Ernesto Cardenal: Unbeugsam revolutionär
Dichter, Priester, Revolutionär, aber auch Theologe, sogar Bildhauer und – bis zuletzt – „Homo politicus“, das alles war Ernesto Cardenal. Am 1. März ist der vielleicht radikalste Vertreter der „Theologie der Befreiung“ gestorben.
Dichter, Priester, Revolutionär, aber auch Theologe, sogar Bildhauer und – bis zuletzt – „Homo politicus“, das alles war Ernesto Cardenal. Am 1. März ist der vielleicht radikalste Vertreter der „Theologie der Befreiung“ gestorben.
Ernesto Cardenal war 74 Jahre alt, als ich ihm – im Rahmen einer Filmdokumentation für die Fernsehsendung kreuz und quer – erstmals begegnete. Das war 1999 in der Hauptstadt Managua. Seine ehemalige Leibwächterin aus Ernesto Cardenals Zeit als Kulturminister der sandinistischen Revolutionsregierung, Luz María Acosta, die bis zuletzt an seiner Seite stand, hatte uns zusammengeführt.
Etwas mehr als eine Woche danach in Granada trafen wir einander in der „Casa de los tres mundos“ (ein Kulturprojekt von Cardenal und dem österreichischen Schauspieler Dietmar Schönherr), in der Stadt, wo er am 20. Jänner 1925 als Sohn einer reichen Familie der Oligarchie Nicaraguas geboren wurde.
Ringen um Zugewandtheit
Wenn man mit Ernesto Cardenal sprach, stach einem ein ihm eigenartiger Charakterzug ins Auge. Im Habitus fast schüchtern, schienen seine Worte eine doppelte Ausrichtung zu haben. Es war, als spräche er mit leicht gesenktem Blick nach innen gerichtet – vorerst zu sich, gleichzeitig aber auch zur äußeren Welt. Was er sagte, war von großer Weltoffenheit, doch nicht wie er es sagte. Das galt allerdings nur für Gespräche und Interviews, ganz anders war er, wenn er seine Gedichte rezitierte – oft in Begleitung der lateinamerikanischen Musikgruppe „Grupo Sal“.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!