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Skiparadies im Kommen

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„SAISON IN DER TATRA“, „Zum Skilauf in die Slowakei“, „Beste Pöisten und Hotels zu mäßigen Preisen“... mit diesen und ähnlichen Slogans wirbt der „Fremdenver-kehrsausschuß des Slowakischen Nationäirates“ um westliche Winter-uiriiauber. Entsprechen jedoch diese östlichen Slkdzentran den Ansprüchen westlicher Pistenjäger?

Vergleicht man westliche mit OSSR-Hotel- und Pensionspreisen, so bann die Slowakei den großen Pluspunkt für sich buchen, daß Erste-Klasse-Hotels zu Mittelpreisen geboten werden. Neuerdings locken Wochenarraogements um 800 bis

1000 Schiilling. Wirken diese Preise auf den ersten Blick nicht besonders verlockend, so bieten die Tatra -und Fatrahotels jedoch größten wohnlichen Komfort, ganz zu schweiigen von der vielgepriesenen slowakischen Küche.

Eines jedoch wird der skifahrbesessene Urlauber vermissen, noch vermissen. Wohlpräparierte Ski-pisten und ein ausreichendes Angelbot an Skiliften, wie etwa in den westlichen Wintersportzentren.

Doch auch die Slowaken haben diesen Fehler erkannt, und bemühen sich nun, dieses Manko auszumerzen. Sogenannte „Snow-Cats“, Fistenpflegegeräte, sollen nun die Hänge der i Hohen und Niederen Tatra sowie der Kleinen Fatra zu verlockenden Abfahmstrecken präparieren.

WAGHALSIGEN SKIAKROBATEN, aber auch unbeholfenen Anfängern bietet der Chopok in der Niederen Tatra Gelegenheit, ihr Können zu erproben. Mit zwölf Ab-fahntsrouten dürfte er bald zu einem international stark begehrten Schnee-Eldorado werden. Zwei Sessellifte und ein Schlepplift ziehen schon jetzt eine große Zahl tschechoslowakischer Schnee begeisterte zum 2025 Meter hohen Gipfel.

Wenige Schritte von der Talstation entfernt lockt ein großangelegter Hotelbau mit dem Traumpreis von 40 Kronen Tagesvollpension Urlauber an. Um hier logieren zu können, muß man jedoch tschechoslowakisches Gewerkschaftsmitglied sein...

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IM KLEINSTEN HOCHGEBIRGE DER WELT, in der Hohen Tatra (260 Quadratkilometer), bemühen sich die Slowaken eifrigst, ein europäisches Skiparadies aus dem Boden zu stampfen. Das waldreiche Gebirge mit seinen 300 Gipfeln, davon acht höher als 2600 Meter, soll dem Wintersport weitgehendst erschlossen werden.

Schon kristallisieren sich hier drei Fremidenveiikehrszentren heraus, nämlich Strbske Pleso (das ehemalige Tschirmersee), Stary Smoko-vec (Altschmecks) und Tatranska Lomnioa (Tatra-Lomnitz). Moderne Hotelkomplexe, die internationalen Komfortansprüchen durchaus Rechnung tragen, entstanden in kürzester Zeit. Daneben wurden die luxuriös angelegten Grandhotels der einstigen Donaumonarchie neu aufpoliert und zu staatlichen „Interhotels“ erklärt. Somit will man dem erhofften ausländischen Touristenstrom genügend Unterbringungsmöglichkeiten schaffen.

Allerdings gibt es in der Hohen Tatra noch zuwenig Liftanlagen und Ristendienste. Wohl bringt eine

Seilschwebebahn den Luft- und Schneehungrigen in einer halben Stunde auf den meistbesuchten Gipfel der Hohen Tatra, die Lomnitzer Spitze (2632 Meter), doch sind die stark abfaulenden Hänge nur besonders mutigen Skifahrern vorbehalten. Verzichtet man jedoch auf den majestätischen Gipfelrundblick und fährt nur bis zur Zwischenstation (1761 Meter), so hat man von hier aus gute Abfahrtsmöglichkeiten.

Zur Benützung der Seilbahn muß der einheimische Besucher, wegen des starken Andranges, oft außer dem Fahrschein noch eine Platzkarte lösen. Lediglich ausländische Touristen können durch die Rezeption ihres Hotels oder durch das nächste staatseigene Cedok-Reise-büro Platzkarten am Vortag telefonisch bestellen. Ansonsten werden Platzkarten nur am Pahrttag ausgegeben, wie ein Anschlag bei der Talstation der Seilbahn verkündet. Auch hier ist man durch „kleine Sondervollmachten“ um den ausländischen Gast, beziehungsweise westliche Valuta, bemüht.

IN VIER MONATEN FÄLLT DIE ENTSCHEIDUNG, ob Strbske Pleso zum Austragungsort der nordischen Skiweltmeisterschaften 1970 erklärt wird oder nicht. Sollte der FIS-Kongreß, der im Mai in Beirut tagen wird, Strbske Pleso „WM-reif“ erklären, so will „die Slowakei die bereits geplanten Fremdenverkehrsinvestitionen um weitere 150 bis 200 Millionen Kronen erhöhen“, versicherte Ing. Polacek, Sekretär des staatlichen Fremdenverkehrsausschusses.

Inzwischen wurde bereits die kleine Sprungschanze, kritischer Punkt bei 70 Meter, fertiggestellt. An der großen Schanze, deren kritischer Punkt bei 86 Meter liegt, wird fieberhaft gearbeitet, gilt es doch, an die 80.000 Kubikmeter Erde auszuheben.

Zur Unterbringung der WM-Teilnehmer will man in unmittelbarer Nähe der Sprungschanzen ein 120-Betten-Hotel errichten. Um den WM-Besucherstrom aufzufangen, sollen allein in Strbske Pleso die derzeit für Asthmakranke bestimmten Sanatorien — mit einer Kapazität von 1000 Betten — freigestellt werden. Diese Zahl will man jedoch durch die teils vorhandenen, teils im Bau befindlichen Unterbringungsmöglichkeiten der einzelnen Tatra-urlaubszentren auf 9000 Betten erhöhen.

RUHE UND EINSAMKEIT verspricht den westlichen Tatra- und Fatrapionieren derzeit noch die staatliche Fremdenverkehrswerbung. Wie lange noch?

Gab doch das Land allein im letzten Jahr 120 Millionen Kronen aus. Diese Summe soll pro Jahr um 27 Prozent erhöht werden. 580 Millionen Kronen will man bis 1970 zur Ankurbelung des Tourismus ausgeben. Allein in diesem Jahr sollen Hotels und Motels mit insgesamt 700 Betten errichtet werden.

Doch diese großzügig angelegten Investitionsgelder sind notwendig, beträgt doch der Fremdenverkehr derzeit nur 1,6 Prozent des slowakischen Nationaleinkommens.

Intensive Werbung und großangelegte Fremdenverkehrsinvestitionen werden in den nächsten Monaten manchen westlichen Touristen zu einem „Slowakischen Skiurlaub“ verlocken.

Um jedoch einen ständig steigenden Tourdstenstrom ins Land zu leiten, werden sich die staatlichen Stellen zu weniger zeitraubenden Grenzformalitäten und einem realen Kroneokurs entschließen müssen.

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