Auf dem Trampelpfad

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In Wien und Graz wurden zwei neue Journalistenschulen eröffnet. Wenn auch die Freude

Maximilian Gottschlich glaubt den "Königsweg der Journalistenausbildung" definitiv gefunden haben: Seiner Meinung nach beginnt er ab 7. Oktober in der neuen "Europäischen Journalismus Akademie" (EJA) in Wien, ist postgradual und praxisorientiert angelegt, kostet pro Semester 2.950 Euro und mündet nach eineinhalb Jahren im "Master of Advanced Studies" (MAS).

Diese Marschrichtung ist freilich nicht neu: Seit 1994 hatte Gottschlich schon die EJA an der Donau-Uni Krems geleitet - bis er 2000 im Streit von der Uni schied und den Namen nach Wien mitnahm. In Krems behalf man sich damit, das "Internationale Journalismus Zentrum" aus der Taufe zu heben. Auch hier wird postgradual und in eineinhalb Jahren "Qualitätsjournalismus" gelehrt. Kostenpunkt: 2.900 Euro pro Semester. Und auch hier krönt ein "MAS"-Titel die Mühen.

Trotz dieser Doppelungen mit Krems glaubt Maximilian Gottschlich nicht, dass sein Wiener Königsweg zum Trampelpfad Richtung Arbeitslosigkeit verkommen könnte. "Hochqualifizierter Journalismus findet immer seinen Markt", erklärt er optimistisch.

Angesichts der Platzverhältnisse an der EJA - den 25 Teilnehmern stehen 600 neu adaptierte Quadratmeter am Uni-Campus zur Verfügung - hat Gottschlich gut lachen. Seine Professorenkollegen am Wiener Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft finden nicht annähernd so gute Rahmenbedingungen vor: Auch heuer rechne man mit keinem Rückgang der Inskribentenzahlen, meint Institutsvorstand Wolfgang Langenbucher. Zu Beginn des letzten Studienjahres hatten 1.258 inskribiert, um sich - so die Theorie - zu Kommunikationswissenschaftern ausbilden zu lassen. Wie viele davon das Studium als Journalistenschule missverstanden, ist strittig. Tatsächlich wird in Wien wie auch an den Kommunikationswissenschafts-Instituten in Salzburg und Klagenfurt betont, eine solche Ausbildung zum Journalisten weder leisten zu können - noch zu wollen.

Dennoch hält sich die Euphorie über die neuen Journalistenschulen in Grenzen. Auch jene über den neuen Studiengang für "Journalismus und Unternehmenskommunikation" an der Fachhochschule Joanneum in Graz. "Der Bildungszustand der heimischen Journalisten ist so schlecht, dass jede Neuerung nur positiv sein kann", meint Wolfgang Langenbucher kühl. Noch lieber wäre ihm freilich ein von der Universität selbst eingerichtetes FH-Studium: "Dann könnten wir die Studentenströme lenken."

Froh über Fernbleiber

Ähnlich reserviert gegenüber dem FH-Studiengang zeigt sich Matthias Karmasin vom Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft in Klagenfurt. Zwar sei er als Vorstand eines Instituts mit über 800 Studierenden "um jeden froh, der nicht zu uns kommt". Dennoch müsse man bei der FH-Variante darauf achten, dass nicht die "ethische Reflexionsfähigkeit" der Journalisten in spe zu kurz komme.

Heinz M. Fischer ist vom Erfolg des Grazer Projekts jedenfalls überzeugt. "Wir machen etwas völlig Neues", erklärt der Leiter des Studienganges, der seit zehn Jahren als Geschäftsführer des Steierischen Presseclubs tätig ist und mit 1. Oktober sein Amt als Pressereferent der Steiermärkischen Landesregierung zurückgelegt hat. Der Fokus sei nicht nur auf Journalismus oder Public Relations, sondern auf alle Spielarten der Kommunikation gerichtet - in der Verwaltung wie in der Kultur oder im Fremdenverkehr. Für 370 Euro pro Semester erhalten die 28 Teilnehmer eine "Ausbildung durch Leute, die in der Praxis erfolgreich tätig sind", so Fischer. Nach sieben Semestern Theorie, einem Praxissemester und einer Diplomarbeit könnten sie zwar keine Spezialisten sein: "Sie sind aber Generalisten, und das ist ja die Herausforderung der Medienzukunft."

Eine Herausforderung, die immer mehr heimische Ausbildner annehmen: So möchte - nach Grazer Vorbild - auch die WIFI-Fachhochschule in Wien-Währing einen Studiengang für "Journalismus und Medienmanagement" installieren. Noch im Oktober werde der Antrag beim Fachhochschulrat eingereicht, heißt es auf Anfrage der Furche. Auch eine (positive) Bedarfs- und Akzeptanzanalyse sei bereits erstellt. Falls sich der Fachhochschulrat nicht querlege, könne man schon 2003 mit dem Lehrgang rechnen. Wien will eben Medienstadt werden, lautet die Devise.

Nicht alle können diesen großen Bedarf an journalistischen Ausbildungsstätten nachvollziehen. In der Unternehmenskommmunikation benötige man zwar Leute, weiß Meinrad Rahofer vom Salzburger Kuratorium für Journalistenausbildung. Doch in den Redaktionen würden derzeit eher Mitarbeiter entlassen als aufgenommen. "In Krems, Graz und Wien 100 Journalisten pro Jahr auszubilden für einen Markt, der vielleicht nur zehn Journalisten braucht - das ist nicht sehr klug."

Informationen unter

www.eja.at, www.fh-joanneum.at,

www.donau-uni.ac.at und www.kfj.at

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