Die Gnade, neue Kirchen-Zeiten erleben zu dürfen

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Viele sahen in Krätzl auch den logischen Nachfolger für Kardinal König. Doch schon rund um den Papstbesuch 1983, mit dessen Organisation Krätzl betraut war, wurde der Weihbischof mit dem Misstrauen Roms gegen den "österreichischen" Kurs konfrontiert.

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Viele sahen in Krätzl auch den logischen Nachfolger für Kardinal König. Doch schon rund um den Papstbesuch 1983, mit dessen Organisation Krätzl betraut war, wurde der Weihbischof mit dem Misstrauen Roms gegen den "österreichischen" Kurs konfrontiert.

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Bischof in der katholischen Kirche wird man bekanntlich eher im reifen Mannesalter. Von daher ist ein 40-jähriges Bischofsjubiläum ein besonderer Jahrestag: Am 20. November 1977 weihte Kardinal König Helmut Krätzl zum Weihbischof. Der neue Kirchenobere gehörte mit dem gleichzeitig geweihten (und früh verstorbenen) Florian Kuntner zu den Speerspitzen der Verwirklicher des II. Vatikanums in Österreich.

Viele sahen in Krätzl auch den logischen Nachfolger für Kardinal König. Doch schon rund um den Papstbesuch 1983, mit dessen Organisation Krätzl betraut war, wurde der Weihbischof mit dem Misstrauen Roms gegen den "österreichischen" Kurs konfrontiert. Viele fielen aus allen Wolken, als 1986 mit der Ernennung Hans Hermann Groërs zum Wiener Erzbischof die konservative Kirchenwende von oben eingeleitet wurde. Die Bischofsära Krätzl geriet da unversehens von einer gestaltenden in eine widerstehende Richtung - nicht im Sinne eines kirchlichen "Revoluzzers", sondern als beharrliche und verlässliche Säule des II. Vatikanums, das die Riege der nun nach und nach ernannten Konservativen im Episkopat vergessen machen wollten.

In jenen Jahren - 1988 bis 1996 - war Krätzl, damals für einen Bischof ungewöhnlich, Zeitungskolumnist. Und zwar nicht, wie ein Amtsbruder später, in Boulevardzeitung und Gratisblatt, sondern in der FURCHE, die in Krätzl ihren treuesten bischöflichen Freund weiß. Mit seinem Buch "Im Sprung gehemmt" begann 1988 Krätzl auch als Buchautor unermüdlich das Konzil wachzuhalten. Bis zuletzt (2016) erschienen gern gelesene Krätzl-Bücher fast im Jahresrhythmus. Es gehört zur Gnade des hohen Alters - Krätzl konnte kürzlich den 86er feiern -, dass der bischöfliche Jubilar erleben durfte, wie sich die Kirchenzeiten auch wieder ändern: Vieles, was dem Weihbischof als Aufmüpfigkeit ausgelegt wurde oder was er eher verstohlen praktiziert hatte (etwa die gemeinsame Kommunion mit evangelischen Mitbrüdern), galt nun nicht mehr als Insubordination. In seinen jüngsten Publikationen macht Krätzl auch keinen Hehl aus seiner Freude über den Kurswechsel an der Spitze der Weltkirche.

Seine Freunde laden am Samstag, 25. November, um 17 Uhr in den Thomassaal (1010 Wien, Postgasse 4) ein, um mit Helmut Krätzl den bischöflichen 40er zu begehen. Dort wird auch die von der Publizistin Ingeborg Schödl gestaltete Festschrift "In der Kraft Gottes" präsentiert. Am 26. November wird der Jubilar im Wiener Stephansdom einem feierlichen Gottesdienst vorstehen (10.15 Uhr).

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