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Wenn Klimaschutz von der Basis ausgeht

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In Rio hatte man sich 1992 international darauf geeinigt, Maßr nahmen zum Schutz der Atmosphäre zu ergreifen. Das „Klimabündnis” setzt dieses Anliegen konkret um.

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In Rio hatte man sich 1992 international darauf geeinigt, Maßr nahmen zum Schutz der Atmosphäre zu ergreifen. Das „Klimabündnis” setzt dieses Anliegen konkret um.

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In Osterreich haben sich seit 1992 bereits 136 Städte und Gemeinden verpflichtet, ihren Beitrag zum Treibhauseffekt bis zum Jahre 2010 zu halbieren und die indigenen Völker Amazoniens beim Erhalt des Be-genwaldes zu unterstützen.

Zahlreiche Studien belegen mittlerweile den vom Menschen gemachten Treibhauseffekt. Die industrialisierte Gesellschaft verändert durch das Verbrennen enormer Mengen fossiler Rohstoffe wie Kohle, Erdöl oder Erdgas das Klima weltweit. Der Grund hierfür ist die Anreicherung der Atmosphäre mit dem bei Verbrennungenstehenden Kohlendioxid (CO2) und anderen sogenannten Treibhausgasen wie Methan (CFL) oder die als Verursacher des Ozon-Lo-ches bekannten Fluor-Kohlenwasserstoffe (FCKWs).

Die Folgen selbst geringer Temperatursteigsrungen wären katastrophal: Verschiebungen der Vegetationszonen, starke Ausdehnung der Dürregebiete und gewaltige Uber-schwemmungen durch Ansteigen der Meeresspiegel führen zu Hungersnöten und gewaltigen Flüchtlingsströmen. Bereits jetzt zeigen die Statistiken der international tätigen Versicherungsgesellschaften eine Vervielfachung der wetterbedingten Naturkatastrophen im letzten Jahrzehnt.

Das Klimabündnis ist eine globale Partnerschaft zum Schutze des Weltklimas zwischen insgesamt rund 800 europäischen Kommunen und den eingeborenen Völkern der Amazonas-Begenwaldgebiete.

Dem Klimabündnis haben sich europaweit über 800 Kommunen, in Österreich bisher 136 Städte und Gemeinden, sowie alle Bundesländer mit Ausnahme Vorarlbergs, angeschlossen. Die Mitglieds-Gemeinden, Städte und Länder haben sich unter anderem verpflichtet ihre

■ COi-Emissionen bis zum Jahre 2010 zu halbieren sowie

■ die Bündnispartner im Amazonasgebiet bei der aktiven Regenwalderhaltung zu unterstützen.

In praktisch allen Mitglieds-Kommunen gibt es mittlerweile offene Arbeitskreise, die sich mit der Umsetzung konkreter Maßnahmen in Rereichen wie Energie, Verkehr, Entwicklungspolitik, Beschaffungswesen et cetera beschäftigen.

Dem Schutz des Amazonas-Regenwaldes kommt umweltpolitisch sowohl wegen seiner Fähigkeit, große Mengen an C02 zu binden, als auch wegen seiner Artenvielfalt besondere Bedeutung zu. Dabei erweist sich als erfolgreichste Strategie zur Erhaltung des Regenwaldes die Unterstützung der in und von diesen Wäldern lebenden indianischen Völker. Wer sollte größeres Interesse am Schutz des Regenwaldes und an seiner nachhaltigen

Nutzung haben als jene, die seit Jahrtausenden von und mit ihm leben?

Ohne entsprechende Beiträge der Betriebe ist das ehrgeizige Klimabündnis-Ziel für die meisten Gemeinden nicht erreichbar. In Wien stehen etwa 60 Prozent der (Emissionen in direktem Zusammenhang mit dem Sektor Betriebe (bei Einbeziehung der Wege zu und von der Arbeit)!

Ziel ist die betriebliche Umweltvorsorge nach dem Motto „mit grünen Maßnahmen schwarze Zahlen Schreiben”. Erfolgreiche Betriebe werden als Klimabündnis Partner aufgenommen.

Die betrieblichen Vorteile liegen auf drei Ebenen:

■ Professionelle Beratung, Prüfung und Auszeichnung von beteiligten Betrieben -sowohl die Städte und Gemeinden, als auch geprüfte Betriebe sollen die Auszeichnung als Marktvorteil nützen.

