Obwohl die letzten Kärntner Wahlgänge noch in unmittelbarer Erinnerung sind, bereiten sich die Parteispitzen aus dem Süden schon wieder auf einen kommenden Urnengang vor: Auf die spätestens im Frühjahr 1975 fälligen Landtagswahlen. Unterschiedlich ist freilich die Art und Weise der Vorbereitungen. Während sich die SPÖ bemüht, ihren Hans Sima endgültig in die Versenkung zu schicken, um dessen programmierten Nachfolger Leopold Wagner frühzeitig im vollen Glanz präsentieren zu können, suchen die beiden Minderheitsparteien FPÖ und ÖVP noch nach Personen und Wegen.Personelle
Kanzler Kreisky hat gute Chancen, von den Chronisten als Politkunst-flieger verewigt zu werden.Das Ergebnis der Agrargipfelge-spräche ist bekannt: Der Milchkrisengroschen wird um fünf auf zehn Groschen gesenkt und ab Herbst alle zwei Monate überprüft, sowie gegebenenfalls neu festgelegt. Ein höherer Weizenpreis, mehr Geld für die Milchverwertung, eine Dieselpreisverminderung und die grundsätzliche Zusage des Sozialmlnisiters, über die bäuerlichen Zuschußrenten zu verhandeln, sind weitere Aspekte der erzielten Einigung.Bekannt ist auch die Kulisse, vor der diese Einigung erzielt
Zwei Tage bevor der „Fliegende Holländer“ auf der Festspielbühne von Bregenz seine Premiere erlebte, sollte ein anderer Prominenter fliegenderweise seine Abschiedsvorstellung geben: der Vorarlberger Landeshauptmann und Landespartei-obmann der^ÖVP Dr. Kessler. Die Aufführung des „fliegenden Parteichefs“ wurde vorerst abgesetzt und vielleicht nur bis zum nächsten Landesparteitag im Herbst verschoben. Ein erstes Wetterleuchten ist nun jedoch evident, eine personalpolitische Entwicklung, die innerhalb der ÖVP auch ihren Weg durch den Arlberg-tunnel finden könnte.Man nahm in
Nach den Zeiten im Zeichen der Brunos sei nun das „Leo-poldinische Zeitalter“ angebrochen, erzählt man sich, wenn Kenner der SPÖ-Interna zu vorgerückter Stunde beisammensitzen. In Wien hat Leopold Gratz die Macht übernommen und in Kärnten steht Leopold Wagner an der Schwelle zu dieser Macht. Nominell regiert dort vorerst freilich noch „Herzog Johann (inzwischen) ohne Land“.
Frau Limpe wußte Rat: „Gehen“ rief sie ins Mikrophon, nachdem ihr nebst Gatten Paul Fuchs und Friedrich Gulda aus den Zuhörerbänken im Hof des Stiftes Viktring die sonst nur auf Fußballplätzen vernehmbare Aufforderungen „aufhör'n“ entgegengeschallt war. Freilich hielt sich das unter „Anima“ firmierende Trio nicht an den selbsterdachten Ratschlag und werkte weiter am meist selbstgebauten Instrumentarium.Der erste Eindruck vom „5. Internationalen Musikforum Kärnten“, das heuer (vom 4. bis 18. Juli) zum zweitenmal im historischen Rahmen des Stiftes Viktring bei Klagenfurt
Hoch oben, Im 14. Stock eines Wiener Versicherungshochhauses, hatten sich die christlichen Werktätigen einiger europäischer Länder zum kollektiven Nachdenkprozeß versammelt. Solcherart dem obersten Schutzherrn ihrer Soziallehre wenigstens um einige Stockwerke nähergerückt, vertrieb man sich grenzüberschreitend die Angst vor den produktionsmittelbesitzenden Parteifreunden, die bislang als gesellschaftliche und parteiinterne Minderheit dank ihrer Kapitalkraft den von den Arbeitnehmern gezogenen Karren der christlich-demokratischen Parteien gesteuert hatten — zuletzt in den
Der „Spiegel“ war es wieder einmal, der für Aufregung am Ballhausplatz sorgte. Bundeskanzler Kreisky, so konnte man vor mehreren Wochen dem Hamburger Nachrichtenmagazin entnehmen, hole sich bei Parteifreund Brandt in Bonn stets vor wichtigen Entscheidungen den Rat des Genossen vom Brudervolk.Das diesbezügliche Kreisky-De-menti war noch nicht vollends verklungen, als der Regierungschef höchstpersönlich die in Richtung oftmaliger geistiger Entwicklungshilfe seitens der SPD laufende Indizienkette wieder etwas verfestigte. Vor Gewerkschaftern vollzog er einen Parteitagsbeschluß der
In Graz sind die Würfel für einen FPÖ-Bürgermeisfer Alexander Götz bereits gefallen, in Klagenfurt mit einwöchiger Verspätung für einen neuen Bürgermeister, der der ÖVP angehört und Leopold Guggenberger heißt. Man könnte an Mur und Wörthersee also nach einiger Aufregung zur Tagesordnung übergehen — besser: man könnte an die Arbeit gehen. Letzteres muß man — noch etwas sollte man: nach den Ergüssen der in Redaktionsstuben gelandeten Wirtshaus-Strategen aus den Wahlen vom 25. Februar und März und den daraus erwachsenden Folgen auch einmal emotionsfrei die Bilanz ziehen und Zukunftsaspekte ausloten. Aspekte, die über Riagenfurt und Graz hinausleuchten.
