Hinter vermeintlich karitativen Altkleider-Sammlern verbergen sich häufig gewerbliche Firmen - und machen die Container-Textilien zur Ware.Die Daunenjacke vom letzten Winter sieht heuer irgendwie aufgeplustert aus. Und die ausgewaschene Jeans? Nicht mehr wirklich schön. Laut Schätzungen landen jährlich etwa 80.000 Tonnen dieser nicht mehr benötigten Kleidung in heimischen Altkleidercontainern. Entgegen der Meinung vieler Spender werden die Pullis und Hosen aber oft nicht gratis an bedürftige Menschen verteilt, sondern nach Afrika oder Osteuropa weiterverkauft. "Das Verwerten von
Reportage • Ob suchende Singles oder langjährige Partner: Die Imago-Therapie will durch ritualisierte Dialoge die Beziehungsfähigkeit erhöhen.Es sind zehn Frauen und zwei Männer, die an diesem Samstagmorgen erwartungsvoll im Sessel-Halbkreis sitzen. Ihr Alter reicht von Mitte 20 bis Mitte 60, ihre Bildung ist gehoben - und ihr Anliegen groß: Nichts Geringeres als die eigene Beziehungsfähigkeit steht im Zentrum jenes "Single-Imago Workshops“, für den die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Ecken des Landes ins Wiener Neustädter Bildunghaus St. Bernhard gekommen sind."Die Liebe,
In modernen pädagogischen Konzepten ermöglichen Spiele Freude am Entdecken und Gestalten - und sie schaffen die beste Voraussetzung für erfolgreiches Lernen: Motivation.Grüne Wiesen und einsames Gebirge, und mittendrin im Idyll: der außerirdische Forschungsroboter Ludwig. Auf der Suche nach alternativen Energieressourcen ist er im Jahre 2098 auf der Erde abgestürzt. "Mein Zentralschaltkreis (…), wo (…), brrrzzz“, so der erste Hilferuf des Bruchpiloten. Er richtet sich an die Schüler an derzeit über 500 österreichischen Schulen. "Ludwig“ ist ein Physik-Computerspiel zum Thema
Immer mehr Jugendliche und Frauen schlittern in die Alkoholabhängigkeit. Indes befindet sich die heimische Suchttherapie im Umbruch.Der Frust ist dem Ehepaar deutlich anzusehen. Der Gatte wirkt entnervt, dann wieder einfühlsam. Während das Paar im Aufnahmeraum des Wiener Anton-Proksch-Instituts (API), der größten Suchtklinik Europas, sitzt und wartet, fängt die Frau an zu weinen. Sie hat getrunken, nur wenige Stunden zuvor. Dabei war sie nach ihrer Therapie schon ein Jahr lang trocken gewesen. Die Nerven liegen blank.Rund 340.000 Österreicherinnen und Österreicher gelten wie die Frau
Die staatliche Förderung nicht-konfessioneller Privatschulen fällt in Österreich eher mager aus. Während "High Class“-Schulen damit leben können, stecken Waldorf und Co. in der Zwickmühle.Wind streicht durch die sattgrünen Bäume, vom Boden steigt der Duft trockener Föhrennadeln auf. Das Areal rund um die Wiener Semmelweis-Frauenklinik ist eine Insel der Ruhe. Außer Vogelgezwitscher war hier lange nichts zu hören, doch seit der Ort auch Campus ist, trägt der Wind neue Klänge mit sich: die eines Konzertflügels etwa oder einer Geige.Die Amadeus International School of Music hat
Krisen in der Heimat, Unsicherheit und Vorurteile prägen das Leben vieler Zuwandererkids. Mit Straßenfußball, wie er für ihn selbst von existenzieller Bedeutung war, will der Psychologe Alexander Schneider die Käfigkinder für Fairplay begeistern.A m herbstlichen Yppenplatz im 16. Wiener Gemeindebezirk ist kaum etwas geblieben vom lebendigen Treiben im Sommer. Vereinzelt streifen vertrocknete Blätter über den Beton. Nur am Rande des kahlen Platzes jagen ein paar Burschen mit Migrationshintergrund einen Ball durch den Fußballkäfig. Alexander Schneider schaut auf einen Sprung vorbei,
