Wie hat de Gaulle im Alleingang seine Politik durchgesetzt? Im Grunds verfügt er nur über ein einziges politisches' Instrument — dieses aber handhabt er , meisterlich: den „psychologischen Schock“. Solche Schocks sine es, nach deren Abfolge und Steigeruns sich die bisherige Geschichte dei Fünften Republik gliedert. Ja, mehr als das: sie sind der eigentliche Inhalt des Regimes. Diese Schocks haben zweierlei Richtung. In ihrer einfacherer Form prägen sie das „Ritual“, in derr sich de Gaulle immer wieder dei Übereinstimmung der mitbilligender Mehrheit der Franzosen versichert. Ir
Die Fünfte Republik besteht aus dem General de Gaulle und nichts anderem. Was sich in Form von Verfassungstexten, andeutungsweise errichteten neuen Institutionen und mehr oder weniger deutlich umrissenen Personenkreisen hinter ihm als „Infrastruktur” des Regimes aufbaut, lebt einzig und allein aus ihm. Ist de Gaulle einmal nicht mehr da — und das kann über Nacht geschehen —, so dürfte diese Struktur sich in Nichts auflösen. Ihre einzelnen Bestandteile würden sich in ganz anderen Konstellationen neu gruppieren.In dieser Lage ist es von kapitaler Wichtigkeit, was an den Rändern an
Frankreich war auseinandergebrochen. Diesmal war der Druck tiefer, gefährlicher, unheilbarer als bei den beiden früheren Putschen. Der großen Mehrheit des französischen Volkes, die innerlich Algerien schon längst abgeschrieben hat, stand die kleine, aber, verzweifelte Minderheit der in Algerien lebenden Europäer gegenüber, die flach de Gaulles letzter Pressekonferenz außer dem Weg ins Massaker nur noch den in die Flüchtlingslager für sich offen sah. Die Armee aber, die beim zweiten Putsch von Algier noch ein Bindeglied zwischen den Kolonialfranzosen und dem Mutterland darstellte, war
Das gegenwärtige Regime in Frankreich wird gerne als „Präsidialregime“ bezeichnet. Das ist wahr und falsch zugleich. Wahr ist es in dem sehr allgemeinen Sinne, daß der einmal gewählte Präsident so ziemlich tun und lassen kann, was er will; weder der zu einer Art von Adjutant degradierte Premierminister noch das Parlament hindern ihn daran, und schon gar nicht das Volk, dem keine Referendumsinitiative zugeteilt ist. Falsch ist es hingegen, wenn mit dem Wort vom Präsidialregime der Eindruck erweckt werden soll, man habe da eine Regierungsstruktur wie in den USA vor sich. Zwischen den
Die Diskussion um die in der Luft liegenden französisch-algerischen Verhandlungen wird von zwei Fragen beherrscht. Die erste lautet: „Was will de Gaulle?", und kann, da das niemand mit Sicherheit weiß, ehrlicherweise nicht beantwortet werden. Die zweite Frage ist auch schwierig zu be-antworten. Aber immerhin tappt man bei ihr nicht völlig im dunkeln. Es ist die Frage, ob sich Frankreich in Algerien einem in seiner Willensbildung einheitlichen Gegner gegenüberfindet oder ob es mit verschiedenen Fraktionen, ja sogar untereinander sich befehdenden Gruppen in der algerischen
Seit dem Plebiszit vom 8. Jänner gibt es nicht nur den französischalgerischen Krieg — es gibt nun auch eine französisch-algerische Politik. Aber der so verwickelte Kleinkrieg ist neben dieser Politik geradezu ein Muster an klarer Übersichtlichkeit. Im Dschungel der Verhandlungen steht nur zweierlei fest. Zum einen hat der FLN erklärt, daß er zu direkten Verhandlungen mit de Gaulle bereit sei. Und zum anderen kann an dem so vielschichtigen Referendum etwas kaum bestritten werden: eine zwar knappe, aber doch eindeutige Nleh'r- heit des französischen Volkes hat innerlich diė
