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Sport - die eytel vergencklich freud und wollust dieser weit

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Sie kennen diesen klugen Satz: In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist.Ein schöner Spruch. Aber unumstritten ist diese Weisheit nicht. Es gibt Menschen, die das ganz anders sehen. Mit Sport haben sie nichts, aber auch gar nichts am Hut. Für den berühmten britischen Staatsmann Winston Churchill zum Reispiel war die Sache eindeutig. Klipp und klar sagte er: „Sport ist Mord "

Der große deutsche Philisoph Arthur Schopenhauer (1788-1860) hätte Churchill mit Sicherheit heftig widersprochen. Schopenhauers Botschaft an die Menschen: „Das Wesen des Lebens liegt in der Bewegung."

Und der französische Philosoph Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) ging sogar noch einen Schritt weiter: „ Vor allem wegen der Seele ist es nötig, den Körper zu üben, und gerade das ist es, was unsere Klugschwätzer nicht einsehen wollen."

Churchill wäre bei Schopenhauer

und Rousseau sicher ganz schön aufgelaufen mit seinen sportfeindlichen Theorien. Noch mehr getroffen hätte ihn vielleicht die Auffassung von Rousseaus Landsmann Jean Girau-doux (1882-1944), der seinen Rlick auf einen ganz besonderen Aspekt der Leibesertüchtigung richtet:

„Der Sport ist die Kunst, durch die der Mensch sich von sich selbst befreit und seinen Nächsten von der schlimmsten, der unwürdigsten und der lästigsten Bürde entbindet: von dem schlecht gepflegten Körper eines Menschen "

Rleiben wir noch einen Augenblick bei französichen Dichtern und Denkern: Denn auch Emile Zola (1840-1902) hat zum Thema Sport seine eigene Theorie entwickelt.

„Leibesübungen sind eine gesellschaftliche Notwendigheit, fast eine Religion in der Epoche der Griechen und im Mittelalter gewesen Sie waren eine Belustigung, eine schändliche Leidenschaft im römischen Kaiserreich Sie sollen bei uns ein einfaches Heilmittel, ein Schutzmitteigegen die Vzrrücktheit

sein Das ist die Aufgabe, die sie in unserer Epoche zu erfüllen haben "

Da war der berühmte Meistersinger Hans Sachs (1494-1576) aber ganz anderer Meinung. Seine Verse aus dem Gedicht „Das kurz menschlich Leben" zeigen, daß die Menschen zu Reginn der Reformationszeit in Deutschland eine eher kritische Be-ziehung zum Sport hatten:

„Auch tut der Mensch viel Zeit ver Heren,

Mit Müßiggang und mit spazieren, Mit fechten, kämpfen, stechen und ringen,

Mitgradigkeit, laufen und springen, Mit hofieren und Saitenspiel, Mit jagen, schießen zu dem ziel" In einem anderen Gedicht geht Sachs noch wesentlich härter zur Sache. Da bezeichnet er den Sport und die Leibesübungen gar als „die eytel vergenck-liche freud und wollust dieser weit".

Aus: Sport für Angeber.

III l'on Gerhard DrewsjChristoph Fuhr. 1111 Praesent Verlag im Weltbild Verlag, Pb, Augsburg 1995, 160 Seiten, öS 98,-

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