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Eine Woche lang hatten die Wiener Gelegenheit, einen repräsentativen Querschnitt durch das gegenwärtige tschechoslowakische Filmschaffen zu sehen. Das Festival begann mit dem Streifen „Die Dame auf dem Gleis“, einem unterhaltsamen, wenn auch nicht immer geglückten Versuch, das westliche Musical zu imitieren und zu parodieren. Sehr vergnüglich auch der zweite Beitrag der Woche, „Wer will Jessie umbringen?“, der in origineller Weise gegen die Zeiterscheinung der Comic strips zu Felde zieht und jetzt von den Amerikanern ein zweites Mal verfilmt werden soll. Nach diesen beiden heiteren Produktionen zeigte man einen Film über die tschechische Volksarmee, „Jeder junge Mann“, eine kritische, heiter-besinnliche Analyse der ersten Militärerlebnisse junger Wehrpflichtiger.

Die zweite Hälfte der Filmwoche wurde von einem Streifen eingeleitet, der in vielen Einzelheiten seiner Inszenierung stark an die Werke Kurt Hoffmanns erinnert, strahlt er doch optisch und thematisch einen ganz eigenartigen Reiz aus: „Casanovas letzte Rose“ von Vaclav Krska stellt eine geistvolle Causerie über Ritterlichkeit und Galanterie längst vergangener Zeiten dar. Zu erwähnen wären ferner Ewald Schorms „Mut für den Alltag“, ein Film, der sich abseits der Parteidoktrin mit den Problemen modemer junger Menschen auseinandersetzt, und „Scharf beobachtete Züge“, die aktuelle Schwejkiade vom braven Bahnamtsanwärter Hrma, der dem Leben und der Liebe mit fast unglaublicher Naivität gegenübersteht. — In den Beiprogrammen ausnahmslos überdurchschnittlich interessante Kurzfilme, von denen nur der köstlichmakabre Puppenfilm Jifi Trnkas, „Die Hand“, eine Tragikomödie über Daseinsangst, Wunschträume und Wirklichkeit unserer Zeit, namentlich angeführt werden soll.

Leider — und zu Unrecht — wurde die Veranstaltung von einem Großteil der Presse totgeschwiegen. Das ist schade, da die gezeigten Streifen samt und sonders beachtliches Niveau aufzuweisen hatten. Erstaunlich war auch die Anzahl der durchwegs interessanten Filme, wenn man bedenkt, daß es sich hier um eine Auswahl aus der tschechischen Filmproduktion bloß der letzten drei Jahre handelte. Selbst wenn man die staatliche Lenkung des Filmschaffens in unserem Nachbarland in Betracht zieht, ist das Fehlen von Adäquatem innerhalb der österreichischen Produktionen nicht zu leugnen.

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