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Open-air-Events, Sushi und Kebab

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In den letzten Jahren kam es in der Wiener Gastronomie zu einem deutlichen Strukturwandel. Das ist das Ergebnis der Studie „Gastro 2000", die vom WIFI und der Sektion Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wirtschaftskammer Wien in Auftrag gegeben wurde. Dabei wurden neue Trends im Gastro-Verhalten der Wiener bei allen Gastronomiebetrieben erfragt. Alarmierendes Ergebnis: 34 Prozent der Wiener Gastronomen meinen: „Wenn ich einen Käufer finde, dann steige ich aus." Nur 19 Prozent sind zufrieden: „Es kann alles so bleiben."

Ein Grund für die Unzufriedenheit ist der sinkende Umsatz. 64 Prozent der Gastronomen gaben an: „Preiserhöhungen sind nicht möglich, ich muß rationalisieren und den Gürtel enger schnallen." Nur 36 Prozent der Betriebe meldeten steigende Umsätze. Unterden „Gewinnern" sind in erster Linie Wiener Hotelrestaurants, Kaffeehäuser, Kaffeerestaurants, gutbürgerliche Restaurants, Bars und Bierlokale, Betriebe in Top-Lage, Betriebe mit mehr als 120 Sitzplätzen sowie junge Betriebe, die nach 1991 gegründet worden sind.

Weitere Ergebnisse der Studie: Die Zahl der Betriebe, die Wiener Küche anbieten, sinkt stetig, während der Anteil der ausländischen Küche in den vergangenen zehn Jahren von 33 auf 40 Prozent gestiegen ist.

Um dieser „schweren Strukturkrise" gegenzusteuern fordert Josef Kitzinger, Obmann der Sektion Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wirt-

schaftskammer, eine rasche Senkung der Lohnnebenkosten, die Abschaffung der Getränkesteuer, die Liberalisierung der Öffnungszeiten und die Entbürokratisierung der Gewerbeordnung.

Trotz aller Unzufriedenheit war der Bereich Tourismus- und Freizeitwirtschaft, so die Analyse der Wirtschaftskammer, die einzige Branche, in der zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden konnten. Im Juli 1996 wurden insgesamt 46.188 Mitarbeiter gezählt, um 1.349 Arbeitsplätze mehr als im Vorjahr.

Neben diesen aber großteils eher

unerfreulichen Ergebnissen für die Wiener Gastronomie zeichnen sich auch mehrere interessante Trends ab:

■ Die Wiener gehen immer mehr aus. Seit 1980 nahm die Zahl jener, die unter der Woche „meistens auswärts essen", bei allen Mahlzeiten deutlich zu. Die „Stubenhocker", die abends ausschließlich zu Hause speisen, sind in diesem Zeitraum auf die Hälfte zurückgegangen.

■ Salate, warme Imbisse, Snacks, kleine Portionen und leichte Speisen sind gefragt. „Flambieren vor dem Gast", „Live-Musik" und Stoffservietten sind passe. Die Wiener wollen sich am liebsten bei lockerer Atmosphäre und gedämpfter Musik unterhalten.

■ Tendenziell verzeichnen die Wirte bei alkoholfreien Getränken und Bier Umsatzsteigerungen, bei Wein leichte Rückgänge und drastische Einbrüche bei Spirituosen.

■ Open-air-Events, wie etwa am Wiener Rathausplatz, nehmen in der Beliebtheitsskala der Wiener stark zu. Die Veranstaltungen unter freiem Himmel werden deutlich zunehmen.

■ Gutes und preiswertes Essen ist zu wenig. Die Wiener wollen auswärts „anders essen". Ethno-Küche hat einen höheren Friebnischarakter als die klassische heimische Küche. Sushi und Kebab liegen voll im Trend.

Die alltägliche Versorgung mit Essen, so die Schlußfolgerung der Studie, wird weiterhin Bichtung Schnellgastronomie gehen, das „Beisl am Fxk" hat gegen diese Konkurrenz nur wenig Chancen.

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