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Größe und Tragik Ungarns

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SIEBEN VERSUCHE ÜBER UNGARN. Von Ladislaus Rosdy. Verlag Herold, Wien- München 1966. 94 Seiten, S 98.—.

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SIEBEN VERSUCHE ÜBER UNGARN. Von Ladislaus Rosdy. Verlag Herold, Wien- München 1966. 94 Seiten, S 98.—.

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In der Antike galt das Land der pannonischen Tiefebene als eine der unheimlichsten Gegenden der Erde. Später war es durch Jahrhunderte „antemurale elypeusque Christiani- tatis“, Vormauer und Schüd der Christenheit. Noch später, als der dem übernationalen Staatenverband Österreich-Ungarn feindliche Nationalismus das Bewußtsein der Völker prägte, galt Ungarn vielen als Fremdkörper inmitten der slawischgermanischen Nachbarschaft. Vereinfachungen, Klischees, Vorurteile prägten das Bild Ungarns. Ladislaus Roisidy versucht eine Loslösung von diesen Vorstellungen, die vor allem in Österreich noch zu schaffen machen. Schrieb doch sogar ein Mann wie Grillparzer den Satz, es sei „ein Unglück für Österreich, in seinem Länderkomplex zwei der eitelsten Nationen der Erde einzuschließen, die Böhmen und die Ungarn“.

Ladislaus Rosdys „Sieben Versuche“ sind sieben historische Essays, die den Bogen von Hunnenkönig Attila („bellicosisisimi Hunni“ nannten sich die Ungarn selbst) bis zu Kossuth, von den mythischen und den historischen Anfängen bis zum Ausgleich mit Österreich span-

nen. Das geschmackvoll gestaltete, mit mehreren Bildern versehene Buch zeigt das Selbstverständnis der Ungarn im Ablauf der Jahrhunderte, dieses Volkes, das immer wieder so gerne anders als die anderen sein wollte. Den wesentlichsten Teil in Rosdys Darstellung nehmen die Jahrhunderte ein, in denen die Bedrohung durch die Türken das Schicksal Ungarns bestimmte. Der rote Faden aber, der sich durch das ganze Buch zieht, ist Ungarns Beziehung zu Österreich, zum Haus Habsburg. Es ist eine Geschiohte versäumter Möglichkeiten. Was zu Maria Theresias Regierung noch so viel Chancen gehabt hatte, erwies 'sich 1867 als zu spät. Das alles schildert der Autor mit Eleganz und Wissen, aber auch mit dem Engagement dessen, der sich dem ungarischen Volk besonders verbunden fühlt. Gerade weil das Buch ein Beitrag zu einem besseren Verständnis ungarischer Geschichte ist, ist es zu bedauern, daß der Autor seinen „Ausblick“ am Schluß seines Buches nicht zu einem größeren, in die Gegenwart reichenden Abschnitt ausgebaut hat.

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