Die Streikbewegung in Belgien ragt wie ein Fossil in unsere Zeit hinein. In der übrigen westlichen Welt sind Streiks — sofern es überhaupt noch zu Streiks kommt — fast durchweg zu strategischen Planspielen zwischen gleichwertigen Partnern der Nationalwirtschaft geworden. Der gegenwärtige Streik in Belgien hingegen spielt sich noch auf der Straße ab; er hat die Färbung, wie wir sie fast nur noch aus den Lithographien der Sozialpathetiker von Daumier über Steinlen bis zu Käthe Kollwitz kennen. Streikende, die mit ihren Lastwagen Soldaten über den Haufen fahren wollen; Gendarmen, die
De Gaulle ist unlängst für einen Tag nach Paris zurückgekehrt, um sich dort mit seinen wichtigsten Mitarbeitern zu beraten. Das hat aufhorchen lassen, denn man wußte, daß sich der Staatschef in seinem Champagnedorf Colom-bey-les-deux-Eglises durch nichts in der Ferienruhe stören lassen wollte. Und man hat auch bald erfahren, was ihn nach Paris hatte fahren lassen: die Ereignisse am Kongo und die von ihnen ausgelöste Krise in Belgien.In Belgien hat man es dankbar empfunden, daß Frankreich sich bei der Abstimmung im Sicherheitsrat zusammen mit Italien der Stimme enthalten hat; bitter
Der begeisterte Empfang de Gaulles in den Städten und Dörfern der Normandie, wohin der Präsident vor kurzem reiste, ist ein gutes Barometer für die Stimmung im französischen Volk diesseits des Mittelmeeres. Der Beifall galt dem Manne, der Verhandlungen mit dem FLN aufgenommen hat; er brandete stets dann besonders hoch, wenn der Staatschef in seinen zahlreichen Reden vom „Frieden“ sprach. Diejenigen allerdings, die in Paris und anderswo (nicht zuletzt in Tunis!) sich auf den Text dieser Reden stürzten, um sich über de Gaulles Absichten zu informieren, wurden enttäuscht. Sätze wie
Daß die Verhandlungen zwischen der französischen Regierung und dem FLN in Melun so bald nach ihrer Aufnahme in eine Sackgasse geraten sind, überrascht. Denn zum mindesten in de Gaulles Umgebung ist der Wunsch nach einer Verständigung mit dem FLN groß. Es ist auch nicht anzunehmen, daß man in Paris den FLN derart unterschätzt, um von ihm jene „bedingungslose Kapitulation“ zu erwarten, zu der man ihn offiziell durch die Ablehnung aller über den bloßen Waffenstillstand hinausgehenden Verhandlungen auffordert. Die französische Haltung ist nur von der „pluralistischen“ Struktur
„Die Dritte Republik ist in Sedan geboren und in Sedan gestorben. Die Vierte Republik ist in Algier geboren und in Algier gestorben. Die Fünfte ist in Algier geboren . . .“Pierre Lagaillarde„V/enn ich zwischen dem Koffer und dem Sarg zu wählen habe, so wähle ich den Sarg.“ Joseph 0 r tizVier Männer in der Mitte der Vierzig, Robert M a r t e 1, Joseph O r t i z, der Doktor L e-f e b v r e, Auguste A r n o u 1 d, der 31jährige Pierre Lagaillarde und als Benjamin der 26jährige Student Jean-Jacques S u s i n i stellten die Führungsgarnitur der „Ultras“. Die pittoreskeste Figur
Zwei Jahre nach dem Putsch von Algier befindet sich Frankreich in der Lage des Mannes, der durchs Gestrüpp irrte und unversehens wieder auf die Stelle stößt, von der er aufgebrochen war. Aber der Stern, nach dem er sich richtete, ist seither blasser geworden: Der General de Gaulle ist nicht mehr die Verkörperung des Vaterlandes über den Parteiungen, sondern der Verfechter einer Politik, die er gegen eine andere zu verteidigen und durchzusetzen hat. Es gibt wieder zwei Frankreich, die auf verschiedenen Planeten zu hausen scheinen: eines diesseits und eines jenseits des Mittelmeeres.
