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FRANZ GANSRIGLER

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Das Problem Itahens nach den Wahlen ist nicht die Frage nach dem Sieger. Sieger ist die sogenannte Rechte, auch wenn Lega-Nord-Vertreter bestreiten, eine rechte Partei zu sein. Das Problem ist, daß drei Sieger um die Vaterschaft streiten. Das gibt's auch nur, wenn es um Macht und Einfluß geht.

Dem Wähler wurde suggeriert, daß nach dem Zerfall der Kommunisten, nach der Auflösung der Christdemokraten, dem Tod der Sozialisten eine gereinigte Politik zur Auferstehung des Landes führen vrärde. Nun stehen diese hehren Gedanken wieder im Schatten: neue Verfilzungen werden Italieii den Stempel aufdrücken.

Man wollte nur zu gerne glauben, daß Italien nach Faschismus und Partitocrazia, die man Demokratie nannte, in einem revolutionären Selbstreinigungsakt demokratische Strukturen in einem modernen Staat aufzubauen imstande wäre. Hat das neue Mehrheitswahlrecht dies zunichte gemacht, weil es Führerpersönlichkeiten, nicht selten verbal hemmungslose Populisten begünstigte, die auf der Welle der Erneuerung schwimmen? Steht Italien jetzt vor einer Scheinwende?

Als „Zweckpartner", so die Lega Nord, stehen einander nun ein vor Drohungen nicht zurückschreckender Umberto Bossi, der Mussolini-Sympathisant Gianfranco Fini und der sich auf ein Medienimperium stützende Silvio Berlusconi gegenüber. Programmatisch kämpfen die Zweckpartner für ein föderalistisches Italien, für ein stärker geeintes Land und für eine Wirtschaftsmacht Italien nach Ross-Perot-Vorbild. Der gemeinsame Nenner: Populismus und Setzen auf Stärke.

Ins Bild kamen beim Wahlkampf nicht die Probleme Italiens, in Szene setzten sich bloß die starken Männer mit ihren Phrasen. TV-Sender hatten ihren Spaß daran, Berlusconis Auftritte geschnitten mit Mussolini-Pathos oder Orson Welles Citizen-Kane-Gesten zu zeigen.

Italien droht zum Eigentum der neuen Macher zu werden, denen es in kurzer, Berlusconi mittels seines Medienapparats sogar in kürzester Zeit gelang, gigantische Massen als Stimmvolk hinter sich zu scharen. Vertraut Italien dem neuen Filz?

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