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Der osterreicher und das italienische Volk im Kriege

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Es geht uns von sehr gesdiätzter Seite folgende Zuschrift zu: „Ich habe mit großn Interesse die Ausführungen der „Furche“ vom 23. Februar gelesen, die sich mit dem Verhältnis zwischen Österreichern und Italienern während des Krieges befaßte. Mit Erstaunen habe ich aus der redaktionellen Einleitung des Aufsatzes entnommen, daß von dem italienischen Nachrichtenbüro „ANSA“ 'die Behauptung verbreitet wurde, Österreich habe zum Kampf gegen die italienischen Partisanen zehn Divisionen gestellt, die ab österreichisch bezeichnet werden könnten zufolge der Mehrheit ihrer Mannschaft, des österreichischen Charakters ihres Offizierskorps und ihrer Kommandanten.

Nichts von alledem ist zutreffend. Die von jener italienischen Nachrichtenstelle angeführten Truppenkörper können unter keinen Umständen als österreichische angesehen werden. Keine einzige Einheit bestand zum überwiegenden Teil aus Österreichern, auch nicht die beiden besonders hervorgehobenen Gebirgsdivisionen (5. und 157.). Der überwiegende Teil ihrer Mannschaften bestand aus Reichsdeutschen. Sogar bei der 44. (Hoch- und Deutschmeister) Panzergrenadierdivision diente der österreichische Traditionsname nur der Tarnung eines Völkergemisches aus Elsäßern, Polen und „Volksdeutsche n“. Die 14. Armee unter dem Kommando des Generalleutnant von T i p-p e 1 s k i r c h und die 10. Armee unter dem General Heer, denen die genannten Divisionen angehörten, standen auch :m Aufbau der Stäbe unter rein reichsdeutscher Führung und dementsprechend erfolgte auch die Besetzung der Divisionskommandos. Wenn bei dem dauernden Wechsel der Divisionäre vorübergehend einem Österreicher die eine oder andere Division anvertraut wurde, kann man daraus noch nicht das Recht ableiten, einen solchen Truppenteil als „österreichisch“ zu bezeichnen. Es ist aber außerdem erwiesen, daß diese Einheiten an der Front und nicht gegen italienische Partisanen eingesetzt waren. Diese Aufgabe war hauptsächlich Truppen der italienischfaschistischen Republik übertragen, und zwar nicht nur faschistischer Miliz, sondern auch regulären italienischen Heeresteilen, die sich zum Großteil aus Freiwilligen zusammensetzten. Besonders sind da die Divisionen „Italia“ und „Monte Rosa“ im Abschnitt zwischen dem Apennin und der ligurischen Küste zu nennen. Im ober-italienischen Raum betätigten sich die „Decima MAS;“, Traditionsträgerin der italienischen Schnellbootflotille, und die Frei-willigenverbändc „San Marco“ und „Folgore“ im Kampfe gegen die Freiheitskämpfer. Die „Brigata nera“, ein Parteimilizverband des Fascio, errichtete ihr Schreckensregiment in allen italienischen Städten. Zu Sondereinsätzen im Räume Modena-Carpi-Mirandole wurde auch die Kriegsakademie von Moden* herangezogen. Sollten Österreicher etwa für, die von diesen italienischen Einheiten unternommenen Handlungen verantwortlich gemacht werden? Vor diesen rein italie* nischen Verbänden fanden die italienischen Patrioten meist Schutz und Hilfe bei Österreichern, die nicht selten selbst auf Seite der Partisanen kämpften und die zum Beispiel im Räume Bozen die Patrioten gegen SS. und Wehrmacht verteidigten.

Der italienischen Regierung, die sicher über zahlreiches Material verfügt, können diese Tatsachen nicht unbekannt sein. Im Sinne der so notwendigen Völkerverständi-* gung sollte auch von ihr darauf eingewirkt werden, daß die Verbreitung rein tendenziöser Nachrichten durch die italienische Presse hintangehalten wird.

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