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Moskaus wertvollste Kolonie in Afrika

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Während man im Westen mit Illusionen spielt und Fidel Castro die Hand reicht, ihm finanzielle und wirtschaftliche Hilfe verspricht und zugleich der sowjetischen Regierung aufrichtige Entspannungsabsichten attestiert, sind die russischen Sozialimperialisten und ihre kubanischen Fremdenlegionäre in Afrika zum nächsten Angriff übergegangen. Aus den Angriffsbasen und Arsenalen in Angola wurden die Operationen gegen Zaire gestartet. Die Vorbereitungen hiezu begannen im Oktober 1976.

Damals weilte nämlich Angolas Präsident mit einer Fachdelegation in der UdSSR. Nicht umsonst! Präsident Agostino Neto hat im Kreml einen Freundschaftsvertrag unterzeichnet, der militärische, politische, wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit vorsieht. Natürlich fehlten auch die üblichen Phrasen über Souveiäni- tät, Gleichberechtigung und Nichteinmischung der Vertragspartner nicht. Wichtigster Teil war jedoch die genaue Definition des gemeinsamen militärischen Vorgehens. (Einen ähnlichen Vertrag hat Moskau schon früher mit Somalia abgeschlossen.) Wenn man hellhörig gewesen wäre, hätte man im Mai 1976 anläßlich eines Bruches des angolanischen Ministerpräsidenten Lopo do Nascimento, feststellen können, daß Moskau bereit war, „Angola bei der Konsolidierung seiner Verteidigungskapazität beizustehen“. Diese Formulierung war natürlich nur eine Verharmlosung der russischen Absicht, in Angola eine zentrale Angriffsbasis und ein Waffenarsenal des militanten kommunistischen Kolonialismus einzurichten. Seither hat Rußland die Zahl der technischen und militärischen „Ratgeber“ in Angola wesentlich erhöht. Nicht nur im Lande selbst wuchs der russische Einfluß, auch in der Nachbarschaft. Die Aktion gegen Zaire beweist es.

Paragraph 6 des russisch-angolanischen Vertrags sieht obligatorische Konsultationen mit den russischen „Ratgebern“ vor. Eine rote Hand wäscht die andere: Rußland liefert Waffen nach Angola, Angola verpflichtet sich zu bedingungsloser Unterstützung der sowjetischen Afrikapolitik. Laut Paragraph 5 des Vertrages unterstützen die Vertragspartner nicht nur den Kampf der Völker für Freiheit, Unabhängigkeit und Souveränität, sondern auch für den „sozialen Fortschritt“, worunter im Klartext die Bol- schewisierung zu verstehen ist. Angolakann also keine andere als die sowjetische Lösung für Namibia und Rhodesien annehmen.

Daß Breschnjew und Neto „identische Ansichten“ über „Schlüsselfragen“ haben, dürfte niemand überraschen. Breschnjew hat ja kürzlich offen zugegeben, daß es mit der nationalen Befreiung kein Bewenden haben kann und daß Angola seinerseits „Hilfe“ für andere Völker zu leisten habe.

Neto war als Guerrillero gegen Portugal noch relativ gemäßigt. Heute aber ist sein Bewegungsraum im eigenen Lande sehr eng geworden. Das Wirtschaftssystem Angolas ist zerstört, die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln unsicher und die Gesetzlosigkeit hat erschreckende Formen angenommen. Jonas Savimbi hat mit seinen UNITA-Streitkräften noch lange nicht kapituliert, er hat in letzter Zeit sogar spektakuläre Erfolge verbuchen können. Neto steht unter dem Druck zweier Sowjetexponenten innerhalb seiner eigenen Regierung: des Außenministers José Eduardo dos Santos und des Innenministers Nito Alves Batista. Wie könnte Neto unter solchen Umständen die Rolle ablehnen, die ihm die Kreml-Regisseure vorgeschrieben haben?

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