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Der Uberragende Staatsmann

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DIE GEHEIMDIPLOMATIE DES PRINZEN EUGEN VON SAVOYEN. Von Max B raub ach. Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen. Wissenschaftliche Abhandlungen, Band 22, 1962, 62 Seiten. 11 Bilder. Preis 13 DM.

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DIE GEHEIMDIPLOMATIE DES PRINZEN EUGEN VON SAVOYEN. Von Max B raub ach. Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen. Wissenschaftliche Abhandlungen, Band 22, 1962, 62 Seiten. 11 Bilder. Preis 13 DM.

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Die Bezeichnung Geheimdiplomatie ist mehrgesichtig. Im Grunde ist jede diplomatische Tätigkeit selbstverständlich geheim, aber im Zeitalter der Press und des Parlamentarismus begann man von einer Geheimdiplomatie zu sprechen, sofern sie unter Ausschluß der Öffentlichkeit vor sich ging. Der Gedanke, diese Geheimdiplomatie abzuschaffen, konnte nur in Köpfen entstehen, denen das Wesen von Staat und Regieren fremd war, deshalb scheiterte dieser Gedanke auch vollkommen. Am ehesten kann man jene Tätigkeit im engeren Sinne als Geheimdiplomatie bezeichnen, die als Verlängerung der offiziellen Diplomatie auf nichtamtlichen Wegen schon in die Bereiche der Spionage eindringt. Max Braubach berichtet über die außenpolitischen Gehilfen des Prinzen Eugen, die sich in wichtigen Staaten mit einem Kreis von Nachrichtenlieferanten umgeben und ein richtiges Spionagenetz eingerichtet hatten: da gab es Agenten, Vertrauensmänner, gekaufte ausländische Hof- und Staatsfunktionäre neben ganz dunklen Elementen der internationalen Nachrichtenbörsen. Der Prinz bediente sich ausgewählter und hochgebildeter Privatsekretäre und Geheim-schreibeT, die oft ganz selbständig gewünschte Verbindungen über die Grenzen aufnahmen und pflegten. Die Einrichtung eines solchen Apparates kostete viel Geld, das zum größten Teil zu Lasten der Privatschatulle des Kaisers ging, zu dessen vornehmsten persönlichen Reservaten die hohe Regierung, die Außenpolitik und die Armee gehörten. Prinz Eugen fiel der Vorsitz in der Geheimen Konferenz zu, er war also sozusagen der Regierungschef, und es gelingt dem Autor vorzüglich, durch Rekonstruktion der Methoden, die in der Außenpolitik angewendet wurden, zu zeigen, wie wesentlich der Anteil des Prinzen an der großen politischen Gestaltung war; wie der erste Soldat des Reiches auch ein wirklich überragender Staatsmann war.

Heinrich S r b i k hat vor Jahren den Wunsch ausgesprochen, es möge, angesichts der noch unerschlossenen gewaltigen Archivquellen zum Leben Eugens, eine umfassende Gemeinschaftsforschung darangehen, neben das Monumentalwerk des Kriegsarchivs „Die Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen“ (21 Bände) eine repräsentative Biographie zu stellen, wozu „die Kraft eines Einzelmenschen“ und eines „auf sich allein gestellten Forschers“ nicht ausreiche. Der bewährte Prinz-Eugen-Forscher Braubach wagt nun den Alleingang und verrät dem Leser im Vorwort: „Die hier vorgelegte Studie stellt ... eine Vorarbeit und zugleich Entlastung für dessen (des Prinzen Eugen) Biographie dar, die ich in absehbarer Zeit abzuschließen hoffe.“

' Für Österreich wird diese Biographie um so bedeutungsvoller sein, da das Jahr 1963 die dreihundertste Wiederkehr des Geburtstages des edlen Ritters bringt und kein anderer Staat soviel Ursache hat wie Österreich, die Erinnerung an einen der hervorragendsten Staatsmänner und Feldherren zu wecken.

Die den Text wertvoll ergänzenden Quellen- und Literaturhinweise, die gutgewählten Porträts, der schöne Druck wie überhaupt die vornehme Ausstattung der Publikation verdienen Hervorhebung.

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