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Taipeh: Lösung ohne Gewalt
Der Ministerpräsident der Republik China, die seit 1949 nur noch aus der Provinz Taiwan und den zur Festlandprovinz Fukien gehörenden Inselgruppen Kinmen (Quemoy) und Matsu besteht, ist kurzfristig für einen Termin zu haben. Kein Mensch in der taiwanischen Hauptstadt Taipeh macht ein Hehl daraus, daß man für jeden Besucher dankbar ist, der sich überhaupt noch für das „vergessene China“ interessiert.
Sun Yun-suan, der gelernte Elektrotechniker, Ex-Wirtschaftsmanager, Ex-Minister für Verkehr und für Wirtschaftsfragen, trotz seiner 66 Jahre noch immer eine sportliche Erscheinung, beantwortet in fließendem Englisch die ihm vorher nicht mitgeteüten, mündlich vorgetragenen Fragen.
Worin er die Rolle Taiwans gegenüber den Festlandchinesen erblickt?
„Die Menschen drüben sollen erfahren, wie wir leben. Auf internationalen Konferenzen, bei Wissenschaftler-Kongressen usw. bieten wir unsere Information an: wie wir die Lage der Landwirtschaft verbessert, eine Bodenreform durchgeführt, das Land industrialisiert haben...“
(„Wir müssen den Chinesen auf dem Festland, auf Taiwan und den Auslandschinesen ständig eine Alternative, eine Wahlmöglichkeit zwischen Diktatur und Demokratie anbieten“, formuliert eine Stunde später der stellvertretende Außenminister Frederick F. Chien die Antwort auf die selbe Frage.)
Dem kommunistischen Regime prophezeit Premier Sun ein unvermeidbares Ende, „weil sie keine Lösung für das Agrarproblem haben, obwohl ihr Hauptproblem die Agrarfrage ist.“ 3000 Jahre chinesischer Geschichte hätten bewiesen, daß Regierungen ohne Antwort auf das Agrarproblem scheitern.
Erwartet Taiwan einen militäri,-schen Angriff der Volksrepublik China auf die Insel? Derzeit nicht.
Was Peking versuche, sei vielmehr eine politische Isolierung der Republik China, die dann durch wirtschaftliche und soziale Unruhen sturmreif gemacht werden solle. Und umgekehrt? Hat Nationalchina noch immer eine militärische Befreiung Festlandchinas vor? Das „No“ kommt ohne Zögern. „Wir sind für eine Vereinigung durch friedliche Mittel.“
Ja, der jähe Abbruch der formellen Beziehungen der USA zu Taiwan sei „ein Schock“ gewesen. Ob man denn die Notwendigkeit für die USA, die „chinesische Karte“ gegenüber der Sowjetunion auszuspielen, überhaupt nicht einsehe? „Ich glaube nicht, daß die USA diese Karte gut ausgespielt haben.“
Wird Taiwan nun die „russische Karte“ zücken, um die USA in die Zange zu nehmen? „Niemals. Wir werden dem demokratischen Lager verbunden bleiben.“ Und was kann die „freie Welt“ für das „freie China“ tun? „Sich fester noch zusammenschließen und auch zu Opfern bereit sein, um die weitere Expansion des Kommunismus abzublocken.“
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