Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Denkmal
Rechte Hand, linke Hand, alles vertauscht… Der harmlose Zeitgenosse legt ein wenig ratlos die Zeitung beiseite, in der er soeben die Meldung gelesen hat, der Erzbischof in Breslau, Boleslav Kominek, habe sich gegen die Errichtung eines Denkmals für Papst Johannes XXIII. in der schlesischen Hauptstadt ausgesprochen und den Priestern seiner Diözese die Teilnahme an der Grundsteinlegung desselben untersagt. Da soll sich einer noch in Polen auskennen. Zuerst verlieren die kommunistischen Behörden jede Contenance, als die polnischen Katholiken im Mai in einer großen Wallfahrt den tausendsten Jahrestag der Christianisierung Polens feiern wollten und jetzt wiederum, nachdem eben dieselben Behörden nichts gegen ein Papstdenkmal in einem kommunistisch regierten Staat haben, ist niemand anderer als der Erzbischof dagegen.
Des Rätsels Lösung ist verhältnismäßig einfach. Erzbischof Kominek ist ein Mann, den man überall zwischen Warschau und Rom, Wien und Paris als einen namhaften Vertreter des polnischen Episkopats kennengelernt hat, der Grundsatztreue mit dem nüchternen Blick in die Zukunft zu verbinden weiß. Wenn man aber in Warschau glaubte, und noch dazu in äußerst plumper Form, den Breslauer Erzbischof gegen Kardinal Wyszynski ausspielen zu können — Anlaß dazu war vor einigen Wochen Erzbischof Komineks Antwort auf die „delikaten Fragen“ eines Repor ters des französischen Senders Europa Nr. 1 (Vgl. „Furche Nr. 26 66) —, so zeigt dies, wie wenig man Erzbischof Kominek kennt. Die erste Reaktion bekam jetzt jenes an sich schon etwas eigenartige Denkmalkomitee zu spüren, das von der den Bischöfen nach wie vor nicht ge- heuren Pax-Organisation patroni- siert wird.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!