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Begegnung

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Inmitten zahlreicher heimkehrender Skifahrer schritt der Erzbischof in Breslau, Boleslaw Kominek, einen schweren Reisekoffer in der einen Hand, den Regenumhang lose über die Schulter geschlagen, vor Monats, fnst dem Ausgang des Wiener Westbahnhofes zu. Nur wenige Stunden war Wien „Zwischenstation”.

In diesen gewährte Erzbischof Kominek dem Chefredakteur der „Furche”, der ihm schon aus mehreren Begegnungen zwischen Breslau und Rom bekannt war, ein Gespräch, das der Erzbischof gerne zu Papier bringen ließ. Die heftige Diskussion über den Briefwechsel zwischen dem polnischen und deutschen Episkopat schien gerade abzuebben. Aus diesem Grund schien es zweckdienlich, von einer Veröffentlichung des Gesprächs, textes Abstand zu nehmen. Nachdem aber in der letzten Woche die Auseinandersetzung einen neuen Höhepunkt erreicht zu haben scheint und auch Erzbischof Kominek in Breslau persönlich in den Disput öffentlich emgriff, glauben wir, mit einer nunmehrigen Publikation den lnten- tentionen von Erzbischof Kominek nicht zuwiderzuhandeln.

Der österreichischen Öffentlichkeit sei die Persönlichkeit unseres hohen Gesprächspartners mit wenigen Worten nahegebracht: Erzbischof Bole- slaw Kominek wurde am 23. Dezember 1903 in Radlin (Oberschlesien) als Sohn eines Bergmannes geboren Seme Heimat gehörte damals zu Preußen. In dem deutschen Gymnasium in Rybivik, das der Mittelschüler besuchte, hing das Bild Wilhelms II. Bei der Matura 1923 war es schon durch das des Präsidenten der Republik Polen ersetzt. Von 1923 bis 1927 studierte der junge Bergmannssohn, der bereits damals Deutsch ebensogut wie seine polnische Muttersprache beherrschte an der Theologischen Fakultät in Krakau. Philosophische und soziale Studien am Institut Catholique und bei Jacques Maritain in Paris, die Kominek 1930 mit einer Doktorarbeit in thomistischer Philosophie abschließt, schaffen Verbindung zu dem gerade in jenen Jahren einsetzenden Aufbruch des modernen französischen Sozialkatholizismus In de Heimat zurückgekehrt, arbeitet Boleslaw Kominek bis zum Überfall Hitlers auf Polen als Diözesansekfe- tar m Kattowitz. Während des Krieges konzentriert er seine Kräfte auf die karititive Arbeit an Polen, Deutschen und Juden. 1945 bis 1951 wirkt er als Apostolischer Administrator in Oppeln. Die dunklen Jahre des Sta- linismus sehen ihn im „inneren Exil” In dieser Zeit, 1954, wird Kominek auch geheim zum Bischof geweiht. Ab 1956 verwaltet er die heute größte polnische Diözese, Breslau. 1962 ernennt Papst Johannes XXIII. Erzbischof Kominek zum Titular- Erzbischof daselbst.

„Porta patet.” Die Tür steht offen. Das könnte der inoffizielle Wappenspruch des schlesischen Erzbischofs sein, dessen Herzlichkeit und Offenheit alle, die ihm je begegneten, aufs tiefste beeindruckt.

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