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Der Stern von Bethlehem

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Im Jahre 525 n. Chr. berechnete der römische Mönch Dionisius Exiguusdie Geburt Christi auf den 25. Dezember Anno Domini 1. Heute weiß man, daß er sich um einige Jahre geirrt hat. Die Forscher nehmen es nun als gesichert an, daß Christus in der Regierungszeit des Königs Herodes geboren wurde, wie Matthäus (2,1-2) berichtet:

„Als Jesus in den Tagen des Königs Herodes zu Bethlehem in Judäa geboren war, kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und fragten: ,Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen und sind gekommen, ihn anzubeten.' "

Jesus muß also vor Herodes' Tod geboren worden sein. Nach Flavius Jose-phus starb Herodes wenige Tage vor Passah und nach einer von Jericho aus sichtbaren Mondfinsternis. Dabei muß es sich um die Mondfinsternis vom 12. März 4 v. Chr. gehandelt haben. Passah begann in diesem Jahr am 11. April, so daß Herodes zwischen dem 12. März und dem 11. April des Jahres 4 v. Chr. gestorben sein dürfte.

Einen weiteren Hinweis auf das Datum von Christi Geburt gibt Lukas (2, 1-3):

„In jenen Tagen erging vom Kaiser Augustus ein Befehl, das ganze Weltreich aufzuzeichnen. Dies war die erste Aufzeichnung. Sie fand statt unter Qui-rinus, dem Statthalter von Syrien. Alle gingen hin, um sich eintragen zu lassen, ein jeder in seine Vaterstadt."

In Ankara hat man eine Inschrift gefunden, die die Jahre aufzählt, in denen Steueredikte erlassen wurden. Das war während der Regierungszeit des Herodes im Jahr 8 v. Chr. der Fall. Die effektive Einziehung der Steuern dürfte, wie man heute annimmt, in vielen Fällen infolge der langen Reisewege und der schlechten Ubermittlungsmöglich-keiten, sich um ein bis zwei Jahre verzögert haben. Eine weitere Abgrenzung ergibt sich durch die von Lukas angeführte Statthalterschaft von Quirinus, die Tertullian anführt.

In Zusammenschau aller dieser Fakten ist demnach Christus wahrscheinlich zwischen 6 und 7 v. Chr. geboren worden. Der Unsicherheitsfaktor beträgt ein Jahr auf oder ab.

Uber den Tag der Geburt des Heilands widersprechen einander die Kirchenhistoriker. Clemens von Alexandrien nennt den 19. November, erwähnt aber auch die von anderen Schriftstellern genannten Daten, nämlich den 20. oder 21. Mai oder den 19. oder 20. April. Epiphanus nennt als das Datum der Empfängnis Christi den 21. Juni. .Heute gibt es allgemeine Ubereinstimmung darüber, daß Christus im Frühjahr gezeugt und im Winter geboren wurde. Hier allerdings ergibt sich eine Schwierigkeit aus dem Bericht des Evangelisten Lukas (2,8):

„In jener Gegend hielten Hirten auf freiem Feld Nachtwache bei ihrer Herde."

Bei dem palästinensischen Klima sind die Schafe vom Mai bis November auf der Weide und die Schäfer begleiten ihre Tiere nur im März und April, wenn die Lämmer geboren werden. Auch hier gibt es eine Erklärung, wenn man die Matthäus-Erzählung (2, 1-2 und 2, 7-11) über den Stern von Bethlehem genauer untersucht. j

Bei dem Stern von Bethlehem dürfte es sich wahrscheinlich um eine dreifache Konjunktion der Planeten Saturn und Jupiter im Sternbild der Fische handeln. Alle 20 Jahre kommt der Jupiter mit dem Saturn in Konjunktion, wobei innerhalb von sechs Monaten der Jupiter und der Saturn dreimal aneinander vorbeiziehen. Eine solche dreifache Konjunktion ereignet sich im Jahre 7 v. Chr., nämlich am 29. Mai, am 29. September und am 4. Dezember im Sternbild der Fische.

Bei den Weisen aus dem Morgenland handelte es sich wahrscheinlich um zo-roastische Priester, die in Astronomie und Astrologie wohl bewandert waren. Sie konnten die Konjunktion des Jahres 7 v. Chr. wohl vorausberechnen, da diesbezügliche Angaben sogar auf einem Keilschrifttext in Sippur entdeckt wurden. In der Astrologie gilt der Jupiter als Glücks- und Königsstern, während der Saturn wieder der Schutzstern Israels ist.

Die mit der jüdischen Kultur wohl vertrauten Weisen hatten die Konjunktion in den Fischen errechnet und ihre astrologische Bedeutung erkannt: Sie kündete einen König an, der in Israel geboren werden sollte. Da sich ihre Berechnungen mit den Himmelserscheinungen deckten, war ihre Reise zu dem neuen König gerechtfertigt.

Die Konjunktion vom 29. September bestätigte ihre Voraussagen, als sie bereits in der Nähe von Jerusalem waren und jene vom 4. Dezember - nach der Aussprache mit Herodes - führte sie dann nach Bethlehem. Jupiter und Saturn befanden sich am 29. September um Mitternacht genau im Süden und nahezu im Zenit.

Die Geburt Jesu könnte also nach dem Zeugnis der Weisen im Oktober des Jahres 7 v. Chr. stattgefunden haben, eben zu jener Zeit, als die Hirten ihre Schafe in die Winterstallungen trieben.

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