Das Volk von Bregenz soll wählen können — Spiel auf dem Wasser oder baden im Wasser. So kann man es wenigstens einem Flugblatt samt Fragebogen entnehmen, den ein „Mach-mit“-Büro den Bürgern der Ländle-Zentrale ins Haus schickte. — Womit es einen Kulturkampf am Bodensee entfachte.
In Belgrad erinnert man sieh noch immer eines Witzes, der 1946 — kurz vor dem Bruch mit Stalin — kursierte: „Jetzt haben wir den endgültigen Beweis dafür, daß die Erde rund ist — wir spucken immer nach Westen und die Spucke kommt aus dem Osten wieder auf uns zurück.“ Die Jugoslawen haben offenbar aus dieser Pointe gelernt. Daß dieser Lernprozeß auf die östlichen Nachbarn übergegriffen hat, ist kaum anzunehmen und im Westen scheint es ebenfalls notwendig zu sein, daraus etwas abzuleiten. Nämlich die Tatsache, daß die Jugoslawen genausowenig bestrebt sind, sich an den
„Das ist ein Sieg der nationalen Kräfte in Kärnten — oder wie Sie diese Leute nennen wollen. Dort gilt es heute als antiösterreichisch, wenn man traditionelle österreichische Ideen vertritt — nämlich ein kosmopolitisches und tolerantes Bewußtsein gegenüber anderen Völkern.“ Diese Worte stammen aus dem Mund eines Belgrader Journalisten, der durch seine Stellung bei der Parteizeitung „Komunist“ auch politisches Gewicht besitzt. Und diese Meinung sagt sehr viel darüber aus, wie man derzeit in Belgrad über den Kärntner Ortstafelkrieg denkt.
Während SP-Denker Rupert Gmoser der ÖVP Karl Schlein-zers im „profil“ bescheinigt, sie befinde sich auf dem programmatischen Marsch „von rechts nach links“, manifestiert sich aber im Schleinzer-Land Kärnten zwischen zweisprachigen Ortstafeln und Personalfragen innerhalb der Volkspartei auf pragmatischer Basis ein weiteres Anziehen der Ideologieschraube in die rechte Richtung.
Wenn sich die Tische unter opulenten Mahlzeiten biegen und den anwesenden Journalisten auch sonst jeder menschliche Wunsch von den Augen abgelesen wird, spricht man in Österreich von „guter pr“. Es werden ihrer ständig mehr, die sich professionell der Befriedigung solcher Wünsche hingeben — pr-Agenturen, freie pr-Agenten, Pressekonsulenten usw., usw. Es ist Platz für sie alle, denn dieser Markt ist, vor allem was die noch „unerschlossenen“ prospektiven Kunden angeht, relativ groß.Der Schönheitsfehler vieler New-comber — und auch einiger „alter Hasen“ — scheint in ihrer
Abram kam aus Ur in Chaldäa in das Land Kanaan. Und sein Gott sprach zu ihm:
„Gehe du aus deinem Land, aus deiner Verwandtschaft, aus dem Haus deines Vaters in das Land, das ich dich sehen lassen werde.“
So steht es geschrieben im Ersten Buch der Weisung, im 12. Kapitel.
