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Ein Italiener und 23 Steirer
In Innsbruck geben sich derzeit ein Franzose, ein Italiener und 23 steirische Künstler ein Stelldichein.
Widmet das Französische Institut seine Ausstellung (siehe „Furche“ Nr. 6) dem zukunftweisenden Architekten Le Corbusier, so lernen wir im Italienischen Institut einen Künstler kennen, der sich bewußt von der modernen Zeit abwendet und den Anschluß an die vergangene Kunst sucht. Pietro A n n i g o n i ist 1910 in Mailand geboren und seit 1925 in Florenz tätig. Seine größten Erfolge findet er heute in England, wo er mit seiner Bildniskunst bis an den königlichen Hof vordrang. Seine subtilen Blätter erinnern an Silberstiftzeichnungen von Raffael, Holbein oder an die zarten Umrisse deutscher Romantiker, die stimmungsvollen Landschaftsaquarelle, meist in ernsten, dunklen Tönen, an Claude Lorrain.
Schließlich luden die Tiroler 23 steiermär- k i den Hofgartenpavillon zu
Gast. Die Ausstellung bietet einen geschlossenen Querschnitt durch die moderne bildende Kunst der Steiermark, der zwar, seitdem Thöny 1949 starb, t eine überragende Künstlerpersönlichkeit mangelt, die aber im gesamten doch einen bedeutenden Rang aufweist. Die Abgeschlossenheit des Gebirges gibt dem künstlerischen Geschehen in der Steiermark, wie übrigens auch in Tirol, mehr konservative, traditionsverhaftete Züge. Von den Gründern der „Grazer Sezession“ sind Wilhelm Thöny mit drei prachtvollen lavierten Federzeichnungen, Alfred Graf Wickenburg mit starkfarbigen Landschaften und Fritz Silberbauer mit zarten Abstrakta vertreten. Szyszkowitz zeigt kraftvolle Holzschnitte. Von Hans Fronius sind Lithographien aus der Sphäre zwischen Traum und Wirklichkeit zu sehen, wie sie sonst nur Kubin beherrscht. Von Hans Nagelmüller stammt eine erregende Federzeichnung „Wald“, Friedrich Aduatz stellt das interessante kleine Blatt in Wachskreide „Rotes Haus“ aus. Mario Decleva schwankt wie viele der jungen Generation zwischen rein abstrakter Kunst und einer gegenständlichen Ueber- tragung der Wirklichkeit auf die Bildfläche. Franz Rogier scheint die surrealistische Periode überwunden zu haben. Er zeigt eine originelle Tuschfederzeichnung „Waldsee“ mit zwei extravagant ins Bild gesetzten roten Tupfen.
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