■ Klimabündnis-Betriebe sparen Kosten durch Energie-Einsparung.

■ Städte und Betriebe profitieren durch enge Kooperation in einer neuen Partnerschaft.

Welche konkrete Maßnahmen werden nun angepeilt?

■ Erneuerbare Energieträger, Fernwärme, Nutzung von Abwärme nach möglichen Maßnahmen zur Vermeidung von Abwärme sind wichtige Elemente einer nachhaltigen und klimaschonenden Wirtschaftsweise.

■ Wärmedämmung, Heizung, Regelung und Benutzerverhalten bestimmen Emissionen und Heizkosten.

■ „Standby”-Verluste bedeuten Energieverbrauch, wo eigentlich gar keine Energie gebraucht wird.

■ Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel im Vertrieb zur Minimierung von Transportwegen und Anschluß des Standortes an öffentliche Verkehrsmittel.

■ „Car-Pool” zur Reduzierung des Pkw-Einsatzes bei Dienstfahrten und Fuhrpark-Optimierung der Verbrauchswerte der Kfz.

■ Förderung von Fahrgemeinschaften für die Arbeitswege und Rad-Abstellanlagen im Betrieb.

■ „Jobticket” und Zusammenarbeit mit öffentlichen Verkehrsbetrieben bei der Fahrplanerstellung.

■ Völliger Verzicht auf FCKWs und Tropenholz.

■ Verwendung von TransFair-Pro-dukten.

1996 wurde erstmals ein Klimaschutz-Gemeindewettbewerb ausgeschrieben. Unter dem Motto „CO; -Die Hälfte” waren die Gemeinden aufgerufen, ihren Beitrag gegen den Treibhauseffekt zu präsentieren. 45 -durchwegs vorbildliche - Projekte wurden eingereicht. Die Jury (Wissenschafter, Vertreter des Umweltministeriums und private Organisationen), verlieh die Hauptpreise in den nach Gemeindegrößen getrennten Kategorien an Graz, Schwaz und Mä-der beziehungsweise Pfunds (ex aquo). Die weiteren Bundesländersieger sind Linz beziehungsweises Laus-sa (ex aquo), Villach, Tamsweg und Wolkersdorf. Anerkennungspreise wurden an Gleisdorf und Zwischenwasser vergeben.

Ab Oktober dieses Jahres werden auch die Schulen intensiv in die Klimabündnis-Aktivitäten einbezogen. Im Rahmen eines österreichweiten Wettbewerbs werden Schulklassen und Schülergruppen (Zielgruppe 8 bis 14 Jahre) eingeladen, Projekte und Ideen zum Klimaschutz in den Schulen zu erarbeiten. Gefragt sind alle Ideen und Projekte, die einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, das heißt in irgendeiner Form helfen Energie einzusparen. Aufsätze und Zeiehungen sind ebenso möglich wie konkrete Projekte von Schülergruppen und Klassen. Inhaltlich sind viele Themen möglich: Beleuchtung, Heizung, Verkehrsmittelwahl am Schulweg, kinderfreundlicher öffentlicher Verkehr, Tropenholz - um nur einige wenige Beispiele zu nennen. In Niederösterreich steht zusätzlich die erfolgreiche Kinder-Erlebnis-Ausstellung „Klima verbündet” zur Verfügung. Preisverleihung und Schlußveranstaltung sind für Anfang März 1997 geplant.

Speziell nach den weitgehend gescheiterten Weltklimakonferenzen in Berlin 1995 und Genf 1996 sind in Österreich dringend effiziente Maßnahmen notwendig:

■ Echte Ökologisierung des Steuersystems mit deutlich höheren Belastungen für nicht erneuerbare/fossile Energiequellen

■ Ausbaustopp für das hochrangige Straßennetz, Zweckbindung der freiwerdenden Budgetmittel für den Öffentlichen Verkehr

■ Höchstverbrauchsstandards für alle Kfz und jährliche Herabsetzung für neuzugelassene Fahrzeuge

■ Schuldenstreichung für Entwicklungsländer, um die Abhängigkeit

■ von industriellen Großprojekten, die unter „Joint Implementation” verkauft werden sollen, zu verringern

■ Massive Förderung von erneuerbaren Energieträgern und Fernwärme.

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