Neuer Treibstoff für den globalen Wandel

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Innovative Technologien ohne ganzheitliche Lösungen sind unzureichend, um den Weg in eine grüne Energiezukunft zu ebnen. Das "Vienna Energy Forum 2017" stand im Zeichen des Pariser Klimaabkommens und der nachhaltigen UN-Entwicklungsziele.

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Innovative Technologien ohne ganzheitliche Lösungen sind unzureichend, um den Weg in eine grüne Energiezukunft zu ebnen. Das "Vienna Energy Forum 2017" stand im Zeichen des Pariser Klimaabkommens und der nachhaltigen UN-Entwicklungsziele.

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David Alaba hat eine Botschaft hinterlassen: Der österreichische Fußballstar beim FC Bayern hat ein kurzes Video gedreht, das anlässlich des "Vienna Energy Forum 2017" vorgestellt wurde. "Ich bin glücklich, in einem modernen Europa zu leben, wo der Zugang zu Elektrizität, zu Handys und dem Internet selbstverständlich ist", sagt Alaba, dessen Vater aus Nigeria und dessen Mutter von den Philippinen stammt. "Andererseits bin ich traurig angesichts der Tatsache, dass noch immer 1,2 Milliarden Menschen weltweit ohne regelmäßigen Zugang zu Elektrizität auskommen müssen. Der größte Teil dieser Menschen lebt entweder im subsaharischen Afrika, so wie meine Verwandten väterlicherseits, oder in den Entwicklungsländern Asiens, wie meine Verwandten mütterlicherseits."

Er erinnert sich an eine Episode, als er im Alter von 13 Jahren mit seiner Familie in Nigeria war. "In unserer Herberge war ich schockiert, als der Strom ausfiel und wir plötzlich im Dunkeln saßen. Nach ein paar Minuten startete der Stromgenerator mit viel Lärm und Rauch, das Licht war wieder da, und ich musste darüber nachdenken, wie die Menschen hier mit der Dunkelheit zurechtkommen. Mein Vater sagte, dass die Bedingungen am Land noch schlimmer wären, da sich die Menschen dort gar keinen Generator leisten können", erzählt der Fußballer, der damit das Anliegen des fünften "Vienna Energy Forum" unterstützen will: "Engagieren wir uns gemeinsam, um die globale Energiearmut zu beenden!"

Häusliche Krisenherde

Das Wiener Energieforum wurde 2008 von der österreichischen Bundesregierung gemeinsam mit dem Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg und der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO) ins Leben gerufen. Die Veranstaltung im Kongresszentrum der Wiener Hofburg stand im Zeichen nachhaltiger Energie, die als wichtiger Katalysator für die erfolgreiche Umsetzung des Pariser Klimaabkommens und der nachhaltigen UN-Entwicklungsziele gilt. So sieht das siebente Entwicklungsziel der UNO vor, den "Zugang zu leistbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle" bis zum Jahr 2030 sicherzustellen.

In den Vorträgen und Diskussionen wurden die Zusammenhänge zwischen der Energieversorgung, dem Klimawandel und der Entwicklungszusammenarbeit beleuchtet. Nicht zu vergessen die Gesundheit, die hier ebenfalls zu berücksichtigen ist: Denn auch der Zugang zu sauberen Kochvorrichtungen ist global gesehen noch alles andere als selbstverständlich. Mehr als drei Milliarden Menschen in Ländern mit geringem oder mittlerem Einkommen sind beim Kochen und Heizen auf Brennmaterialien wie Holz- und Steinkohle, Tierdung und Ernteabfälle angewiesen. Diese werden in ineffizienten Öfen bei hoher Luftverschmutzung im Inneren des Hauses verbrannt. Die gesundheitlichen Folgen sind nicht zu unterschätzen: "Das führt jährlich zu circa vier Millionen vorzeitigen Todesfällen", berichtete die Public-Health-Expertin Heather Adair Rohani von der Weltgesundheitsorganisation (WHO)."Eben diese Brennstoffe tragen oft auch zur Klimaerwärmung bei. Durch effizientere Öfen und saubere Brennstoffe gemeinsam mit elektrischer Versorgung lassen sich diese verfrühten Todesfälle vermeiden -zugleich aber können auch Emissionen im Sinne des Klimaschutzes reduziert werden."

Saubere Energietechnologien weiterzuentwickeln, ist das Gebot der Stunde: Es bedarf innovativer Ansätze, um deren Leistung zu verbessern, deren Kosten zu reduzieren und deren Verbreitung zu beschleunigen. Doch wie die Experten beim "Vienna Energy Forum" betonten, brauchen neue Technologien stets auch angemessene Geschäfts- und Finanzierungsmodelle, um nachhaltige Entwicklung im erforderlichen Maß zu erreichen.

Wachsende Mega-Städte

So zeigte eine aktuelle Studie, dass in Nordafrika die subjektive Wahrnehmung des finanziellen Risikos bei Solarkraftwerken deren Umsetzung bislang beeinträchtigt. Wären die Risiken für Investitionen in die Solarenergie vergleichbar mit anderen Energie-Investments in der Region, würden auch die Kosten der Elektrizität aus Solarenergie um knapp 40 Prozent sinken. Diese Kostensenkung wäre aber noch immer nicht ausreichend, um in Nordafrika die Solarenergie im Vergleich zur stark subventionierten Elektrizität aus fossilen Kraftstoffen wettbewerbsfähig zu machen. "Das finanzielle Risiko bei Investitionen in saubere Energie aus dem Weg zu räumen, ist eine wichtige Strategie, um den Einsatz der Solarenergie in den nordafrikanischen Staaten zu fördern", folgern die Studienautoren vom IIASA. "Aber auch zusätzliche Maßnahmen sind erforderlich -zum Beispiel die bisherigen Subventionen für fossile Brennstoffe infrage zu stellen."

Viele der finanziellen Investitionen, die im Energiesektor getätigt werden, haben eine lange Rücklaufzeit. Die Weichenstellungen von heute determinieren somit die Entwicklung der nächsten Jahrzehnte, so eine der Schlüsselbotschaften am Ende der Wiener Veranstaltung: Die Vision für das Jahr 2050 sollte also bereits die Entscheidungen von heute prägen. Vor allem in ärmeren Ländern werden die urbanen Zentren weiterhin rapide wachsen. Sie sind der Hauptschauplatz, auf dem die Richtung des globalen Wandels entschieden wird. In den Mega-Städten ist jedenfalls mit einem stark steigenden Energiebedarf zu rechnen. Innovative Stadtplanung und Infrastrukturen, bei denen erneuerbare Energie effizient eingesetzt wird, könnten ein Weg sein, um mit dieser Problematik zurechtzukommen, ohne dabei das Klima weiter anzuheizen.

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