In der Nacht zum 28. Oktober wurde von dem Pariser Verlagshaus Pion eine generalstabsmäßig angelegte Großaktion durchgeführt. Als die Pariser am Morgen zur Arbeit gingen, leuchtete ihnen aus den Fenstern aller Buchhandlungen der knallrote dritte Band von deGaulles „Kriegserinnerungen" entgegen. Die beiden ersten Bände hießen „Der Appell" (1954) und „Die Einheit" (1956) und umfaßten die Kampfjahre des „Freien Frankreich“ von 1940 bis 1944. Dieser letzte Band nun handelt von de Gaulles Ministerpräsidentschaft vom Einmarsch in Paris im Spätsommer 1944 bis zu jenem Tag im
Paris, im Oletober Als letzten Donnerstag die gaullistische Kammerfraktion sich über Algerien in die Haare geriet, mahnte ein Abgeordneter zur Einigkeit im Vertrauen auf de Gaulle: „Schon morgen kann die Katastrophe eintreten. Bereits haben Kommandos von Mördern die spanische Grenze passiert. Die Persönlichkeiten, welche umgelegt werden sollen, sind bezeichnet. Achtzehn Monate nach einer friedlichen, ohne einen Blutstropfen abgerollten Revolution’ könnte es leicht zu einem mörderischen inneren Konflikt kommen.“ Das tönte ein wenig wie im Kino. Aber der Mann, der das sagte, war
Jedes Schloß, das auf sich hält, hat sein hauseigenes Gespenst. Niemand hat es gesehen, aber jedermann hat von ihm gehört. Es gruselt einem ein bißchen vor ihm, aber man weiß: eines Tages wird es allen sichtbar auftreten und die Dynastie zu neuen Höhen führen. In der Fünften Republik — diesem Palast, den die Franzosen eigens für ihren ungekrönten Monarchen Karl von Gallien errichtet haben — kommt die Rolle des Gespenstes der „französischen Atom bombe“ zu. Oder vielmehr „Mabombe“, wie der trotz aller Verehrung immer noch spottlustige Franzose gern in Analogie zu „Mon-
Frage auf literarische Zeugnisse zurückzugreifen, weil ja der einzelne Para selbst sich nicht erklären kann. Eine gewisse' Gewähr ist dabei, wenn wir die Vermittlung der „Intellektuellen“ vermeiden und uns auf Zeugnisse des populären Bereichs beschränken oder dann auf solche, an denen ausnahmsweise ein der Selbstdeutung befähigter Fallschirmjäger mitgewirkt hat. Solche Zeugnisse dürften am wenigsten voreingenommen sein.An diesem 14. Juli, der mit größerem Pomp denn je gefeiert wurde, marschierten gegen Ende der Parade wieder „Paras“ vom Triumphbogen her die Champs-Elysees
Heute haben wir einen Besuch besonderer Art vor. Er gilt den „Editions de Minui t“, dem Mitternachtsverlag, der die beiden berühmtesten Zeugnisse über Folterungen im heutigen Frankreich herausgebracht hat: „La Question“ von Henri Alleg und, vor wenigen Tagen, „La Gangrene“ von inhaftierten algerischen Studenten. Beide Schriften sind beschlagnahmt worden — und doch haben beide große Verbreitung gefunden. „La Question"wurde erst beschlagnahmt, als 65.000 Exemplare abgesetzt waren, und mit illegalen Drucken ist seither die französische Auflage in den fünfzehn Monaten seit
In Kreisen skeptischer politischer Beobachter in Paris ist seit langem schon ein Gesellschaftsspiel üblich geworden. Man fragt da reihum: „Was kommt nach de Gaulle?” Die einen sagen: die „nationale Revolution” (die viele Spielarten haben kann, von einer Militärdiktatur — das häufigst Genannte — über ein autoritäres Regime mit noch zivilem Anstrich bis zu einem Totalitarismus faschistischer Prägung). Darauf entgegnen andere: nein, eine Volksfront. Und ganz Gewitzte meinen: beides wird kommen, bloß steht die Reihenfolge noch nicht fest. Allerdings gibt es auch hier eine
