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Klimabündnis” gegen Zerstörung

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Auf die Bedrohung des Weltklimas hat die Politik bislang nur mit Großkonferenzen geantwortet. Jetzt versuchen Gemeinden in ganz Europa, konkret etwas zu tun.

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Auf die Bedrohung des Weltklimas hat die Politik bislang nur mit Großkonferenzen geantwortet. Jetzt versuchen Gemeinden in ganz Europa, konkret etwas zu tun.

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Was haben so unterschiedliche Dinge wie Bananen oder Energiesparlampen mit dem Weltklima und einer vernünftigen Entwicklungspolitik zu tun? Solche Fragen versucht Christian Salmhofer, Mitarbeiter des Österreichischen Informationsdienstes für Entwicklungspolitik (ÖIE) und der Koordination für die steirischen Klimabündnis-Gemeinden, aufzuwerfen und zu beantworten ...

„Es ist nicht ganz einfach, den Leuten diese Zusammenhänge klar zu machen” erzählt er. „Aber es gibt ein großes Bedürfnis nach Information und eine ebenso große Bereitschaft zu handeln”.

Das Klimabündnis europäischer Städte mit den indige-nen Völkern der Regenwälder ist keine Angelegenheit von Phantasten und Spinnern. Seit 1990 sind mehr als 360 Städte, Gemeinden und Bundesländer von Italien bis Schweden dem Bündnis beigetreten. Sie zerbrechen sich nun den Kopf über Maßnahmen gegen den Treibhauseffekt, zur Erhaltung der Regenwälder und der Solidarität mit den Indianern des Amazonas.

Nicht nur Noble Worte

Noble Worte sind zu diesen Themen schon viele gefallen. Schon 1988 hat die UNO-Weltkonferenz von Toronto eine drastische Reduktion der G02-Emissionen für notwendig erachtet. Aber auch dem Erdgipfel in Rio 1992 folgten kaum konkrete Maßnahmen zum Schutz des Klimas.

Ein Beitritt zum Klimabündnis verlangt hingegen von den Mitgliedern ganz konkrete Schritte, die manchen Mitgliedern schwerer fallen, als sie erwartet haben. Dazu gehört etwa die C02-Re-duktion um 50 Prozent bis 2010, der sofortige Stopp von Produktion und Verbrauch die die Ozonschicht gefährden, der Verzicht auf die Verwendung von Tropenholz und - nicht zuletzt - die Unterstützung der Indianer im Amazonasbecken.

Das Bundesland Salzburg trat in Österreich als erstes dem Bündnis bei. Diesem Beispiel sind bislang sieben Bundesländer und über 40 Gemeinden und Städte gefolgt. Nur Vorarlberg und das Burgenland fehlen.

„Die Ziele des Klimabündnisses kann man aber nur durch und mit den Leuten in den einzelnen Gemeinden erreichen”, erläutert Salmhofer das „Langzeit-Programm”. Der ÖIE, der das Klimabündnis betreut und koordiniert, setzt deshalb auf Information vor Ort. In Salmhofers Heimatstadt Fürstenfeld gibt es etwa einen eigenen Arbeitskreis, der durch zahlreiche Veranstaltungen und Vorträge versucht, ein entsprechendes Bewußtsein zu schaffen. Die Themenpalette reicht dabei vom Treibhauseffekt über den Begenwald bis zur Nutzung der Sonnenenergie. Mit dabei bei diesen Veranstaltungen sind, wie Salmhofer betont, auch die Wirtschaftstreibenden. Erste sichtbare Erfolge dieser Bemühungen: in Fürstenfeld steht die erste Solaranlage der Oststeiermark.

Diese Strategie der kleinen Schritte scheint tatsächlich zielführend zu sein, Wunder kann jedoch niemand erwarten. „Wenn ich aber etwa erkläre, daß wegen der Aludosen riesige Gebiete in Brasilien zerstört werden, um an den dafür notwendigen Rohstoff Bauxit zu kommen, dann wird jedem klar, was wir in der Steiermark mit dem Regenwald des Amazonas zu tun haben”, setzt der ÖIE-Mitarbeiter auf erzieherische Wirkung.

Zu mehr Sensibilität gegenüber den Problemen der Indianer im Amazonas-Gebiet und der Bedrohung ihrer Lebensumwelt im Regenwald hat in Fürstenfeld auch der Besuch des Indianer-Vertreters Duval Vega, einem Filmemacher, Autor und Journalisten beigetragen. Dieser Besuch habe sicherlich Vorbehalte abgebaut, meint Salmhofer mabündnispartner unterstützen die rund 30.000 Indianer der Begion Alto Rio Negro im Nordwesten Brasiliens, einem Gebiet von der Größe Österreichs. Die geplanten Projekte reichen dabei vom Ankauf von Booten und Bootsmotoren über die Errichtung eines Radio-Kommunikationsnetzes bis zur finanziellen und politischen Unterstützung. Vordringliches Problem für die Amazonas-Indianer: Sie werden von Großgrundbesitzern und Goldsuchern vertrieben und sogar massakriert, weil der Staat Brasilien Teile ihres Gebietes noch nicht vermessen und damit den Indianern gesichert hat.

Politische Kämpfe

Finanziert wird die Klimabündnis-Arbeit des ÖIE-Steiermark vom Land mit 250.000 Schilling. Überdies ist der ÖIE vom Land in die Begutachtung umwelt-relevan-ter Gesetze eingebunden.

Schon vor dem Beitritt der „Grünen Mark” vor einem Jahr hatte eine Studie Konsequenzen und Möglichkeiten der Mitgliedschaft zu klären. Die Zusammenarbeit zwischen den Beamten des Landes, den Po-litkern und dem ÖIE laufe ganz gut, aber nicht ohne Spannungen. Es drohe immer wieder die Gefahr, in politische Grabenkämpfe hineingezogen zu werden, sagt Salmhofer.

Zudem macht dem ÖIE auch die Begrenztheit der finanziellen und personellen Mittel zu schaffen. „Zwei Leute für die ganze Steiermark sind etwas wenig, mehr sind aber nicht zu bezahlen.”

Auch sonst ist man auf Bundesebene in der Umsetzung einer konkreten Klimafiolitik nicht sehr erfolgreich, m sogenannten C02-Aus-schuß haben sich kürzlich die Regierungsparteien darauf verständigt, die Bundesregierung zu „ersuchen”, ein im europäischen Kontext umsetz-bares Konzept für eine Klimaschutzabgabe erstellen zu lassen und dem Nationalrat bis spätestens 31. Mai 1995 zu berichten.

Kontaktadresse:

ÖIE-Klimabündniskoordi-nationsstelle für Österreich, 9500 Välach, Rathausgasse 4,

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