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De Gaulle als Bühnenfigur

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Der amerikanische Erfolgsautor Yon Nicola hat sich auf ein künstlerisch wie politisch ebenso ungewöhnliches Experiment eingelassen, indem er die Person des Generals und Präsidenten de Gaulle zum Mittelpunkt seines jüngsten Dramas, „Der Unbesiegbare", machte. Diese etwas gewagte Idee begründete Nicola — der als Amerikaner rumänischer Abkunft lange Zeit in Paris verbracht hat — damit, er hätte zwar, ähnlich wie Montherlant, ein Thema wählen können, bei dem es um einen Helden der Vergangenheit ging, aber er habe sich den besonderen Schwierigkeiten einer aktuellen Thematik aussetzen und damit gerade die allgemeine Aufmerksamkeit „auf eine der großen treibenden Kräfte unseres Jahrhunderts“ lenken wollen.

Die drei Akte des „Unbesiegbaren spielen durchweg in dem engen Rahmen von de Gaulles r Arbeitszimmer. Obwohl da einige Kapitel der jüngsten Weltgeschichte aufgerollt werden, treten in dem Stück insgesamt nur fünf Personen auf: de Gaulle selbst, Winston Churchill, Ex- general Salan, ein imaginärer französischer „Innenminister” und eine weitere Phantasiegestalt, die sich von einem anfänglichen Mitkämpfer de Gaulles zu einem scharfen Gegner seines späteren Regierungssystems entwickelt. „Von den Gegnern de Gaulles wird der .Unbesiegbare’ als antigaullistisch empfunden werden“, prophezeite Nicola die Wirkung seines Stückes, „von seinen Anhängern aber wird er als gaullistisch angesehen werden“.

Seine Einstellung zu de Gaulle erläuterte Nicola mit der Feststellung, er habe die Aktivität und die Persönlichkeit de.. Gaulles in Paris sehr aufmerksam studiert. Von Jugend auf habe er ihm, als dem Führer der Resistance, Bewunderung entgegengebracht, während er ihm heute mit Objektivität gegenüberstehe. „In meinem Stück zeige ich ihn, ohne irgend etwas unbeachtet zu lassen, ergriffen von Zweifeln und nicht mehr imstande, den freiheitsfeindlichen Kräften Einhalt zu gebieten.“ Auch der Wille dieses Unbesiegbaren könne weder ihn selbst noch seine Zeitgenossen den zwangsläufigen Entwicklungen eines unbestechlichen Schicksals entziehen.

Das internationale Theaterpublikum wird dem „Unbesiegbaren“ (der im Herbst in London Premiere haben soll) mit manchen Erwartungen entgegensehen, denn Nicola hat nicht nur am Broadway als Dramatiker und Regisseur einen Namen. Vor allem hat sein Erfolgsroman, „Die Sklaven der Freiheit“, über das Leben Fidel Castros in Amerika viel Aufsehen erregt. Dieser Roman soll jetzt auch dramatisiert und in New York unter dem Titel „Viva Rafaela“ aufgeführt werden.

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