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Wirrkopf und Kobold

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Gute Stücke gut gespielt — damit ist ausgesagt, was für die diesjährigen Komödienspiele des Ensembles Porcia charakteristisch ist. und da zu den Dichtern Mollere und Calderon Nachdichter von Rang eines Hans Weigel und H. C. Artmann treten, die mit Versgewandtheit und Wortwitz den Werken dienen, kann man Herbert Wochlnz bescheinigen, daß er auf seinem eigensten Gebiete nicht zu schlagen ist.

Mit dem fast unbekannten Erstling des Franzosen, „Der Wirrkopf“, hat der erfahrene Regisseur Wochinz nach einer Komödie gegriffen, die ihm liegt. Sie erscheint um die Gestalt des Dieners Mascarlll geschrieben, der als eigentlicher Held die Fäden spinnt und die Netze stellt, die ihm sein von Natur aus beschränkter und durch Liebe verwirr-

ter Herr Lelio tolpatschig immer wieder zerreißt. Von Masearills Einfällen lebt also das Spiel, und durch Peter Ertelt erhält es blendende Lustspielwirkung. Wie dieser Künstler die Rolle angeht, die sein Wesen anzusehen scheint, bezaubert; da binden sich Worte und Gebärden zu vollendeter Einheit, und der Zuschauer kapituliert vor solcher vis comica, darf, vor Lachen müde, „Bravissimo!“ lispeln. Für den Lelio bringt Peter XJray ein gerüttelt Maß diskreter Dämlichkeit mit; er trägt nicht auf — das besorgen andere — und hält so die Gestalt im Gültigen fest. Daß die übrigen Darsteller, von denen wir Gunda König (Celia) und Ernst Soelden (Anselmo) herausheben möchten, zu kurz kommen, liegt im Rollengehalt. Matthias Kralj sei für die Kostüme Dank gesagt. Stärkster Beifall eines animierten Kreises, dem wie immer bei Spiel-

zeitbeginn vorwiegend Prominenz und Presse angehörten.

Nicht minder erfolgreich war man mit Calderon, dessen „Dame Kobold“ im wesentlichen den Spaß von der geistergläubigen . und gespenster-fürchtigen Figur des Cosme bezieht, der von einer schaurigen Situation in die nächste und von einem Zimmer ins andere gerät, weil Frauenlist mit Eifer und liebender Bemühung darauf aus ist, köstliche Verwirrung zu stiften. Herbert Kucera stattet den Cosme mit unzähligen Einfällen der Einfalt und Ängstlichkeit prächtig aus und macht ihn zum Mittelpunkt des Geschehens. Daß die Titelträgerin Elfriede Ramhapp als Dona Angela in Sprache und Aussehen vollendet Dame ist, den Kobold aber eigentlich schuldig bleibt, liegt an ihrem, der Schelmerei wenig zugeneigten Wesen und Temperament, das dafür die Zofe Herta Block reichlich und augenfällig zu vertreten weiß. Die männlichen Darsteller, soweit sie dem Rollennamen den „Don“ voranstellen, haben es in erster Linie mit der Ritterlichkeit und dem behenden Degen zu tun. Hier sei vorerst Don Manuel — Peter Vray — genannt, der mit edler Männlichkeit für sich einnimmt, während dies Don Luis — Berhard Leüzky — mit jugendlichem Feuer zustandebrinigt. Zwischen diesen beiden mit Würde Hanns Eybls Don Juan. Das entzückende, zweckerfüllende Bühnenbild schuf Monica von Zallinger.

Viel Applaus und die Feststellung: die diesjährigen Komödienspiele haben es „in sich“!

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