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Drache und Bär
Die Aufnahme voller diplomatischer Beziehungen zwischen den USA und China wird als Weltereignis gewertet, was es einerseits ist und anderseits auch nicht. Beziehungen auf Gesandtenebene gab es schon lange, Wirtschafls- und Kulturkontakte sonder Zahl. 10.000 Amerikaner waren I heuer in China - die meisten Touristen, aber auch so gut wie jeder Politiker, der auf sich hält. Amerikaner bauen in China Fabriken und Hotels, Peking will Jumbo Jets kaufen und vor allem sein Küstenrohöl mit Dollarhilfe erschließen.
Die Rangerhöhung der Beziehungen auf Botschafterebene ist ein Symbol, ein Signal für das, was es längst gibt: eine Achse Washington/Peking, die mit den Geheimbesuchen Kissingers 1971 und der Nixon-Visite 1972 grundgelegt und von der Regierung Carter zementiert wurde. Auf Kosten von Taiwan: Das ist psychologisch riskant, weil es kleinere Verbündete der USA unruhig stimmen muß. Man wird Beispielwirkungen in Asien und Afrika bald merken können.
Tatsächlich gibt es ohne Zweifel Geheimabmachungen, daß Rotchina Taiwan vorläufig nicht angreift. Aber solche sind nach Regierungswechseln wenig oder nichts mehr wert. Die Frage bleibt, ob Washington all die Hilfe, die es zur Bändigung des russischen Bären vom chinesischen Drachen erwartet, nicht auch ohne Kapitulation in der Taiwan-Frage hätten haben können.
Jetzt ist Moskau politisch am Zug. Breschnjew ist in keiner guten Situation. Seine baldige Ablösung wird immer wahrscheinlicher. Aber der Tag wird kommen, an dem es ein Problem der USA sein wird, den immer stärker werdenden Drachen zu zähmen. Vielleicht mit Bärenhilfe.
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