Paul sucht als Teenager Geborgenheit und findet in Heroin eine Wärme, die er niemals kannte. Mit der Droge spritzt er sich eine Illusion des Himmels - bis er in der Hölle erwacht.Wenn Paul im Wiener Szenelokal "Tunnel“ seinen Mittagskaffee trinkt, fällt er allenfalls durch sein attraktives Äußeres auf. Seit zwei Jahren arbeitet der 27-jährige Niederösterreicher als Model. Auf seinen sportlichen, unversehrten Armen zeugt nichts mehr davon, dass er einmal ein Junkie war.Mit 16 ist Paul nach außen hin ein gewöhnlicher Jugendlicher: Er raucht seine ersten Zigaretten und trinkt am
Wiltrut Stefanek setzt sich nie eine Nadel und hat keine wechselnden Sexualpartner. Dennoch ist sie eines Tages HIV-positiv. Der Kampf um einen Sinn im Leben beginnt.Im Nachhinein ist alles zu spät. Im Nachhinein zieht es Wiltrut Stefanek den Boden unter den Füßen weg. Im Nachhinein sagt die heute 40-Jährige: #Am Ende habe ich alles verloren.# Die Schuld bei sich selbst zu suchen, macht in ihrem Fall aber wenig Sinn, auch wenn sie sagt: #Ich war zu dem Zeitpunkt naiv.# Im Oktober 1996 läuft Wiltrut Stefanek ferngesteuert aus der Ordination ihres Hausarztes, als sie erfährt,dass sie
Über eine Millionen Menschen in Österreich leben an der Armutsgrenze – das muss nicht sein, sagt Martin Haiderer. Der Gründer der Wiener Tafel setzt sich seit über zehn Jahren für Mitmenschen ein, die sich nicht einmal das Nötigste leisten können.„Als Kind wollte ich Indianer werden. Gerade Winnetou ist der Parade-Gutmensch im Wilden-Westen“, überlegt Martin Haiderer. Dann winkt er ab. „Diese furchtbar nüchternen Erwachsenen haben mir aber gesagt, Indianer kann man nicht werden, als Indianer muss man geboren sein.“ Geboren als Indianer ist Haiderer freilich nicht – kein
Die Sozialpädagogin Ursula Beck ist Leiterin des Krisenzentrums im 23. Wiener Gemeindebezirk. Wie man nach jahrelanger Arbeit mit misshandelten und vernachlässigten Kindern dennoch an seinen Idealen festhält und nicht abgebrüht wird, lebt die 47-Jährige vor.Wenn mich keine Geschichte mehr berühren würde, dann wäre ich schockiert“, überlegt Ursula Beck. „Denn es ist nicht immer so, dass in Familien alles gerade läuft: Dass es Strukturen im Alltag gibt, dass genügend Geld da ist, dass Menschen da sind, auf die man sich verlassen kann.“ Das hat Beck schon früh in ihren
Was bringt eigentlich Nachhilfe? Erfahrungen von aktiven und und ehemaligen Schülern und Eltern mit den Vorzügen eines Privatlehrers.Kurz vor Semesterende hat sich Sascha noch ins Zeug gelegt – mit Erfolg. Er hat ein Sehr gut auf die letzte Englischschularbeit bekommen – eine Leistung die er nicht nur sich selbst zu verdanken hat. Mutter Hannelore schmunzelt, wenn sie auf ein dreiköpfiges Leistungskollektiv verweist: „Wir haben es geschafft. Die Nachhilfelehrerin hat erklärt, Sascha hat gelernt und ich habe bezahlt.“ „Alleine hätte ich den Einser in 100 Jahren nicht
Von einer Sekunde zur nächsten ist alles anders: Auf einer Party stürzt Kristof Meixner – seither ist er gelähmt. Der Student erzählt, wie es ist, wenn die geistige Freiheit die körperliche übersteigt.Es ist ungefähr Mitternacht, als Kristof Meixner während einer Geburtstagsfeier auf einen Baum klettert. Er ist nicht wirklich angetrunken, seine Schuhbänder sind nur notdürftig gebunden. In dem Moment macht es einfach Spaß, auf den Baum zu klettern. Plötzlich rutscht der damals 21-Jährige ab. Es geht schnell: Er greift nach einem Ast, doch der reißt ab. Mit dem Hals landet er in
Menschenrechtsaktivisten haben ein Jahr lang an Szenarien positiver Integration entwickelt. Das Ergebnis: Mehr Bildung und Arbeitsintegration als Bausteine einer neuen Fairness.Fairness entscheidet das Spiel, aber viel zu selten das Leben: „Ich habe da die Idee von einem Spielbrett im Kopf“, sagt Barbara Sieberth von der Plattform für Menschenrechte in Salzburg. „Ich würde beim ‚Mensch ärgere dich nicht‘-Spielen nie auf die Idee kommen, verschiedene Regeln für verschiedene Figuren zu fordern. Die gelbe Figur hüpft bei einem Sechser nicht doppelt so weit wie die lila Figur. Nach
