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Im Kloster entdeckt

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Rund um drei prachtvolle Meisterwerke des Michelangelo Merisi, genannt Caravaggio, wurde eine Ausstellung konstruiert, die dem Besucher die vor rund zweihundert Jahren verlorengegangene Kunstgalerie der berühmten römischen Familie Mattei zum Teil wieder präsentieren soll. Es handelt sich dabei um ein Bild des jungen Johannes, des Täufer aus der Kapitolinischen Pinakothek, das „Abendmahl in Emmaus” aus der Londoner National'Gallery und die ungefähr aus dem Jahre 1602 stammende „Gefangennahme Christi” aus der National Gallery of Ireland.

Dieses Gemälde wurde vor zwei Jahren nach langer Odyssee auf abenteuerliche Weise im Refektorium des Jesuitenklosters in der Leeson-street in Dublin wiederentdeckt. Da das Dubliner Museum gerade restauriert wird, bot sich die einmalige Gelegenheit, das Werk nach Rom zu entleihen. Allein dieses Rild ist wegen seiner revolutionären naturalistischen Schönheit einen Besuch der Ausstellung wert.

Die Mitglieder der Familie Mattei, Astrubale, Girolamo und Ciriaco waren die bedeutendsten Kunstsammler im Rom des 17. Jahrhunderts und wurden zu den größten Auftraggebern des Malers Caravaggio, der schließlich die Auswahl der Werke dieser Sammlung so sehr beeinflußte, daß sogar die darin vertretenen Gemälde von Pietro da Cortona, dem bekanntesten Rarockmaler jener Zeit, ganz deutlich vom Naturalismus des großen lombardischen Meisters geprägt sind. Es sind dies das aus Detroit eingelangte Werk „Christus und die Ehebrecherin” und die „Anbetung der Hirten”.

Während der Napoleonkriege mußte die Sammlung Mattei so wie viele Kunstsammlungen römischer Aristokratenfamilien wegen der von den Franzosen verlangten hohen

Steuern verkauft werden. Damit begann das Abenteuer des Gemäldes „Gefangennahme Christi”. Ander fang des 19. Jahrhunderts wurde das Werk hier in Rom von dem Kunstsammler Hamilton Nisbet erworben, der es nach Schottland brachte. Dann kam es nach Irland, aber man wußte nicht, daß es sich um einen Caravag-gio handelte. Man hielt das Bild für ein Werk des holländischen Caravag-gisten Gerit van Honthorst, da dieser immer Figuren malte, die eine Kerze oder ein Licht trugen und auf diesem Bild ein Gefolgsmann der Soldaten eine Laterne hält. Man schenkte dem Gemälde im Jesuitenkloster kaum Aufmerksamkeit, bis der Restaurator Sergio Benedetti, der an der Irischen Nationalgalerie arbeitet, entdeckte, daß es sich um einen Caravaggio handeltNeben vielen nie in der Öffentlichkeit gezeigten Werken sind unter anderem zauberhafte Landschaftsbilder des flämischen Malers Paul Bril zu bewundern, der damit die zahlreichen Lehen der heute ausgestorbenen Familie Mat-tei verewigte. Bombesucher können noch heute die Fassaden der beiden Palazzi Mattei am gleichnamigen Platz mit dem Schildkrötenbrunnen und in der Via Bottegha oscure sehen.

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