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elten, aber doch, kommt es vor, daß herausragende Bücher auch die Bestsellerli-

anführen. Cees Nootebooms lan „Rituale" ist ein solches i. Dem schon in den siebziger en entstandenen Opus mag-i des 1933 geborenen Niederere merkt man sein Alter t an. Nooteboom ist im schsprachigen Raum zuerst Lyriker aufgefallen. Daß er

als Romancier Furore macht, licht zuletzt auf seine Essays deutschen Wiedervereinigung jrliner Notizen", 1991) und zu jpa („Wie wird man Euter?", 1993) zurückzuführen, . er darin pointiert ausspricht,

man von deutschen Intellek-len nicht hörte, lag sein, daß der Verlag zu em Erfolg beigetragen hat, in-i er folgende Textstelle aus i Roman auf den Umschlag ;ken ließ: „Sex war niemals

worum es wirklich ging, Sex

nur das berauschende Transmittel." Dem Buch gerecht de er damit zweifellos nicht, n Sex ist es nicht, worum es in em Buch wirklich geht. Viel-lr geht es um Rituale zur Be-

wältigung des Lebens (jedoch nicht in mittelalterlicher, sondern in einer „postmodernen" Form). Der Romanheld Inni Wintrop spielt hier die Kontrastfigur zu den beiden Taads, Vater und Sohn, die sich kaum kennen, doch deren Leben sich unabhängig voneinander immer stärker ritua-

lisiert, um ihm Sinn abzugewinnen. Inni dagegen weiß mit Sicherheit, „daß er nicht nur niemals etwas werden wollte, sondern auch niemals etwas werden würde". Freilich hat solch ein spontanes Leben, für das der Autor hier plädiert, seinen Preis: „Er betrachtete die Gesichter der Männer in den Autos ... da wußte er, daß sein Leben, der Unsinn dieses Lebens, das Richtige war. Leere, Einsamkeit und Angst, das hatte seine Nachteile, aber es gab auch Entschädigung dafür."

Auf sehr unaufdringliche Weise ist dieser Roman ein sehr religiöses Buch, das die Not heutiger Menschen, ihrem Leben Sinn abzuringen, und die Unfähigkeit, insbesondere der katholischen Kirche, diesem Bedürfnis gerecht zu werden, auf eine unnachahmliche Weise thematisiert. Es ist, wie jeder gute Roman, ein philosophisches Buch, ein Buch voller Weisheit, in der unsere Zeit mit leiser Ironie statt mit sprachlichem Getöse durchleuchtet wird.

rituale

Von Cees Nooteboom.

Aus dem Niederländischen von

Hans Herrfurth

Suhrkamp Verlag, Frankfurt 1993. 232 Seiten, öS 219,-.

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