In der gegenwärtigen Phase der Fünften Republik ist der Aufbau längst in den Hintergrund getreten. Gewiß fehlt es nicht an großartigen Projekten. Da wird etwa angekündigt, daß beim Bahnhof Montparnasse im südlichen Paris der größte Wolkenkratzer Europas gebaut werden soll. Oder der Premierminister Debrė verkündet auf einer seiner Algerienreisen, daß man aus Algerien das „Musterland” für ganz Afrika machen werde. Aber solche Proklamationen wecken keinen besonderen Enthusiasmus mehr — sie gehören sozusagen zum Tagewerk der Fünften Republik.Was das Interesse der
Die verschiedenen Phasen des gaullistischen Regimes sind an der Verschiedenartigkeit der Motive ablesbar„ welche jeweils die Mehrheit der Franzosen bewogen haben, sich zu de Gaulle zu bekennen. Im letzten Frühjahr hatte der General die Mehrheit seiner Landsleute für sich, weil er dem Land den Bürgerkrieg erspart zu haben schien. Im Herbst legten vier Fünftel der Franzosen ihr Schicksal in seine Hände, weil sie von ihm erwarteten, daß er nun alle ihre Probleme — angefangen beim Algerienkrieg — lösen werde. Dieser etwas naive Wunderglaube ist inzwischen längst verflogen. Aber immer
Paris, im MaiSchon als ich an die Ateliertüre meines Freundes, des Bildhauers, klopfte, fielen mir die jungen Leute auf, die in das angrenzende Atelier strömten. Es schienen Schüler, Studenten, junge Arbeiter zu sein; sie trugen meist Lederjacken, hatten die Haare kurz geschnitten und zeigten eine frisch-verwegene Miene. Nur zwei darunter schienen älter als 25 Jahre zu sein.„Da drüben ist vor kurzem ein junger Kaufmann eingezogen“, antwortet der Bildhauer auf meine Frage. „Im übrigen brauche ich dir gar nichts zu erklären. Du wirst gleich hören. Und meine ja nicht, du würdest
Um den Zustand Frankreichs vor dem Referendum vom 28. September zu umschreiben, muß dreierlei hervorgehoben werden. Erstens einmal findet man kaum einen ernsthaften Beobachter, der an einer Ja-Mehrheit zweifelt — man diskutiert nur noch darüber, ob die Minderheit der Neins erheblich sein wird oder nicht. Es herrscht ferner kurz vor dem Referendum in Frankreich immer noch die gleiche Gleichgültigkeit wie zur Zeit des 13. Mai; die Franzosen scheinen wirklich nicht der Meinung zu sein, sich in einer Schicksalsstunde zu bewegen. Daß diese Gleichgültigkeit teils die Züge der Apathie, teils
In einigen Wochen soll in Frankreich und der ganzen Französichen Union das Referendum über de Gaulles Verfassungsentwurf stattfinden. Der Vorgang ist bedeutsam: es sind zwölf Jahre her, seit das französische Volk — bei der Annahme der Verfassung der Vierten Republik - in ähnlich entscheidender Weise zur französischen Politik Stellung nehmen konnte. Bei den Kammerwahlen nämlich konnte es sich angesichts der eigens für sie konstruierten Scheinfronten ja immer nur um Scheinentscheidungen handeln.Bei dem kommenden Referendum wird das anders sein. Fraglich ist, ob der Kampf um das
„De Gaulle glaubt an das Frankreich seines Geschichtsbuches. Er handelt, als ob er an es glaube, und entreißt es dadurch der Fiktion: dank ihm wird dieses Frankreich wahr.“
Francois Mauriac
Bei der Rückkehr de G a u 11 e s ans Steuerrad des französischen Staates handelt es sich nicht um eine Machtergreifung, sondern um eine Uebergabe der Macht. Der General hat keine Rebellion inszeniert, um an die Macht zu kommen, sondern die Republik hat nur die Macht in seine Hände gelegt, weil sie sich einer Rebellion nicht gewachsen fühlte, welche Dritte unter Berufung auf de Gaulle angezettelt haben. Frankreich ist in einer paradoxen Lage: Zwei Lager, die sich zum Bürgerkrieg rüsteten, haben den gleichen Mann an die Macht getragen, und offensichtlich glaubt jedes der beiden Lager,
