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Das neue Regierungsprogramm plant, ein Kopftuchverbot für Mädchen unter 14 Jahren an öffentlichen Schulen einzuführen. Ich bin zwar kein Fan von Verboten, doch finde ich die Reaktionen mancher Muslime auf dieses Vorhaben sehr irritierend. Denn das ganze Regierungsprogramm wurde von ihnen auf dieses Kopftuchverbot bei Kindern in den Schulen reduziert. Dass das Regierungsprogramm Steuerentlas­tungen gerade für Kleinverdiener beinhaltet (davon sind viele Migranten betroffen) oder wichtige Maßnahmen zum Umweltschutz wie Klimaneutralität in Österreich bis 2040 und dass bis 2030 der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien kommen soll, wird mit keinem Wort erwähnt.

Dabei entscheidet gerade die Klimapolitik über die Qualität unseres Lebens und des Lebens der nachkommenden Generationen.
Gerade diejenigen Muslime, die sich öffentlich zu Wort melden, beschweren sich über die ständige Thematisierung des Kopftuchs in den öffentlichen Debatten, aber sie selbst vermitteln den Eindruck, das Kopftuch bei Kindern sei wichtiger als akute Fragen wie das Klima, und alles, womit der Islam Europa bereichern will, sei das Kopftuch.
Genau diese Aushöhlung des Islams von all seinen ethischen und spirituellen Werten, um nur Politik und Aktionismus im Namen des Islams zu betreiben, ist die Gefahr der Politisierung des Islams. Sollten sich Muslime nicht eher für eine innerislamische Aufklärung interessieren? Sollte da nicht der Schutz junger Mädchen vor Fremdbestimmung das eigentliche Thema sein?

Denn welches Mädchen unter 14 kommt von allein auf die Idee, ein Kopftuch zu tragen, vor allem mit dem stark verbreiteten Argument, um ihre Reize vor Männern zu schützen? Welches kleine Mädchen denkt über­haupt von sich aus in diesen Kategorien?!

Der Autor leitet das Zentrum für Islamische Theologie an der Uni Münster

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