Werbung
Werbung
Werbung

Meuchelnder Mörder

from Hell

USA 2001. Regie: Allen und Albert Hughes. Mit Johnny Depp, Heather Graham und Ian Hom. 137 Min.

Jack the Ripper bildet den Inbegriff des Massenmörders, und sein faszinierender Mythos entstand, weil der wahre Täter nie gefunden werden konnte. Was Spekulation bleibt, nährt die Phantasie. Die Brüder Albert und Allen Hughes ("Menace II Society") verfilmten mit "From Hell" nun die Geschichte um den geheimnisvollen Frauenmörder, der im Jahr 1888 im Londoner Bezirk Whitechapel Prostituierte am laufenden Band regelrecht abschlachtete. Die Hughes setzen Johnny Depp als Inspektor Frederick Abberline auf ihn an. Abberline selbst versetzt sich gerne in einen Opium-Rausch und imaginiert etwaige Fahndungs-Strategien, um den Mörder, den er im Ärzte-Milieu vermutet, zu fassen. Unvollständig wäre der Plot, würde Abberline sich nicht in die Prostituierte Mary Kelly (Heather Graham) verlieben. Durch die Präsenz des stets sinnierenden Johnny Depp erhält sich die düstere Inszenierung das Geheimnisvolle. Dass keine der Dirnen in ihren staubigen Kleidern auch nur annähernd so gut aussieht wie Heather Graham, nehmen wir als verkaufsförderndes Argument in Kauf.

Matthias Greuling

Türkische Klischees

O da beni Sevigor - Sommerliebe

Türkei 2001. Regie: Baris Pirhasan. Mit Luk Piyes, Lale Mansur, Ece Eksi. 106 Min.

Die türkische Fremdenverkehrswerbung kann sich freuen: "Sommerliebe" zeigt ein wunderschönes Ostanatolien voller Mohnblumenfelder, Obstbäume und malerischer Dörfer. Dorthin wird die 12-jährige Esma (Ece Eksi) im Sommer zwangsverschickt, weil sie schlechte Noten hat. Die starke soziale Kontrolle, die in einer traditionellen Großfamilie herrscht, bekommt das Stadtmädchen rasch zu spüren. Als Frau spazieren gehen ist ebenso unerwünscht wie der Kontakt zur geliebten Tante Saliha (Lale Mansur). Diese trauert offiziell um ihren Mann, in Wirklichkeit hat sie gegen den Willen der Familie ihren Geliebten geheiratet. Als erniedrigte Verlassene muss sie jedoch zurück. Gesellschaftlichen Zwängen gibt "Sommerliebe" leider viel weniger Raum als Klischees: grillende Familien, pittoreske Ernteszenen, alewitische Märchenerzähler am Lagerfeuer.

Isabella Marboe

Zuckersüße Teenies

Freche Biester

USA 2001. Regie: Melanie Mayron. Mit Piper Perabo, Jane McGregor, Trent Ford, Michael McKean. 93 Min.

Die kandisinsüße, texanische Lokalschönheit Starla will unbedingt TV-Star werden. Top-Cheerleaderin, Miss "Beef" - das sind die ersten Stationen auf dem Weg in die große Stadt. Durch die Betreuung einer französischen Gastschülerin plant sie ihren Status als Everybody´s Darling der Highschool zu festigen. Die unscheinbare Geneviève, gespielt von der durch "Coyote Ugly" bekannt gewordenen Piper Perabo, entpuppt sich aber schon bald als bösartige Intrigantin und nimmt Schritt für Schritt den Platz ihrer Mentorin ein. Die von Bernd Eichinger mitproduzierte Teeniekomödie versteht sich als Satire auf Lokalpatriotismus, Kleinstadtmief und oberflächliches Karrieredenken. Dabei wird aber nicht über die genreüblichen Stereotype und Zoten hinausgedacht. Allzu aufdringlich werden frankophobe Gags eingesetzt. Da sich im moralinsauren Ende der satirische Anspruch endgültig auflöst, bleibt es bei einer ganz gewöhnlichen Teeniekomödie.

