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Sommer-Opern

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Die „Wiener Kammeroper” spielt nicht nur jeden Sommer im Schönbrunner Schloßtheater, sie bringt auch jeden Sommer ein bis zwei „Ausgrabungen”. Der rührige und ambitionierte Dirigent Hans Gabor hat stets einige Partituren aus dem vergessenen Schatz der Opera buffa als Überraschung bereit und damit zumeist schon den Erfolg in der Tasche. Nicht immer. Manches Vergessene bleibt besser vergessen, vieles aber versteht er doch erstaunlich wieder lebendig zu machen. Diesen Sommer gelang ihm dies vortrefflich mit „Gelegenheit macht Diebe” von Rossini. Die Textbücher der „Buffa” sind Variationen eines einzigen Themas, die Musik eine sprühende Vielfalt um dieses Thema, meist lebendiger als die ernsten Opern aus dieser Zeit. So auch hier. Bilder, Koffer, Personen werden verwechselt, es geht bunt und unwahrscheinlich zu, doch der musikalische Schwung trägt diese Figuren vergnüglich durch die zwei Aufzüge, und das Vergnügen teilt sich dem bereitwilligen Publikum mit, obwohl di Ausführung gewiß kein Staatsopernniveau erreicht. Immerhin hatten Hans K r a e m- m e r und Ruth Rohner Format und Profil,

Die zweite Premiere war das deutsche Singspiel „Zaide” von Mozart, eine „Entführung aus dem Serail” gleichsam in Taschenformat, also dem Typ der Türkenoper angehörend. Der Text gjbt sich ernster — und damit langatmiger. Bühnenbilder und Kostüme sind hier ebenso hübsch wie geschickt, auch dem barocken Rahmen des Theaters angepaßt, die Musik ist zuweilen, besonders in den Ensembles, perlender Mozart — doch gibt es Längen, da sie den Text bedenkenlos überspielt (wozu sie freilich wertmäßig volles Recht hat), wodurch aber ganze Szenen statisch wirken. Lois Laverty in der Titelrolle bot eine stimmlich und darstellerisch sehr ansprechende Leistung. Ihm sekundierten Jan Dierkes, Albert Antalffy, besonders aber Gale D o s s als Sultan und Rudolf Wasserlof als Osmin in der einzigen komischen Szene. Auch Anton Öller als Oberst der Leibwache bemühte sich um Komik, die dem Textbuch leider nur dünn zu erpressen ist.

In beiden Premieren vermochte Hans Gabor das Rundfunkorchester durch schwungvolle und doch penible Führung zu ausgezeichneter Leistung aufzustacheln, die vom Publikum besonders bedankt wurde.

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