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Lorbeer für Jimmy

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Daß in Camp David „etwas“ herauskommen würde, war eigentlich schon zum Zeitpunkt der Einberufung dieser Konferenz klar. Selbst jene Kreise, die die Behandlung außenpolitischer Probleme durch das heutige Team im Weißen Haus als amateurhaft kritisiert hatten - und diese sind in der Mehrzahl -, waren sich darüber einig, daß Präsident Carter diesen „Summit“ von langer Hand und sehr präzise vorbereitet hatte und daß er nicht ohne Rückendeckung nach Camp David gereist ist. Die Risken, von denen der Präsident für seine Karriere vor der Konferenz sprach, sollten wohl dann das Ergebnis besonders dramatisieren.

Auch für die beiden Protagonisten im Mittleren Osten stand viel auf dem Spiel, wenn man bedenkt, daß ihre innere Machtposition mehr als prekär ist. Ägyptens Handlungsfreiheit ist durch seine ökonomische Schwäche eingeengt, die Israels durch sein Sicherheitsbedürfnis.

Es wurde - wie das in diesem Raum üblich ist - auch viel zu viel proklamiert und als „unabänderlich“ dargestellt. Carters Verdienst ist es daher, die seit dem Besuch Sadats in Jerusalem sich abzeichnende einzige reelle Möglichkeit aus der Welt der Prono-ciamentos zu befreien: einen israelisch-ägyptischen Sondervertrag über Sinai. Diesen Baustein für mögliche spätere Entwicklungen freigelegt und konserviert zu haben ist der eigentliche Erfolg von Camp David. Dieser Erfolg war eigentlich - realpolitisch gesehen - immer drinnen. Aber er wurde doch erst durch die Katalysatorenrolle Carters paraphierungsreif.

Die Formulierungen über die Zukunft des Westufers des Jordan und der Palästinenser sind so skizzenhaft gehalten, daß sich jeder daraus einen Sieg ableiten kann. Hier einen echten

Durchbruch zu erzielen, wird mehrere „Spitzentreffen“ und vor allem die Glaubwürdigkeit der USA als führender Weltmacht zur Voraussetzung haben.

Das aber sind Konditionen, die weit über Carters Möglichkeiten hinausreichen: Was will beispielsweise heute Washington Saudi-Arabien bieten, damit es schließlich auf die Linie von Camp David einschwenkt? Oder wie soll König Hussein, bereits heute ein Vasalle Washingtons, „überredet“ werden? Etwa mit der Drohung, man werde ihn fallenlassen - wenn man ihn doch anderseits zum regionalen Führer einer palästinensischen Einheit aufbauen will!

Für seine Katalysatorenrolle zollt das politische Amerika dem Präsidenten momentan jedenfalls ungeteilten Beifall. Es hat einen Zuwachs an Popularität gewonnen, den er dringend benötigt, um sein im Kongreß notleidendes Wirtschafts- und Sozialprogramm vorwärts zu bringen. Seine persönliche Entscheidungsstunde schlägt erst 1980. Aber schon heuer im November wird der Großteil des Kongresses neugewählt, und auch die Weichen für 1980 werden gestellt. Des Präsidenten neuer Lorbeer wird sicherlich auf manche Kandidaten seiner Partei abfärben, während sie noch vor Camp David seine Gattin als Wahlsupport aus dem Weißen Haus bevorzugten.

Weil aber solcher Lorbeer bald welkt, ist es heute noch völlig unzulässig, auf Carters Aussichten für 1980 zu schließen.

Zum einen ist die politische und materielle Rechnung für Camp David noch nicht präsentiert, zum anderen wählen Amerikaner gewöhnlich ihre Geldbörse. Und die ist, zur Zeit jedenfalls, einem nicht unerheblichen Schrumpfungsprozeß unterworfen.

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