In dem Augenblick, in dem wir diesen Bericht über die konfuse Lage Frankreichs und seiner algerischen Dependance niederzuschreiben beginnen, sind die Sorgen der Regierung Pflimlin noch lange nicht zu Ende. Es wird noch einige Zeit dauern, bis sie die Lage wieder in den Händen hat. Ahe* eines kann jetzt schon festgestellt werden: die Republik hat beides überstanden: das Pronunziamento in Algerien und den Appell des Generals de Gaulle.Das Verdienst daran kommt zu einem erheblichen Teil dem neuen Ministerpräsidenten Pflimlin zu. Es hat sich als ein Glücksfall erwiesen, daß dieser
Der Kampf um Algerien hat zu einer Verkrampfung der französischen Seele geführt. Die ohnmächtige Wut, die dieser Kampf gegen einen kaum zu fassenden Feind auslöst, hat in vielen Franzosen — und nicht den schlechtesten! — den in diesem Lande nie erloschenen Nationalismus zur Gluthitze entfacht. Und man wundert sich nur, daß dieser Nationalismus noch nicht seine für unser Jahrhundert typische Steigerungsform erreicht hat — mit anderen Worten: daß Frankreich noch keine mächtige faschistische Bewegung besitzt. Es gibt wohl eine Anzahl kleiner faschisierender Zirkel und Geheimbünde.
Der „Parti Patriote Rėvolutionnaire“ (PPR) von Maitre Biaggi hat zu seiner ersten öffentlichen Versammlung eingeladen. Und zwar in die Salle Pleyel. Das ist der größte Konzertsaal von Paris. In der nahegelegenen Salle Wagram, die sonst für solche Veranstaltungen gewählt wird, findet wohl gerade ein Boxkampf statt. Hier, bei der Salle Pleyel, fehlt der lange, schlauchartige Zugang zum anderen Saal, der schęn einem relativ schwachen Saalschutz erlaubt, die Angriffe politischer Gegner abzuschlagen. Nun, die mit weißen Hemden und schwarzen Baskenmützen uniformierten „Volontaires de
Mitten in Algerienkrieg und Finanzkrise haben sich die Franzosen den Luxus einer lang- fädigen Krise geleistet. Ist das bloßer Ueber- mut? Langeweile? Es ist vor allem die Folge davon, daß die Kammerwahlen vom 2. Jänner 1956 katastrophale Folgen gehabt haben. Was damals noch als Schwarzseherei erscheinen mochte, wird heute von kaum jemandem mehr bestritten: die damalige überstürzte Auflösung einer noch halbwegs manövrierfähigen Kammer hat Frankreich als Ersatz eine Kammer beschert, die schon ihrer numerischen Zusammensetzung nach zur Untätigkeit verdammt ist.Das Rechenexempel ist
Auf der Höhe dieses Sommers sah es so aus, als habe Frankreich in Felix Gaillard einen verjüngten Mendės-France bekommen. Man fand bei ihm dieselbe sachliche, nüchterne Intelligenz, die sich nicht ideologische Scheuklappen vorklemmen ließ. Und in der Art, wie der gegenwärtige Finanzminister seine allzu ausgabefreudigen Kollegen unter Jūratei nahm, schien eine verwandte Energie im Durchsetzen des als richtig Erkannten zum Ausdruck zu kommen. Hinzu trat aber noch ein Charme, der Mendes zum Leidwesen der Franzosen abgeht: der 38jährige Gaillard, Frankreichs jüngster Chef der Finanzen
Die Familie Redlich war unter Maria Theresia, wie alle jüdischen Familien Gödings, ausgewiesen worden. Viele dieser Ausgewiesenen hatten sich nach Ungarn gewandt, einige sich in anderen Städten Mährens angesiedelt. Der Abzug der jüdischen Familien brachte dem kleinen Städtchen schweren wirtschaftlichen schaden, weshalb schon 1783 Kaiser Josef 13 jüdischen Familien die Rückkehr in das Städtchen erlaubte. Unter den Zurückgekehrten befand sich auch ein Lazar Redlich, dem 1803 ein Sohn namens Nathan geboren wurde, der sich ebenfalls dem Kaufmannsstand widmete. 1848, das Jahr, das auch