Und sie sind aus ihrem Land hinausgegangen, aus ihrer Verwandtschaft, aus dem Haus ihres Vaters und haben das Land gesehen, das ihnen verheißen war — das Land Israel. Sie haben gesehen und nicht das gefunden, was sie sich erwarteten. Nun wollen sie wieder zurück in das Land, das sie verließen, doch ihr Väterchen Rußland will die verlorenen Söhne nicht mehr. Die Heimatlosen, die eine Heimat hatten und glaubten, nun ihre wirkliche Heimat zu finden, sie sind wieder heimatlos geworden — in Wien-Leopoldstadt, Malzgasse I.
Man wird es korrigieren müssen, das Wort vom „wilden Bergvolk“, das da hinter Semmering und Wechsel haust — die Bezeichnung „kluges Bergvolk“ scheint schon angemessener zu sein. Jedenfalls jetzt, seit die grünmärkische ÖVP ihr „Modell Steiermark“ vorgelegt hat: ein Paperback von 180 Seiten, das im Buchhandel erhältlich sein wird und„neue Ideen, die das Leben der Stei-rer bei geistigen und materiellen Fortschritten bereichern sollen“ aufzeigt.Diese „Leitlinien für die Landespolitik“, die — so Landeschef Niederl im Geleitwort — den Steirern ein „gehaltvolleres,
Man meint den Esel und schlägt den Sack — Anno Domini 1972, im Oktober, in Südkärnten: Die Kirtags-rauferei findet allnächtlich statt. Die Gegner sind — scheinbar — Ortstafeln. Auf diesen Tafeln stehen nämlich slowenische Worte — Ortsbezeichnungen. Man tobt sich gegen ein Ortstafelgesetz aus, das den Vorwand für das Austoben gegen die slowenische Minderheit geliefert hat — gegen die Ersatzjuden eben dieses Jahres 1972. Und auf diesem makabren Kleinfeuer ewig gestriger Kleinbürger mit ideologischen Schwierigkeiten hoffen andere ihr Süppchen kochen zu können — denn im
Man kann es nicht leugnen, er ist ein Jung-Intellektueller — und ein Soziologe überdies: auf zwei Begriffe stößt man hier, die in der ÖVP noch immer beliebte Schimpfwörter sind. Und treten diese beiden Bezeichnungen gemeinsam auf, wie bei dem 24jährigen Hochschulassistenten Josef Höcht! aus Niederösterreich, so kann der VP-Altfunktionär nur noch mit Nestroy verzweifelt ausrufen, daß die Welt auf keinen Fall mehr lang stehe. Eben jener jungintellektuelle Soziologe Höchtl wurde nämlich am vergangenen Wochenende zum Bundesobmann der österreichischen Jugendbewegung — neuerdings
Es soll bereits Spaßvögel gegeben haben, die mit der Überlegung spielten, neben dem Andreas-Hofer-Denkmal auf dem Berg Isel bei Innsbruck nun ein Eduard-Wallnöfer-Denkmal auf dem Iselsberg bei Lienz zu errichten. Doch dann gab der Tiroler Landeshauptmann bekannt, daß er nur zu scherzen beliebt habe, als er die 10.000 Standschützen des „heiligen Landes“ zum heiligen Krieg um Osttirol mobilisierte.
