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Israels Trauma

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Zunehmende Unsicherheit charakterisiert die Situation im Nahen Osten. Araber und Israeli eskalieren in den letzten sieben Tagen partiell.

In Jerusalem zerbricht man sich, jedoch immer mehr den Kopf über die Haltung des zukünftigen Präsidenten der USA, Richard M. Nixon, zum Staat Israel. Große Spekulationen löst die Ankündigung des Besuchs des Sonderbeauftragten Nixons, William Scranton, aus; er wird — nach einer Runde durch mehrere, nicht nur arabische, Nahoststaaten — am 9. Dezember in Israel erwartet. Scranton, ein Kandidat Nixons auf den Posten des Außenministers der Vereinigten Staaten, hat sich bei früheren Gelegenheiten israelfreundlich gezeigt. Der israelische Ministerpräsident Lewi Eschkol hat am 29. November beim traditionellen Essen mit der israelischen Presse unterstrichen, er habe hinsichtlich der Präsidentschaft Nixons Grund zum Optimismus, was dessen Haltung gegenüber Israel betrifft: anderseits sind auch Anzeichen einer gewissen Abkühlung in den israelisch-amerikanischen Beziehungen nicht zu übersehen, insbesondere im Hinblick auf die Kontakte zur künftigen republikanischen Administration der Vereinigten Staaten. So hat man in Israel vermerkt, daß Nixon auf Nassers Glückwunschtelegramm zur Präsidentenwahl unverzüglich und in allerherzlichsten Tönen geantwortet hat, während die Antwort Nixons auf die Glückwunschtelegramme des israelischen Staatspräsidenten Schazar und Ministerpräsident Eschkols, welche zur gleichen Zeit wie das von Nasser abgesandt worden sind, erst am 25. November in Jerusalem eintrafen — und in beiden Fällen viel zurückhaltender formuliert waren als Nixons Dank an Nasser. Kommt es also zu einer Schwerpunktverschiebung im Pulverfaß zwischen Rotem und Totem Meer?

Mit Beginn 1969 treten Änderungen in der Zusammensetzung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen ein, welche in Israel als ungünstig angesehen werden. An die Stelle von Brasilien, Dänemark, Indien, Kanada und Äthiopien treten Kolumbien, Finnland, Nepal, Spanien und Sambien. Erwartet man, daß Kolumbien für den israelischen Nahost-Standpunkt nicht minder Verständnis haben wird, als es bisher Brasilien hatte, und daß Nepal sogar etwas israelfreundlicher sein könnte als das ausscheidende Indien, so steht Finnland aus Rücksicht auf die UdSSR Israel minder günstig als Kanada gegenüber und Spanien ist proarabisch..

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