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Die roten Imperialisten
Der Mythos, daß die Länder der Welt in Frieden leben könnten, wenn sie nur alle dem Marxismus huldigten, ist wieder einmal in die Märchenwelt verwiesen worden. Während am afrikanischen Horn die Waffen zwischen dem marxistischen Somalia und dem marxistischen Äthiopien noch lange nicht schweigen - nur das Interesse der Umwelt, sprich: der westlichen Nachrichtenagenturen, hat sich wieder abgewandt, weil man stets Neues sucht -, ist im Fernen Osten der nächste Konflikt ausgebrochen. Der Kampf geht -wie in Ostafrika - um Land, um Grenzen, um Einfluß, um Macht. An die Waffen gezwungen sind die gemarterten Völker von Vietnam und Kambodscha, die in den letzten Jahren mit den brutalsten Methoden, die die Welt bislang erlebt hat, den Marxismus gelehrt bekommen haben. Die Umerziehung, die mehr Opfer gefordert hat als all die Jahre des Krieges gegen den „Imperialismus“, resultiert heute - im imperialistischen Krieg, gerichtet gegen das Brudervolk.
Wenn der neue Krieg auf den Blutäckern Indochinas andauert, dann gibt es keinen Zweifel über seinen Ausgang. Die vietnamesische Armee ist mit ihrer dreißigjährigen Kampferfahrung, der modernen sowjetischen Ausrüstung und den erbeuteten amerikanischen Waffen den Soldaten von Kambodscha, das sich heute Kampuchea nennt, bei weitem überlegen. Sie kann innerhalb kürzester Frist die gegnerischen Truppen überrennen, die grenznahen Städte besetzen und den Partisanenkrieg im Dschungel beginnen, dessen Taktik sie perfekt beherrscht. Doch die Kämpfenden sind nur Marionetten in einem größeren Spiel.
In Hanoi instruieren russische Berater die mit russischen Waffen kämpfenden Truppen. In Pnom Penh sitzen die Chinesen, ziehen die Drähte und sorgen für den Materialnachschub. Generalprobe für den großen Konflikt, wie damals in Spanien? Welche Formen wird der kommunistische Bruderkrieg im neuen Jahr annehmen, im Fernen Osten und in der übrigen Welt? Die Passion der Völker von Vietnam und Kambodscha ist jedenfalls noch lange nicht zu Ende. Schadenfreude ist nicht angebracht.
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