Viele Paare müssen oder wollen aus beruflichen Gründen eine Fernbeziehung eingehen. Nicht Egoismus, sondern Rücksicht auf die wirtschaftliche Situation stünden oft dahinter, so Experten.„Ich habe heute noch Flashbacks, weil das Wiedersehen so toll war. Das sind große Erinnerungen, die ich im Leben nicht vergessen werde“, ist Studentin Katharina B. noch sieben Monate nach der Wiedervereinigung mit ihrem Freund Klaus gerührt. Als sich das Wiener Paar am Flughafen in Melbourne wieder in die Arme schließen konnte, hatte Klaus gerade ein Architektursemester an der RMIT-Universität
Für die Menschen im Mittelalter war es wichtig, zwischen Lebenden und Toten zu trennen. Die Mittelalterforscherin Christa Tuczay über das Todesverständnis früherer Jahrhunderte. Das Gespräch führte Sandra NigischerWie gingen Europäer früherer Jahrhunderte mit Sterben und Tod um? Ein Gespräch mit Christa Tuczay Germanistin und Mittelalterforscherin an der Universität Wien .Die Furche: Wurden Menschen im Mittelalter anders als heute bestattet?Christa Tuczay: Die Bestattungskultur, wie wir sie kennen, hat sich erst entwickelt. Viele Riten haben wir aus der römischen Kultur übernommen.
Alternative Bestattungsarten wie Baum- oder Seebestattung finden immer mehr Zuspruch, das traditionelle Begräbnis sehen manche verschwinden.Songs aus dem Musical „Mamma Mia“, weiße Kleidung und Prosecco bei der Bestattung: All das ist bei den individuellen Naturbeisetzungen nicht ungewöhnlich und etwa Elisabeth Zadrobilek aus Niederösterreich – nach „jahrelangem Kampf um eine Genehmigung“ – nun möglich. Seit April 2008 organisiert sie Wasserbestattungen auf der Donau in Niederösterreich. Im darauf folgenden Oktober gründete sie den „Wald der Ewigkeit“ in Wien-Mauerbach,
Individuelle Sonderschul-Förderung gibt Schülern ein wenig kindliche Sorglosigkeit zurück – allerdings in der Exklusion.Kurz vor halb acht Uhr morgens tollen Kinder vor ihren Klassen in der mit Basteleien dekorierten Aula. Sie plaudern und kichern, bevor die Glocke zum Unterricht schrillt. Ein gewöhnlicher Eindruck einer Schule, die so gewöhnlich nicht ist: Als die Lehrerin Christina Aichinger die Klassentür schließt, sitzen nur vier Buben und ein Mädchen an den Tischen. Sie sind zwischen zehn und 13 Jahre alt und werden nach den Lehrplänen der sechsten und siebten Schulstufe
Zwei Drittel aller Frauen erleben die Wechseljahre ohne oder mit leichten Beschwerden, ein Drittel ist schwer betroffen. Lebensveränderungen prägen Körper und Psyche als Ganzes.„Mein Kind ist jetzt erwachsen. Die Eltern werden dement und pflegebedürftig. Ich muss mich um viele Dinge auf einmal kümmern“, gibt Susanne R. ihr Erleben wider. Sie ist 52 Jahre alt und spürt, wie sich viele Dinge in ihrem Leben gerade verändern und neu formen. Veränderungen, die neue Lösungswege fordern und nicht immer leicht zu tragen sind. Doch Susanne R. hat in ihrer Lebensmitte gelernt: Wichtig ist,
Viele „Sitzenbleiber“ sehen im Wiederholen der Klasse keine „Ehrenrunde“, sondern eine schmerzhafte Erfahrung. Dabei sei Repetieren meistens sinnlos, so Experten.Sie haben in der Schule versagt und sind dennoch berühmt: Für Churchill, Edison oder Einstein bedeutete das Scheitern bei Prüfungen oder Sitzenbleiben kein Hindernis. Sie machten Erfindungen und Karrieren. Wiens Bürgermeister Michael Häupl hatte laut Kurier ähnliche Probleme, er ist einmal durchgefallen. Ebenso der verstorbene Bundespräsident Thomas Klestil, den es in der Siebten im Gymnasium erwischt hatte.
