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Alter Ballast fiir neuen Anfang

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Seit ihrer Geburtsstunde in der Nachkriegszeit stand Österreichs verstaatlichte Industrie im Spannungsfeld zwischen Ideologie und Zweckmäßigkeit. Augenscheinlich hat die Zweckmäßigkeit darunter gelitten.

Von Anfang an war sie ein Exerzierplatz für partei- und machtpolitische . Auseinandersetzungen. Unter diesen Umständen ist alles möglich — nur keine längerfristige Unternehmensführung.

Es gibt keinen Manager internationalen Formats, der unter den gegebenen österreichischen Rahmenbedingungen in der verstaatlichten Industrie erfolgreich sein könnte. Reden wir uns das nicht ein.

Marionetten am Finger von Parteisekretariaten, von Regie-rungs- und Gewerkschaftsfunktionären, von Betriebs- und Landeskaisern: da führen Kräfte die Führungskräfte, wo politische Opportunität vor wirtschaftlicher Rationalität reiht. Wo man, gut burgenländisch gesagt, ohne Partei nicht ist, jedenfalls nicht alles werden kann. Und wo man das, was man ist, der Partei zu danken hat: sichtlich durch Abführung der Parteisteuer.

Das sind Eigentümlichkeiten der politischen Kultur dieses Landes, die sich auch nicht über Nacht ändern werden.

Angesichts des VOEST-Deba-kels ist es müßig, über die zweifellos gegebene Mitverantwortung des Managements zu klagen, die gefeuerten Unglücksraben hat ja nicht der Zufall als gefeierte Wunderkriaben bestellt, Zeitvergeudung ist es ebenso, sich über die Höhe des Salärs auszulassen (siehe dazu auch Seite 2 und 9). Und die schönen Reden von Reorganisation, seit Jahren stapeln sich Konzepte und Vorsätze, Mißstände zu beseitigen, riechen schon nach Moder.

Wer, muß man fragen, hat da die Interessen der Eigentümer, der steuerzahlenden Bürger, vertreten? Wurden nicht Doppelgleisigkeit und Überschneidungen, ja sogar selbstmörderische Konkurrenzkämpfe innerhalb der Verstaatlichten goutiert? Wurde nicht unter den Augen unserer sogenannten Eigentümervertreter das unübersichtliche und schwerfällige Firmen- und Branchentohuwabohu des VOEST-Konzerns kreiert, das in die Katastrophe führte?

Ihr Versagen ist dem der Manager ebenbürtig. Wer soll ihnen da vertrauen, daß sie das, was sie nicht konnten, nun können?

Insofern die fachlichen Voraussetzungen fehlen, handelt es sich um ein Personalproblem, zu lösen gilt es aber das Sachproblem Verstaatlichte. Darum muß es in der Sondersitzung des Nationalrates gehen: Um einen neuen Anfang, um ein neues System mit Dezentralisierung und Privatisierung, um die Abnabelung vom Parteieinfluß. Diesen neuen Anfang können aber nur SPÖ und ÖVP in gegenseitigem Vertrauen und gemeinsamer Verantwortung schaffen.

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