Also gut, sagte das Neue Jahr 2007 mit nobler Herablassung zum alten Jahr 2006, das etwas gehetzt dreinblickte: Ich übernehme jetzt die Stafette. Hast Du ein Anliegen für mich, Wünsche, Anregungen, Beschwerden?
Jaja, da gäbe es schon einiges zu erledigen, seufzte 2006. Kümmere Dich um die Krisenplätze dieses Planeten, schau, dass Du dem Frieden im Nahen Osten ein paar Schritte näher kommst, bevor der Kessel explodiert und in einen Weltkrieg ausartet. Mach dem Völkersterben in Afrika ein Ende. Schau, dass die Menschen nicht weiter Schmutz und Gift auf ihre Erde ablagern und damit an ihrem Ast sägen - wer versaut schon so hartnäckig das eigene Haus? Kümmere Dich um die öffentlichen Budgets. Zwicke von den Rüstungsausgaben ein wenig ab - zugunsten der Hungernden! Dazu brauchst Du nur wenige Prozentpünktlein, das müsstest Du doch schaffen können ... Bremse Terroristen und Fundamentalisten ein, sie sind der Tod jeder Freiheit. Lass es die Menschen doch einmal mit mehr Toleranz und Gelassenheit versuchen, mit mehr Distanz. Lass den Unterschied zwischen Armen und Reichen nicht noch größer werden. Verhindere einen Kampf der Kulturen, schau dass auch in den Herzen Frieden herrscht und nicht Hass. Hass ist hässlich. Schau, dass die Menschen mehr auf sich selbst schauen und auf die anderen, dass sie einander nicht kränken, Kränken macht krank. Gib den Menschen mehr Zeit zum Nachdenken und für sich selbst und mehr Stille!
Du hast ja eine Riesenliste für mich, runzelte das neue Jahr 2007 die noch junge Stirn. Was hast denn eigentlich Du gemacht, bist auf der faulen Haut gelegen? Ich bin viel zu schnell vergangen, schluchzte 2006. Kannst Du Dir nicht zwei Monate mehr für Deine Agenda erbitten? Zeit ist nicht vermehrbar, antwortete 2007 ärgerlich und machte sich an die Arbeit.
Der Autor ist freier Publizist.
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