Peter Temel

Persönliches Drama

meine schwester maria

D/Ö/CH 2002. Regie: Maximilian Schell. Mit Maria Schell, Falko Skrabal, Maximilian Schell. 95 Min.

Es ist ein sehr intimer, persönlicher Film, den Maximilian Schell über seine Schwester gedreht hat. Die Kombination aktueller Bilder aus dem Lebensumfeld der am Land eingebunkerten Maria Schell und in der Tonspur dazu laufendes, historisches Material aus dem Archiv sollen den Kontrast zwischen trister Weltflucht und glorreicher Vergangenheit herausarbeiten. Maximilian Schell bemüht sich um Distanz zur Schwester, dabei kommt es jedoch oft zu Brüchen: "Wie kann man der Maria helfen?" fragt da eine Stimme aus dem Off im Vorspann. Das Unvermögen des Bruders, die zunehmende Weltflucht der Schwester zu akzeptieren, sein bevormundender Kampf um das Gespräch mit ihr wird zum eigentlichen Thema des Films. Prägende, dominante Persönlichkeiten, Erinnerungen und Familienmythen des Schell-Clans sind allgegenwärtig. Die Gespräche zwischen Maximilian und Maria zählen zu den raren authentischen Momenten, in denen das Bewusstsein um die filmende Kamera schwindet. Einige Szenen wirken trotz tiefer Aussagen seltsam emotionslos. Abgedunkelte Zimmer, eine Hand mit Fernbedienung: viele Barrieren machen ein Vordringen zur weltentrückten Maria auch im Film erst langsam möglich. "Das Wichtigste im Leben sind Erinnerungen, die kann einem keiner nehmen", sagt die alternde Filmdiva, die sich hinter mehreren TV-Schirmen in der Traumwelt ihres Ruhms verliert. Wer mit Maximilian Schell diese Nebel durchdringen will, sitzt hier (im Wiener Künstlerhaus und den Village Cinemas sowie im Grazer Rechbauerkino) richtig.

Isabella Marboe

Zerbrechliche Seele

das weisse rauschen

D 2001. Regie: Hans Weingartner. Mit Daniel Brühl, Anabelle Lachatte, Patrick Joswig, Karl Danguillier. 104 Min.

"Das Weisse Rauschen" beginnt in der Unendlichkeit des Himmels: "Unser Relilehrer hat gesagt, die Wolken sind der sichtbare Teil des Himmels. Für uns waren die Wolken die Seele", meint Lukas (Daniel Brühl). Die unendliche Tiefe seiner Seele ist Thema des eindringlichen Regiedebüts von Hans Weingartner. Mit großem Respekt begleitet er den jungen, sensiblen Studenten Lukas auf seiner Verstrickung in paranoid schizophrene Wahrnehmungszustände. Ein wenig unsicher, aber voll Neugier kommt Lukas in Köln an, um zu seiner älteren Schwester Kati (Anabelle Lachatte) in eine Wohngemeinschaft zu ziehen. Nach dem provinziellen Mief bei den Großeltern gibt es hier Parties, Drogen, Nightlife. Nach einem Drogentrip kippt jedoch Lukas' Zustand: Er bunkert sich ein, wird von Stimmen verfolgt, duscht stundenlang und findet keine Erleichterung. Aus seinem Trip gibt es kein Erwachen, Aggression und Selbsthass lösen einander ab. Schließlich versucht Lukas sich umzubringen. Erst jetzt begreift Kati, dass er krank ist. Erst jetzt, als er auf der psychiatrischen Abteilung liegt, erfährt sie vom Großvater, dass ihre Mutter sich umgebracht hatte. Eine eindrucksvolle Studie zur Zerbrechlichkeit der Seele.

Isabella Marboe

Tipp

4. festival du film francophone

Von Frankreich bis Vietnam reichen die Produktionsstätten jener Filme, die vom 1. bis 14. 3. im Wiener Votivkino (1090, Währingerstr. 12) zu sehen sind.

www.votivkino.at; (01) 317 35 71

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung