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Ein neuer Shakespeare
Kurz nach der Uraufführung von Zemmes „Attentäter“ brachte das Linzer Landestheater im Großen Haus eine zweite Uraufführung, allerdings nicht eines neuen Stückes, sondern einer neuen Übersetzung von Shakespeares „Viel Lärm um nichts“ von Theodor von Zeynek. Dieser, von Haus aus weder Dichter noch Literat, wurde 1873 in Troppau geboren und zum Offizier ausgebildet. Er war seit 1906 enger Mitarbeiter Conrad von Hötzendorfs und gehörte dem Armeeoberkommando an. Nach dem ersten Weltkrieg zog er sich nach Mondsee zurück und begann mit einer Nachdichtung der Dramen von Shakespeare, die allerdings nur zum geringsten Teil (und erst nach seinem Tode) in Druck erschien. Soweit man es jetzt beurteilen kann, werden seine Übersetzungen der dramatischen Kraft, dem Melos und dem Witz des Originals gerecht. Man kann sie ebenso wie die von A. W. v. Schlegel als Nachdichtungen bezeichnen.
Hasso Degner führte umsichtig Regie und brachte das heitere Spiel zu einem vollen Erfolg. Dazu trug auch die dem Stück homogene Bühnenmusik Helmut Eders sowie das einstimmende Bühnenbild von Hannes Räder bei. Alle Darsteller waren sichtlich mit Lust und Liebe beim Spiel. Das Liebespaar, dessen Herzen sich zunächst rasch finden, freilich erst über Leid und Schmerz zur Vereinigung kommen, wird gewinnend von Ingrid Heitmann und Bernd Ripken dargestellt; das zweite Paar, dessen Herzen erst durch List zusammengeführt werden, schlag- und zungenfertig von Maria Falkenhagen und Friedrich Grossart. Manfred Scheibler ist in jedem Zoll ein Fürst, Kunibert Gensichen ein väterlicher Gouverneur. Auch in kleineren Rollen gab es keinen Versager. Es ist ein echter Shakespeare, ein heiteres Spiel, das, wie schon lange nicht, oft Szenenapplaus erhielt und die Darsteller mit ihrem Regisseur und dem Bühnenbildner immer wieder vor den Vorhang treten ließ.
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