6741834-1966_44_09.jpg
Digital In Arbeit

LebensVersicherung: Sparen

Werbung
Werbung
Werbung

In Österreich wird während der normalen Arbeitszeit durchschnittlich alle 30 Sekunden ein neuer Lebensversicherungsvertrag abgeschlossen. Das ist ein schlagender Beweis dafür, daß sich die Lebensversicherung in breiten Kreisen der Bevölkerung durchzusetzen beginnt. Schon zu Jahresanfang waren fast vier Millionen Lebensversicherungsverträge registriert. Da ein großer Prozentsatz der Versicherungsnehmer zwei oder mehr Verträge abgeschlossen hat, sind derzeit schätzungsweise zwei Millionen Österreicher privat lebensversichert. 1966 nahm die Anzahl der Verträge monatlich um rund 8000 zu. So kann man damit rechnen, daß am Ende dieses Jahres mindestens 100.000 Verträge mehr abgeschlossen sein werden, als durch Ableben, Auslosung, Heirat oder durch den Ablauf der Versicherung fällig wurden.

Was sind die Gründe für dieses überaus schnelle Wachstum? Bei jedem Abschluß einer Versicherung steht die Überlegung im Vordergrund, für diesen oder jenen Fall vorzusorgen. Das trifft naturgemäß auch für die Lebensversicherung zu. Aber hier ist noch etwas entscheidend Wichtiges zu beachten: Bei den meisten Lebensversicherungsverträgen tritt zu dem Motiv, sich gegen ein Risiko abzusichern, gleichwertig und gleichgewichtig der Spargedanke hinzu. Es ist deshalb richtig, wenn am Weltspartag auch die Leistungen und Möglichkeiten der Lebensversicherung der Öffentlichkeit neuerlich klar vor Augen geführt werden.

Das eigentliche Ziel einer Lebensversicherung ist erstens die materielle Sicherung des eigenen Alters und — im Todesfall — der Angehörigen, oder die Vorsorge für andere Situationen und Aufgaben, in denen Kapital benötigt wird, zum Beispiel für die Ausbildung der Kinder, für r’ie Ausstattung der Töchter usw. Da es um die Existenz des einzelnen und der Familien geht, ist es notwendig, Kapital durch langes Sparen anzusammeln. Damit verlangt die Lebensversicherung einen echten Konsumverzicht und nicht nur einen relativ kurzfristigen Kon- Bumaufschub.

Durch diese langfristige vertragliche Verbindung und den Vorsor- gungszweck überlegt es sich ein Versicherungsnehmer zumeist, vorzeitig einen Vertrag aufzulösen, selbst dann, wenn es ihm gewisse Schwierigkeiten bereiten sollte, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Die Statistik der Lebensversicherung beweist es auch, daß von der Möglichkeit, Verträge vorzeitig aufzukündigen, nur wenig Gebrauch gemacht wird. Hier vollzieht sich bei Millionen Fällen eine Gewöhnung an den Spargedanken, die von großer Bedeutung ist, weil dadurch das sozial- und wirtschaftspolitisch so überaus gefahrvolle „Von-der-Hand-in-dem- Mund-Leben“ überwunden wird.

Durch diese Langfristigkeit des Sparens wird die Lebensversicherung zu einem, überaus wichtigen Kapitalsammelbecken, dessen sich Staat und Wirtschaft in steigendem Maße bedienen.

Zu Beginn dieses Jahres beliefen sich die Kapitalanlagen der österreichischen Lebensversicherer auf rund viereinhalb Milliarden Schilling. Davon waren 40 Prozent Schuldscheinforderungen, 36 Prozent Wertpapiere, 10 Prozent Haus- und Grundbesitz und 8 Prozent Hypothekardarlehen. Dabei ist die noch immer nicht voll entwickelte österreichische Lebensversicherung an den Kapitalanlagen der Versicherungswirtschaft nur mit dem relativ niedrigen Satz von 43 Prozent beteiligt. In Ländern, in denen die Le bensversicherung bereits einen höheren Stand erreicht hat, ist auch ihr Anteil an den Gesamtkapitalanlagen der Versicherungswirtschaft weitaus größer.

Damit die Lebensversicherung ihre sozialen und wirtschaftlichen Funktionen auch in Österreich voll und ganz erfüllen kann, hat sich der Staat entschlossen, die Einzahlung von Prämien steuerlich zu begünstigen. Wie man weiß, ist gerade Österreich mit solchen Steuermaßnahmen relativ sparsam. Denn sie bedeuten ja vorerst Einnahmenausfall der öffentlichen Hand. Dieser wird allerdings durch die höheren Steuereingänge, die als Folge des vermehrten Kapitalzuflusses an die Wirtschaft eintreten, wieder wettgemacht. Die Gesamtprämie der Lebensversicherung ist etwas höher als bei einem einfachen Sparvorgang. Das erklärt sich daraus, daß in der Gesamtprämie neben der Sparprämie auch eine Risikoprämie enthalten ist, mit der die durch die vorzeitigen Todesfälle auszuzahlenden Versicherungssummen gedeckt werden. Diese Mehrleistung des Versicherungnehmers wird durch die gewährte Steuerbegünstigung und die Gewinnbeteiligung, die in den Verträgen eingebaut ist, weitgehend kompensiert. Dadurch wird die Lebensversicherung zu einer interessanten Sparform.

Aus all diesen Gründen darf die Lebensversicherung am Weltspartag nicht übersehen werden. Wann immer vom Sparen die Rede ist — in der Öffentlichkeit und in der Familie —, gehört die Vorsorge für

Alter und Angehörige mittels einer der vielen Arten der Lebensversicherung mit dazu.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung