Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Der eine braucht den andern
„Möchte Sie ersuchen“, schreibt der (Fem-)Seher, „die Sendung noch einmal auszustrahlen, da sie kirchlicherseits zu wenig bekanntgegeben wurde.“
Erschöpft sich die Wechselbeziehung, die gegenseitige Abhängigkeit von elektronischen und gedruckten Medien im kirchlichen Bereich also, darin, daß Leser, die eine Sendung aus dem „Kasti“ versäumt haben, als Hörer oder Seher auf ihre (kirchennahe) Zeitung schimpfen, die zuwenig deutlich auf die hörens- oder sehenswerte Sendung hingewiesen haben soll? Und umgekehrt in der mehr oder minder sachkundigen Kritik, die Rundfunkma- chem für ihre Produkte aus Zeitungsspalten zuteil wird?
Mitnichten. Obwohl man beides nicht unterschätzen soll. Neutrale Zeitungen (neutral im Verhältnis zu den Kirchen) richten sich üblicherweise auch in Radio- und Femseh- rubriken » nach dem Lesergeschmack; und dem steht der Sinn allemal mehr nach diverser Unterhaltung als nach religiöser Information, geschweige denn Erbauung. Eine weniger neutrale Zeitung druckt im Programm statt eines Titels religiöser Sendungen schlicht- weg „Religion“, was der verschlüsselten Aufforderung gleichkommt: Abschalten! Dem geschätzten Leser, der sich zum (wert-)neutralen auch noch ein christliches Blatt hält, ist daher mit ausführlichen und hervorhebenden Hinweisen auf religiöse Sendungen tatsächlich ein guter Dienst erwiesen.
Und was die Kritiken angeht, so wünschte sich zwar jeder Radiooder Femsehmensch zuweilen, er könnte in seinem elektronischen Medium über diesen oder jenen „unmöglichen“ Artikel, Kommentar, Bericht ähnlich vehement herfallen, wie es ihm seitens der Zeitungen zuweilen passiert, doch Hand aufs Herz: die Kritiken schaden ihm und seiner Arbeit nicht, sie nützen und helfen vielmehr, solange sie redlich und sachorientiert sind.
Die Wechselbeziehung geht aber tiefer. In jener Weise freilich, die über den kirchlichen Bereich hinaus für die gegenseitige Abhängigkeit der Medien überhaupt gilt. Den Vorteil der raschen Übermittlung von Informationen durch Radio oder Fernsehen mindert deren Flüchtigkeit. Die Zeitung kommt später, sie informiert aber gründlicher, hin- ter-gründiger (indem sie auch Hintergründe aufhellt, zum Mit- zum Nachr, zum Weiterdenken anregt). Diese wechselseitige Ergänzung im Aufgabenbereich von elektronischen und gedruckten Medien ist eine notwendige, unerläßliche, beiderseits unverzichtbare.
Wenn der Gestalter religiöser Programme einen zusätzlichen Wunsch äußern darf: Leichter als sein Kollege von der Zeitung läuft er Gefahr, durch medienspezifische Formen und Aussagen anzuecken, mißverstanden zu werden; seine Dankbarkeit für Rückendeckung, für klärende, verständnisweckende Worte wäre grenzenlos!
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!