„Bisher weiß ich nur soviel über Moral, daß moralisch ist, wonach man sich wohl fühlt, und unmoralisch, wonach man sich schlecht fühlt, und mit diesen moralischen Maßstäben gemessen, die ich nicht etwa verteidige, ist der Stierkampf für mich etwas sehr Moralisches, weil ich mich sehr wohl fühle, während er stattfindet, und ich ein Gefühl von Leben und Tod und Sterblichkeit und Unsterblichkeit habe, und wenn er vorbei ist, fühle ich mich sehr traurig, aber auch sehr wohl!“ Ernest Hemingway
Viktrings Bürger machten sich Sorgen um ihr Hab und Gut. „Wie kann das Musikforum das Eigentum der Viktringer Bürger schützen“, fragte einer der „Betroffenen“ anläßlich einer Gemeindebürgerversammlung in Sachen Musikfestival, und der Gendarmeriebeamte Cemernjak, seines Zeichens FPÖ-Gemeinde-rat und Fremdenverkehrsreferent des Ortes, zog seine Erfahrung zu Rate: „Ich war beim Militär und weiß daher, daß man eine Gulaschkanone für eine Kompanie von 150 Leuten braucht — wie wollt ihr nun 5000 Jugendliche mit einer Gulaschkanone abspeisen?“
Breitet sich unter der Jugend Radikalität aus, gibt es einen immer stärker hervortretenden Hang zum Anarchismus und Nihilismus? Das Gegenteil ist der Fall — dies scheinen jedenfalls Untersuchungen zu beweisen, die zu diesem Thema während der letzten beiden Jahre von verschiedensten Instituten und auch kleinen privaten Gruppen durchgeführt wurden.Das ,Anarcho-Tief“, das sich über Mitteleuropa breitmachte, ja selbst die Eskalation politischer und ideologischer Radikalität in allen möglichen Gesellschaftsbereichen hat Österreichs Jugendliche nur am Rand erfaßt.Der Generationskonflikt
Wenn man heute in einer versnobten Partygesellschaft sein Gegenüber mit „Hawara" anspricht, so ist man kein „Gscherter" mehr, sondern jemand, der literarisch „in" ist — jemand, der Wolfgang Teuschls „Jesus und seine Hawara" offensichtlich gelesen hat. Zwar gibt es och Leute, die sich darüber mokieren, daß das, was eine Marianne Mendt, ein Wolfgang Ambros oder ein Arik Brauer auf Schallplatten gesungen haben, kein Dialekt, sondern ordinärer Slang sei, doch der Trend von der gehobenen Umgangssprache weg ist nicht zu überhören.
Die Entscheidungen in dieser Frage, so polterte der steirische Landeshauptmann Dr. Friedrich Niederl kurz nach seiner Wahl zum ÖVP-Landesparteiobmann, sollte man jenen überlassen, die mit den örtlichen Verhältnissen besser vertraut sind als die Herren im fernen Wien. Der Krainer-Nachfolger ritt die Attacke auf dem steirischen ÖVP-Landesparteitag in Sachen Aichfeld-Murboden — dem Gebiet um Zeltweg, Knittelfeld und vor allem dem Bergwerksort Fohnsdorf, das einem umfassenden Umstrukturierungsprozeß unterzogen werden soll. Bevor man allerdings noch mit konkreten Maßnahmen zur Förderung
„Das ist nackte Erpressung“ — empörte man sich in diesen und jenen steirischen ÖVP-Funktionärs-kreisen drei Wochen vor dem Landesparteitag der grünmärkischen Volkspartei über jene Erklärung, die Landeshauptmann Dr. Friedrich Niederl und Landesrat Dr. Josef Krainer ihren Parteifreunden in bezug auf die Kandidatur für das Amt des Landesparteiobmannes abgaben: Niederl will nur Parteichef werden, wenn Krainer jun. zum Geschäftsführenden Obmann gewählt Wird — Krainer lehnt es ab, selbst Chef zu werden, läßt aber durchblicken, daß er für Niederl die Parteigeschäfte führen
Zwei Minister und alles, was an örtlicher Prominenz greifbar war, wurde aufgeboten, um in Kärnten, entlang des Wörthersees, 13 Kilometer Autobahn, die 683 Millionen Schilling gekostet hatten, zu eröffnen. Damit steht in Kärnten zwar nur ein Teilstück der Autobahn von Klagenfurt nach Villach, die bis 1972 fertig sein soll, zur Verfügung, aber man hat doch endlich „seine“ Autobahn.
Am 10. Oktober jährt sich heuer der Tag der Volksabstimmung, durch die der Verbleib Unterkärntens bei Österreich gesichert wurde, zum 50. Male. Schon den 40. Volksabstimmungsjahrestag hatte man mit Riesenaufmarsch und einer Festrede des damaligen Bundeskanzlers Raab in Klagenfurt gefeiert. Daneben finden alle Jahre lO.-Oktober-Feiern in allen Landesteilen statt
Das „H“ versank im Senf, nachdem vorher 10.000 Schilling in Mautner-Markhofschen Vermögenssammlungen versanken. Der „Horizont“ verlor seinen Anfangsbuchstaben, doch der verbliebene „Orizont“ soll einen erweiterten Meinungshorizont besitzen. Seit 1966 sind in ununterbrochener Reihenfolge siebzehn Nummern der Jugendzeitschrift „Horizont“ erschienen — die letzten drei Nummern mit einer Auflage von 500.000 Exemplaren. Nun meldete sich Mautner-Markhof, der vor etwa zehn Jahren einen „Wirtschaftshorizont“ — der nun ein- oder zweimal im Jahr erscheint — auf den