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Träume

Die 1919 in Persien geborene, in Rhodesien aufgewachsene und später in London schreibende Doris Lessing hat die Themen ihres Lebens in "Ein süßer Traum" verpackt: Illusionen und ihr Zerbrechen, der Traum der Kommunisten von einer gerechteren Gesellschaft und sein Scheitern auch am Allzumenschlichen, die wilden 68er mit ihren Freiheitsträumen, die Schwierigkeiten des Selbstständigwerdens einst kolonialisierter afrikanischer Staaten... Drei Frauen aus drei Generationen prägen den Roman: die in Deutschland geborene Julia; Francis, die Ex-Frau von Julias Sohn, dem Kommunisten Johnny, der alles andere als seinen Frauen oder Idealen treu ist; Sylvia, Johnnys Tochter aus einer anderen Beziehung, die von Julia und Francis aufgezogen wird und schließlich als Ärztin in Afrika landet. Vor allem in diesem zweiten Romanteil wirkt einiges nicht ganz ausgereift. Aber der erste Teil, diese bunten Tischversammlungen von noch orientierungslosen jungen Leuten, denen Francis Heimat und Diskussionsraum in ihrem Londoner Haus bietet, zeugt von der Fähigkeit der Autorin, den Roman und seine Figuren zur Bühne von Weltanschauungen, Zeitgeschichte und ihrer Diskussion zu machen. bsh

Ein süsser Traum

Roman von Doris Lessing

Aus d. Engl. v. Barbara Christ

Verlag Hoffmann & Campe, Hamburg 2003. 526 Seiten, geb. e 25,60

Erfolgsstory

Carlos Ruiz Zafóns "Der Schatten des Windes" bietet selbst die Erklärung, warum dieses Buch binnen kurzem zum Erfolg wurde. Ist der Roman doch mit entsprechenden Ingredienzien versehen, die eifrigen Lesern durchaus bekannt vorkommen werden: Im Friedhof der vergessenen Büchern findet Daniel ein Buch, das Auswirkungen auf sein Leben haben wird. Von den immer deutlicher werdenden Parallelen, wie etwa die Romeo-und-Julia-ähnliche Liebesgeschichte, lebt die Spannung des Romans, die allerdings am Ende ausdünnt. Tiefgreifende Auseinandersetzungen mit der Zeitgeschichte, wie etwa Francos Diktatur, erwartet man vergeblich. bsh

Der Schatten des Windes

Roman von Carlos Ruiz Zafón

Aus d. Span. v. Peter Schwaar

Insel Verlag, Frankfurt 2003

526 Seiten, geb., e 25,60

Rache

Der Ausgangspunkt könnte - wäre er reichhaltiger ausgeschmückt - als Anfang eines Mankellschen Krimis dienen. Drei Männer kommen auf einen Bauernhof, um Rache zu nehmen. Der Krieg ist vorbei, nicht aber die Zeit der Abrechnung. Der mehrfache Mörder, der nun bezahlen soll, kann seine Tochter noch verstecken. Diese trifft Jahrzehnte später wieder auf einen der drei Männer, just jenen, der sie damals gefunden und verschont hat. Die Knappheit der Geschichte ist beeindruckend, andererseits das Ende - das eine Schleife zum Anfang ziehen will - nicht recht nachvollziehbar. Vielleicht fehlen doch ein paar erzählende Zwischenstufen. bsh

Ohne Blut

Von Alessandro Baricco. Aus d. Italien. v. Anja Nattefort. Hanser Verlag, München 2003. 102 Seiten, geb., e 13,30

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