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Von und mit Hans Hotter
Pfitzners „Palestrina“, dieses „Festspiel zu Ehren schmerzhaften Künstlertums“ (wie Thomas Mann das große Werk unmittelbar nach seiner Uraufführung 1917 im Münchner Prinzregententheater definierte) wurde in der Staatsoper am vergangenen Sonntag nach längerer Pause wieder aufgeführt. — Die Neuinszenierung durch Hans Hotter, der den Kardinal Borromeo in zwölf verschiedenen Premieren — und dreimal unter des Komponisten Leitung — gesungen hat, haben wir an dieser Stelle vor rund zwei Jahren ausführlich gewürdigt. Regie und Ausstattung (Günther Sehnei-der-Siemssen und Ronny Reiter) haben sich auch jetzt wieder bestens bewährt. Auch die Neubesetzung von acht größeren Partien kam der Aufführung zustatten, die als durchaus würdig, ja als glanzvoll bezeichnet werden kann. Anton Dermota, stimmlich voll auf der Höhe, deutlich singend und intelligent gestaltend, ist für die Titelpartie infolge seines sensiblen, zu Selbstkritik und Melancholie neigenden Naturells besonders geeignet. Hans Hotter als Borromeo ist nach wie vor eine Idealbesetzung. Peter Klein gestaltete die Partie des ein wenig auf komische Weise aus dem Rahmen fallenden Bischofs von Budoja mit allen ihm in hohem Maß zur Verfügung stehenden stimmlichen und schaufpieJerischen Mitteln. Robert Kerns als Graf Luna, Orator des Königs von Spanien, agierte ein wenig zu flott (etwa so, wie Fred Liewehr in „Kiss me, Kate“). Neu beziehungsweise in neuen Rollen, bewährten sich Walter Kreppet, Herbert Grabe als Gast und Tugo-mir Frank. — Neu war auch das jugendliche Schülerpaar, das sich durch hervorragende gesangliche Leistungen auszeichnete: Gertrude Jahn und Olwera Miljakovic. Nur wirkte die letztere als Palestrinas fragiler und von Jugendmelancholie überschatteter Sohn Ighino ein wenig zu robust. — Aus dem Konzilsakt möge man den „jungen Doktor“ (Dagmar Hermann), eine in dieser Umgebung unpassende Hosenrolle, entfernen, das heißt durch einen Sänger ersetzen. Der Dirigent Leopold Ludwig scheint nicht nur ein Kenner, sondern auch ein Liebhaber dieser kostbaren Partitur zu sein, der er ebenso wenig schuldig blieb wie die überaus klangschön spielenden Philharmoniker.
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