Der civis europaeus ist ein Mutbürger

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Der alle zwei Jahre und heuer zum vierten Mal abgehaltene Pfingstdialog "Geist & Gegenwart“ auf Seggau dient auch immer der Standortbestimmung des "Projekts Europa“. Dabei wurde eine Schlusserklärung verabschiedet, das "Memorandum Seggauberg 2011“.

Der Text kommt umgehend zur Sache: "Die 2008 ausgebrochene weltweite Finanzkrise, die zu schwerwiegenden weltwirtschaftlichen Konsequenzen geführt hat, zeigt: Einseitige materialistische Fortschrittskonzepte führen zu schweren Verwerfungen und sind kein tragfähiges Zukunftsmodell.“

Die Autoren des Memorandums benennen in der Diagnose des Projekts Europa im Juni 2011 das gegenwärtige "Paradoxon“: "Die meisten ExpertInnen und InsiderInnen sind überzeugt davon, dass eine intensivere europäische Zusammenarbeit, also mehr Europa notwendig ist, um die aktuellen und künftigen Herausforderungen zu bewältigen. In der Bevölkerung der 27 Mitgliedsstaaten aber herrschen so viel Misstrauen und Europaskepsis wie zu kaum einem anderen Zeitraum zuvor, also eher die Befindlichkeit weniger Europa.“

Diese Kluft, so wird gefordert, sei zu überwinden. Die EU dürfe ihre Bürger nicht überfordern, das Paradoxon könne nur im Wege des Dialogs aufgelöst werden. Für diesen Dialog tragen, so das Memorandum, Politik, Medien und Zivilgesellschaft, aber auch Kirchen und Religionsgemeinschaften eine besondere Verantwortung.

Werte und Tugenden Europas

Der civis europaeus sei jedenfalls ein Mutbürger, der sich in seine eigenen Angelegenheiten einmische, der aktiv gestalte und sich nicht resignativ zurückziehe. Daraus folgern die Teilnehmer am Pfingstdialog einige Konsequenzen.

Wörtlich heißt es: "Es gilt daher, entschieden gegen dumpfe Vorurteile, lähmenden Pessimismus, xenophobe Demagogie aufzutreten und für europäische Tugenden und Werte zu werben und in eine europäische Diskussion einzutreten, die nicht von nationalen Ressentiments und Interessen überlagert wird.“

Was sind denn nun die Werte und Tugenden, die eingemahnt werden?

"Offenheit, Toleranz, Zivilcourage, Solidarität, Nachhaltigkeit, Kreativität und Innovation sind europäische Tugenden und Werte, die einen wesentlichen Teil der europäischen Erzählung ausmachen, die gelegt werden sollen ... Der Reichtum und die Dynamik der Vielfalt Europas sind auch Resultante jahrhundertelanger Migration. Eine der größten Stärken Europas ist die der ständigen Kritik und Selbstkritik.“

Die Steiermark, so schließt das Memorandum, sei ein guter Bodenfür interdisziplinären, internationalen und interreligiösen Dialog. (C. R.)

Debatte

Martin Kuˇsej, Ruth Klüger, Van Luyn, Egon Kapellari, Kristina Edlinger-Ploder, Beatrix Karl, Hermann Schützenhöfer.

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