrach, damit sei das Ende des Heeres gekommen.

Vor diesem Ende hatte gerade Bach stets gewarnt, und mit diesen Warnungen hatte er sich die kompromißlose Feindschaft Krei-skys und Lütgendorfs eingehandelt, die jetzt natürlich so tun werden, als hätten sie — wie weiland Kaiser Franz Joseph — „es nicht gewollt“. Sie werden sogar so weit gehen, zu behaupten, Bach habe den spektakulären Schritt nur gesetzt aus Verärgerung darüber, daß die vom Wehrgesetz 1971 geforderte Bereitschaftstruppe jetzt wirklich formiert werden soll — als ob ein Mann von der Fachkenntnis Bachs nicht wüßte, daß ohne Geld und ohne Kader gerade diese Bereitschaftstruppe ein wehrloser Torso bleiben muß und daß anderseits die Konzentration der kargen finanziellen und personellen Mittel auf die Bereitschaftstruppe just das unmöglich macht, was das Wehrgesetz eben so zwingend vorschreibt, aber vergleichsweise leichter zu realisieren wäre: die Heranbildung einer kampfkräftigen Landwehr! Die ostentative Abkehr vom Landwehrgedanken mag für Bach der letzte Anstoß dazu gewesen sein, den in Ehren getragenen Uniformrock an den Nagel zu hängen. Die ganze Wahrheit sieht aber wohl so aus, daß nun auch er, der vielleicht allzulange auf die Rückkehr politischer Vernunft gehofft hat, den Schwindel durchschaut.

Es geht ein Offizier, der seine Truppe optimal geführt hat; ein Mann, der die politische und militärische Verantwortlichkeit über den persönlichen Opportunismus gestellt hat; ein Mensch, der seine freie Zeit mit dem Malen von Aquarellen gefüllt hat. Für Persönlichkeiten ist offenbar kein Platz mehr in dieser Karikatur eines Heeres. Wann muß der mit der Aufstellung der Bereitschaftstruppe beauftragte und jetzt, wider Willen, in die Rolle des Siegers gedrängte General Span-nocchi dem älteren Kameraden folgen?

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