Fehlerkultur oder Fehlermanagement sind gerne zitierte Strategien. Doch in den Alltag von Schule und Unternehmen hält das Motto „Lernchance durch Fehler“ nur langsam Einzug.Nicht immer enden Fehler so tragisch: Ein 63-jähriger Grazer Jurist wollte in einer Privatklinik einen kleinen schönheitschirurgischen Eingriff durchführen lassen. Nach einem Sturz hatte er eine unschöne Delle am Kopf. Doch bei dem Eingriff ging einiges schief: Nach einer akut auftretenden Schwellung im Kehlkopfbereich nach Einleitung der Narkose wurde zu spät ein Luftröhrenschnitt gesetzt. Der Patient überlebte
Traditionelle Beziehungsmodelle sind nicht „von gestern“, Sorgen um die Zukunft jedoch auch nicht. Ein Querschnitt durch das heutige Leben Jugendlicher.Setzen Jugendliche auf Stabilität oder Selbstverwirklichung, spielt Partnerschaft noch eine Rolle oder regiert der Egotrip, sind sie gesellig oder doch nur Komasäufer? Studien setzen auf Tatsachen statt Vorurteile und versuchen, ein Bild zu zeichnen, wie die Jugend heute lebt.Ein klares Bekenntnis zur Geselligkeit zeigt so etwa die Analyse der Lebensfelder in der jüngsten Jugendwertestudie („Lieben, Leisten, Hoffen“, Czernin Verlag,
Die Debatte um den Ausstieg aus der Mitgliedschaft beim Kernforschungszentrum CERN ist beendet. Dem Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) mangelt es an Konzepten in der heimischen Forschungspolitik.Die Debatte der letzten zwei Wochen um den geplanten CERN-Ausstieg wurde nun für beendet erklärt. Bundeskanzler Werner Faymann sprach am Montag ein Machtwort: "Ich kann mir einen Austritt nicht vorstellen, ich bin dagegen." Seine Haltung begründete er mit der im Forschungsbereich notwendigen Nachhaltigkeit und Verlässlichkeit. "Reputation und Ansehen Österreichs ist etwas, das
Ob sich die Probleme nun um Steuerschulden, Besuchsrecht oder Baurecht drehen: Beim Sprechtag der Volksanwältin Gertrude Brinek in der Wiener Singerstraße liegen Verzweiflung und Hoffnung dicht beieinander. So leidvoll manche Konflikte im Leben dieser Menschen auch sind: Nicht immer kann die Volksanwaltschaft helfen.Als Mutter Marija B. (Namen von der Redaktion geändert) und ihre erwachsene Tochter das Büro von Volksanwältin Gertrude Brinek betreten, sind sie am Tiefpunkt angelangt. Lange, konfliktreiche Jahre liegen hinter ihnen - die merkbar an ihnen gezehrt haben. Marija B. muss
Die Wirtschaftskrise wirft zwar neue soziale Fragen auf, zur großen ethischen Wende in Wirtschaft und Gesellschaft ist es bisher dennoch nicht gekommen. Darin waren sich die Beteiligten der Diskussion zum Thema "Die ethische Wende: Nachhaltigkeit und Demut statt Gier?" im Haus der Industrie in Wien einig.Wer ist schuld an den gewaltigen Turbulenzen, die derzeit unter der Chiffre "Krise" durch die Medien geistern: Die Managerinnen und Manager, die Banken - oder etwa das System, das wir doch eigentlich alle repräsentieren? Diesen Grundfragen widmeten sich kürzlich Vertreter aus Wirtschaft,
Jede fünfte Frau in Österreich ist mindestens einmal im Leben von häuslicher Gewalt betroffen. Gewaltopfer Nathalie R. verleiht den Zahlen ein Gesicht: Sechs Jahre lang erträgt sie die Misshandlungen ihres Mannes, ehe sie sich vom Misshandler lossagt. Ein Porträt von Angst und Machtlosigkeit.Nathalie R. sieht nicht aus wie ein Opfer. Wenn sie spricht, huscht kein Schatten über ihr Gesicht und da sind keine Narben, die Nathalie (Name von der Redaktion geändert) als Opfer kennzeichnen würden - zumindest nicht an den offensichtlichen, unbedeckten Körperstellen. Wenn sich die Slowenin mit
Autor Achim Schneyder und Fotograf Rudolf Semotan spazierten durch die bunten Gässchen des Wiener Naschmarktes. In einem Bildband porträtieren sie die kulinarische Flaniermeile in ihren Wahrheiten und Widersprüchlichkeiten.Rundum dröhnen die Autos in den grauen, verregneten Straßen. In der Mitte aber - zwischen linker und rechter Wienzeile - da pulsiert das Leben, da offenbart sich eine andere Welt. Es ist die Welt des Wiener Naschmarktes, die - könnte man nicht sehen - allein auf Grund der Gerüche in ihren Bann ziehen würde. Eine exotische Insel, die den Gehörlosen allein wegen der