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Der neue Goliath 1100

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Auf dem deutschen Automobilmarkt enclden vor kurzem der in Anbetracht dler gewohntenBau- tendenz der Firma unorthodoxe Goliath 1100. Bisher hat dieses Bremer Werk, da zur Gruppe Borgward gehört, nur Zweitaktmotoren gebaut, und zwar sowohl Vergasermaschinen als auch Einspritzmotoren, wie den Goliath-700-ccm-Ein- pritzer und die Weiterentwicklung dieses Fahrzeuge , den Goliath-900-ccm-Einspritz- oder -Vergasermotor. Man wäre weniger erstaunt ge- we en, wenn diese Werk im Zuge der Entwicklung vom Zweitakt-Zweizylinder etwa zum Zweitakt-Dreizylinder übergegangen wäre. Statt denen entschloß man sich, das Fahrgestell und den Aufbau de Goliath 900 mit einem neuen Vierzylinder-Viertakt-Boxermotor mit einem Hubraum von 1100 ccm auszustatten. Dadurch ist man praktisch in zweifacher Richtung von der bisherigen Bautendenz abgewichen. Erstens ist man, wie erwähnt, vom traditionellen Zwei- zum Viertakter übergegangen und zweitens wurde der Goliath dadurch zum kleinen Mittelklassewagen, während er vorher in die Kleinwagenklasse gehörte. Damit ist natürlich nicht der Innenraum, Fahrkomfort und der Gepäcksraum gemeint, ondem ausschließlich was die Motorgröße nbelangt. Der 900er wird, wie wir atis Bremen erfahren, auch weiterhin gebaut, so daß diese Fahrzeug nunmehr für zwei Käuferschichten in Frage kommt, und zwar für jene, die Anhänger des robusten, soliden Zweitaktmotors sind, und solche, die den Viertaktmotor bevorzugen. Die Leistung des neuen Viertakters entspricht der des Zweitakters. Sie beträgt 40 PS. Zweifellos jedoch wird die neue Viertaktmaschine in den einzelnen Gängen einen größeren Drehzahlbereich umfassen.

Sehr klug war es, daß man beim bewährten Frontantrieb geblieben ist. Diesbezüglich muß überhaupt erwähnt werden, daß die Fahreigenschaften der Goliath-Erzeugnisse als hervorragend bezeichnet werden müssen. StTaßenlag und Kurvenfestigkeit gehören zum Maximum, des auf dem Automobilsektor möglichen — ein Hauptverdienst des Vorderradantriebes. Breite und niedrige Bauweise mit tierliegendem Schwerpunkt und hochbelasteter Vorderachse sind hierbei sehr wesentliche Momente.

lieber den Fahrkomfort kann sich der Besitzer eines Goliath nicht beschweren. Die Sitzposition, die Innenraumgestaltung und die wirklich erstklassige Ausstattung dieses Erzeugnisses haben bisher schon den Fahrkomfort eines angenehmen Mittelklassewagens gewährt. Feststeht, daß gerade der Goliath zu den schönsten deutschen Fahrzeugen gehört. Die etwas sportliche Note in Verbindung mit der seriösen, geschmackvollen Formgebung der Kühlerverkleidung, die übrigens nunmehr noch eleganter gestaltet wurde, geben i-em Fahrzeug ein seriös-elegantes und schnittiges Aussehen.

Außer der Verwendung des neuen wassergekühlten Viertakt-Boxermotors weist der neue Goliath 1100 eine neue Vorderradaufhängung in Verbindung mit einer weicheren Federung auf. Kleinere Aenderungen sind außer der erwähnten Veränderung der Kühlermaske eine etwas tiefer gezogene Motorhaube und ein etwas anders geneigtes Lenkrad. Die neue Maschine ist relativ weit vor die Vorderachse gesetzt, wodurch die Vorderräder eine erhöhte Belastung und damit Radhaftung aufweisen, was besonders beim Befahren von Bergstraßen ein sehr wichtiges Moment darstellt. Wir sind der Meinung, daß auch auf steilsten und vor allen Dingen in ungünstigem Zustand befindlichen Straßen die Radhaftung voll ausreicht um die Motorleistung ohne Durchrutschen der Vorderräder auf die Straß zu’ bringen. Das Werk gibt als Steigvermögen in den einzelnen Gängen folgende Werte an: 1. Gang 34,8 Prozente 2. Gang 19,4 Prozent, 3. Gang 10,6 Prozent, 4. Gang 4,6 Prozent. Der Normalverbrauch wird mit 7,8 Liter für 100 km angegeben, und beschleunigt wird das Fahrzeug von 0 bis 80 km/h durch- geschaltet in 15 Sekunden und von 0 bis 100 km/h in 25 Sekunden. Die Spitzengeschwindigkeit wird mit 120 bis 125 km/h genannt. Dem Kraftstoffverbrauchsdiagramm entnehmen wir.

daß der Verbrauch bei 30 bi etwa 70 km/h knapp unter 6 Liter auf 100 km liegt, während er ab 70 km/h ansteigt und bei 125 km/h bei 12 Liter auf 100 km liegt.

ln Oesterreich wird der neue Goliath 1100 bereits gegen Mitte bis Ende März ausgeliefert. Wir sind heute schon davon überzeugt, daß eine ganze Reihe von Intere-senten für dieses Fahrzeug gegeben sein dürften, denn es gibt eine Vielzahl von Kraftfahrern, die den frontgetriebenen Wagen ungemein schätzen, sich aber trotzdem mit dem frontgetriebenen Wagen mit Zweitaktmotor nicht recht abfinden können oder wollen und daher lieber einen heck- getriebenen Viertakter erwerben. Derzeit befinden sich auf dem Viertaktsektor an frontgetriebenen Fahrzeugen der Lloyd 600, der Citroen 2 CV und als echter Mittelklassewagen der Citroen DS 19 auf dem Markt. Durch den neuen Goliath 1100 wird eine sicherlich willkommene Zwischenstufe geschaffen.

Ueber den Preis dieses neuen Fahrzeuges sind momentan noch keine genauen Angaben erhältlich, jedoch dürfte er sich zwischen 43.000 und 45.000 Schilling bewegen, also ungefähr in der gleichen Höhe wie der Goliath 900.

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