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Puch schlug Honda in Großbritannien

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Bei einem Festakt im Werk Graz der Steyr Daimler Puch AG erklärten Generaldirektor Rabus und dessen Stellvertreter, Direktor Rösler, daß in Spanien eine Produktion von Zweiradfahrzeugen für dieses Land, Portugal und deren Uberseebesitzungen, möglicherweise auch für Lateinamerika aufgezogen wird. Die Motoren für das in Gijön gelegene Werk werden von Graz geliefert. Große Erfolge in Großbritannien, wo es Steyr gelang, sogar den übermächtigen japanischen Honda-Konzern zu überflügeln, haben Steyr ermutigt, nicht nur alle Anstrengungen zu machen, um den ohnedies beachtlichen Exporterfolg noch zu vergrößern, sondern auch eigene Produktionen im Ausland vorzunehmen. Besonders augenfällig sind die Erfolge eben in Großbritannien, wo ein Marktanteil von 36 Prozent gegenüber Honda (32 Prozent) erzielt werden konnte. Anläßlich des Spatenstichs, der den zweiten Bauabschnitt in Thondorf markierte, war auf dem neuen Baugelände ein Querschnitt durch das Zweiradprogramm der Puch-Werke vom kleinsten Fahrrad Minisprint über die erfolgreiche Type Bergmeister, vom Puch-Maxi bis zu den ausgereiften Typen M 50 SE und M 125 zu sehen. Ein zweiachsiger und ein dreiachsiger Pinzgauer, beide für militärische Zwecke entwickelt, ergänzten neben einem Puch-Haflinger und einem Personenwagen Puch 500 die Objekte, die in den zu erbauenden Hallen gefertigt werden sollen. Für die Pinzgauer interessieren sich außer dem österreichischen Verteidigungsministerium auch die Armeen der Schweiz und Schwedens. In ihren Ansprachen gaben die beiden Direktoren einen Überblick über die geschichtliche Entwicklung der Werke seit der Jahrhundertwende und über die augenblickliche sehr günstig erscheinende Lage sowohl in der Erzeugung als auch im Export.

Man hat der Steyr Daimler Puch AG vorgeworfen, daß sie trotz ihrer zur Verfügung stehenden hohen liquiden Mittel zuwenig investiere. Am 15. Juni dieses Jahres wurde in Graz der Gegenbeweis zu dieser Behauptung erbracht, als der Landeshauptmann der Steiermark, Josef Krainer, den ersten Spatenstich für den Neubau einer Halle machte und damit das Zeichen zum Beginn eines großen Investitionsprogramms im Werk Graz gab. Die Produktionskapazität des Werkes auf dem Sektor der Zweiräder soll durch den Neubau erweitert werden. Bekanntlich haben die Steyr-Daimler-Puch-Werke in der letzten Zeit ständig mehr produziert. Für das Jahr 1970 sind 320.000 Fahrräder, das sind mehr als 10 Prozent mehr als im Vorjahr, geplant, die Zahl der Mopeds wird auf 140.000 geschätzt (das sind sogar etwa 30 Prozent mehr gegenüber 1969), und erst recht soll die Herstellung von Mopedmotoren mehr als verdoppelt werden (50.000 Stück). Auch die Zahl der Haflinger wird sich heuer von den bisherigen 1200 auf voraussichtlich runde 2000 Stück erhöhen. Dazu kommen dann noch 5000 Stück Motorräder.

Mit diesen Ausstoßzahlen ist allerdings die Kapazität der Grazer Erzeugungsanlagen erreicht, eine Rationalisierung allein genügt nicht, und so bleibt nichts anderes übrig, als die Erzeugungsstätten zu erweitern. Daran hat man bereits früher gedacht, und die erste Bauphase der Erweiterungsarbeiten konnte vor rund sechs Monaten abgeschlossen werden. Es ging im wesentlichen um Hallenzubauten, den Neubau der mit VII bezeichneten Halle und den Neubau der Neutralisationsanlage. Nunmehr wurde der zweite Bauabschnitt begonnen, er umfaßt den Neubau einer achten Halle und den eines Werkstättengebäudes für Versuchszwecke. 90.000 Kubikmeter umbauter Raum auf einer Fläche von 10.500 Quadratmetern werden in der achten Halle den Haflingern und überhaupt der Erzeugung von Vierradfahrzeugen dienen, denn hier sollen Lackierung, Fertigmontage und Karosserieherstellung untergebracht werden. Sie wird fünfschiffig sein, Eisenbahnanschluß haben und 350 Angestellte und Arbeiter beherbergen.

Wesentlich kleiner ist die zweite Halle für den Versuch; sie hat nur zwei Schiffe, aber sie ist in zwei Richtungen erweiterungsfähig. Hier sollen etwa 60 Belegschaftsmitglieder arbeiten. Für später sind weitere Ausbauten durch einen zweigeschossigen Zubau vorgesehen. In der Gesamtplanung dieser Investitionsvorhaben der Steyr-Werke soll in Zukunft eine größere Flexibilität Platz greifen, denn die gesamte Fertigung soll umstrukturiert und der Materialfuß verbessert werden. So sollen sich in der vergrößerten Halle die Montagen der Zweiradfahrzeuge konzentrieren. Die Baukosten werden mehr als 100 Millionen Schilling betragen, von dieser Gesamtinvestition entfallen etwa 40 Prozent auf die beiden neuen, jetzt begonnenen Hallen.

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