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Liebesleiden...

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Obwohl Oscar Fritz Schuhs „Woz-zecfc“-Inszenierung (Bühnenbild: Caspar Neher) in der Staatsoper an die dreizehn Jahre alt ist, hat sie kaum etwas von ihrer atemberaubenden Dichte, ihrer beklemmenden Intensität und fiebrigen Kälte verloren. Steil steigt die Spannungskurve durch die fünfzehn Bilder an. Das expressionistische Drama der Seelenqualen armer Leute ist ins Zeitlose gesteigert, zum Drama der armen Kreatur Mensch, die in tödliche Fieberträume verfällt, wenn sie erst zu denken beginnt. Gerhard Stolze singt den Wozzeck: Das Pathologische wird in seiner Wiedergabe greifbar, gewinnt beängstigende Ausmaße. Stimmlich eine höchst konzentrierte, packende Interpretation Irmgard Seefried ist die Marie: Das lockende, naiv-haltlose Weib, das für ein bißchen Unterhaltung gern viel gäbe, wird glaubhaft. Die schwebende, nervös flackernde Deklamation liegt ihrem Sopran.

Fritz hinke aus Stuttgart, als Doktor neu im Ensemble, outriert leicht, konturiert die Partie in kräftigem Schwarzweiß. Fritz Uhl als Tambourmajor und Gerhard Vnger als Hauptmann überzeugen durch profilierte Leistungen, Gertrude Jahn als Margaret durch sinnMöh-frivoles Timbre.

Berislav Klobucar hat die Zügei fest in der Hand: Sänger und Philharmoniker lassen unter ihm keinen Wunsch offen.

Frans von Daalen ist der neue Lyonel der „Martha“-Auifführung in der Volksoper: Ein liebenswerter junger Sänger, wie man seit den „Seidenraupen“ weiß, mit viel Charme, mit beachtlicher Ausstrahlung und, last not least, einem schönen kräftigen Tenor, der sich vor allem in lyrischen Partien prächtig entfalten wird. Schauspielerisch gibt er dem Lyonel vorderhand noch zu viel jungenhafte Launigkeilt. Seine Liebesleiden wirken da etwas zu harmlos. Stimmlich brillierte er indes im „Ach so fromm“ mit wohlgerundeten, weich fließenden Kantilenen, viel Schmelz. Ingrid Paller sang die Partie der Martha alias Lady Harrtet: Nicht sehr sexy, ein wenig kühl, sehr auf gelangweilte Ehrendame der Königin. Immerhin: Ihr Koloratursopran blitzte ein paarmal auf. Elisabeth Sdbota als Nancy lieh der Vertrauten etwas Prickelndes. Ein ansprechender Lustikus: Artwr Korn als Plumkett. Albert Messany sprang für den erkrankten Herbert Prikopa ein: Sein Lord Tristan gefiel uns gar nicht. Dietfried Bernet sorgte für eine musikalisch straffe, wenn auch etwas grelle Aufführung.

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