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Licht und Farben nach der Natur

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Theodor von Hörmann dem spätberufenen Stimmungsimpressionisten, widmet das Ferdinande-um in Innsbruck eine großartige Schau.

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Theodor von Hörmann dem spätberufenen Stimmungsimpressionisten, widmet das Ferdinande-um in Innsbruck eine großartige Schau.

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In Zusammenarbeit mit der Österreichischen Galerie im Belvedere Wien hat das Tiroler Landesmuseum dem in Imst geborenen Theodor von Hörmann, einem der wohl bedeutendsten österreichischen Stimmungsimpressionisten, eine Ausstellung gewidmet. Fünfunddreißig Gemälde aus den verschiedenen Schaffensperioden des Künstlers wurden anläßlich dessen hundertsten Todestages am 1. Juli zusammengetragen: unter ihnen „In den Tuilerien” (1888), „Im Park von Stift Klosterbruck bei Znaim” (1893) und „Tümpel im Ruchenwald” (1892). Theodor von Hörmann wurde am 13. Dezember 1840 in Imst geboren. Seine Laufbahn begann als Berufsoffizier. Er unterrichtete an Militärschulen die Fächer Exerzieren, Turnen, Fechten und Freihandzeichnen. Erst mit dreiunddreißig Jahren setzte die intensive Auseinandersetzung mit der Malerei des spätberufenen, bisher autodi-dakt arbeitenden Offiziers durch den Besuch der Akademie der bildenden Künste in Wien ein.

Von Oktober 1873 bis September 1875 frequentierte er „die allgemeine Malerschule mit sehr gutem und die Spezialschule für ”Historienmalerei als Landschaftsmaler mit vorzüglichem Erfolg”. Eduard von Lichtenfels, später Anselm Feuerbach waren seine Lehrer. Aber entscheidend für Hörmanns künstlerische Entwicklung war sein Vorbild Emil Jakob Schindler.

Die Akademie erfüllte jedoch die Hoffnungen und Erwartungen Hörmanns nicht. In einem Brief an den Wiener Schriftsteller und Kunsthistoriker Ludwig Hevesi schreibt er: „Ich bin ein unglückseliger Lichtenfels-Schüler und ein Jahr bei Feuerbach gewesen.” Nach August Schaeffer, dem Direktor der kaiserlichen Gemäldegalerie, war „Hörmann von Anbeginn eine selbständige Erscheinung. Selbst bei Lichtenfels in der Lehre nahm er nichts von dem Allbezwingenden an. Deshalb mochten auch Lehrer und Schüler auseinandergekommen sein”.

Mit Enthusiasmus verschrieb sich Hörmann der Freilichtmalerei. Nach seinen eigenen Worten mußte ein Bild unbedingt „richtig” sein, das bedeutete, das Motiv, die tages- und jahreszeitlichen Besonderheiten der Landschaft, des Lichtes und der Farben sollten der Natur abgeschaut, ja geradezu „abgeschrieben” werden. Llörmann: „Man soll von uns einmal sagen, daß wir keine Nachahmer, keine Anbeter von Götzen, sondern bestrebt waren, die Individualität eines jeden einzelnen und die Individualität unserer ganzen Zeit zum Ausdruck zu bringen.”

Im Alter von 44 Jahren nahm Hörmann Abschied vom Militär und wurde freischaffender Künstler. Er heiratet die zweiundvierzigjährige Laura Beztuch in der Wiener Votivkirche. Studienreisen nach Ungarn brachten eine Veränderung seines Malstils, sein Pinselduktus wurde freier, die Tonskala hellte sich auf.

Beeindruckt von den Werken der Schule von Barbizon und der französischen Impressionisten, entschloß er sich 1886 zu einem mehrjährigen Frankreichaufenthalt. Dort fand er

seine Motive in Paris, Fontainebleau und Barbizon, in der Bretagne und auf den Kanalinseln. Theodor von Hörmann arbeitete fortan unaufhörlich in der freien Natur, impressionistische Lichtbestimmungen, bei denen die Farben in lockerer Pinselschrift auf die Leinwand gesetzt werden, wurden sein Charakteristikum. Nach seiner Bückkehr aus Frankreich - 1890 -ließ er sich in Znaim an der Thaya -im heutigen Tschechien - nieder.

Die Hartnäckigkeit, mit der Hörmann die von ihm als richtig und wahr erkannte Malweise praktizierte, machte ihn im Wiener Kunstleben zum Außenseiter. Mehrmals wurden seine Arbeiten für Ausstellungen abgelehnt, das Unverständnis des Publi-

kums und der Wiener Kunstkritiker machten ihm schwer zu schaffen. Erst 1893 konnte er eine repräsentative Auswahl seiner Werke im Wiener Künstlerhaus zeigen. Diese späte Schaffensperiode bildete den künstlerischen Höhepunkt im Werk Theodor von Hörmanns.

1894 unternahm der Künstler gemeinsam mit seiner Frau eine Beise in den Süden, bis nach Sizilien. Grund dafür war auch der angegriffene Gesundheitszustand des Malers. Die Anzeichen einer tödlichen Krankheit ließen sich nicht mehr übersehen, es fehlen Spitzenwerke aus dieser Zeit. Anläßlich eines Kurort-Wechsels von Bad Gleichenberg auf den Semme-ring starb Hörmann in Graz am 1. Juli 1895 an einem Kehlkopfkarzinom und Herzlähmung. Er wurde am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.

Hörmanns Absicht, aus eigenen Mitteln eine Stiftung für junge Künstler ins Leben zu rufen, realisierte nach seinem Tod seine Frau Laura. Durch seine Bemühungen um Beformen innerhalb der Genossenschaft der bildenden Künstler und um die Anerkennung der modernen Landschaftsmalerei kann Hörmann wohl als Vorkämpfer der AViener Secession angesehen werden, deren Gründung 1897 er nicht mehr erlebte. (Bis 15. Oktober)

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